Die Geisterseherin (German Edition)
helfen konnte.
Normalerweise sollte um diese Zeit mein Magen anfangen zu grummeln, doch alleine der Gedanke an Essen ließ ihn schon rebellieren, darum beschloss ich mein normales Frühstück erst einmal ausfallen zu lassen.
Irgendwann stand ich dann doch vor der Schule, keine Ahnung, warum ich hierher gekommen war... Man würde mich vermutlich eh sofort ins Krankenzimmer schicken... aber ich hatte weder die Lust, noch die Kraft zurück zu gehen.
In mein einsames Zimmer...
Zumindest schwankte ich inzwischen nicht mehr ganz so stark, auch wenn die Umgebung hin und wieder zu verschwimmen drohte. Verdammt, man hatte mir ganz bestimmt irgendeine Droge gegeben, da war ich mir inzwischen sicher. Wenn ich wieder fit war, dann musste ich mein Zimmer unbedingt durchsuchen, nicht das etwas fehlte und man mich beklaut hatte! Meine Briefbörse war jedenfalls noch da, ich spürte sie fest in meiner Hosentasche sitzen. Genauso wie der Batzen Kleingeld, der darin war und unangenehm in der Tasche drückte. Außerdem schienen meine Organe noch alle vorhanden zu sein, zumindest spürte ich keine Narbe an meinem Buch. Jedenfalls... wer mich ausrauben wollte, würde auch versuchen von einem Verhungernden Brot zu klauen – oder mitten in der Wüste Sand zu verkaufen. Ich bekam einfach nicht genug Geld, um wirklich ein gutes Ziel für Diebe abzugeben. Die paar Yen, die mir mein kleiner Nebenjob einbrachte, reichten gerade einmal für eine genügsame Grundversorgung.
Ich erreichte das Klassenzimmer kurz vor Unterrichtsbeginn und öffnete es. Wie jeden Tag schien niemand von mir Notiz zu nehmen, darum erreichte ich unbehelligt meinen Platz.
Die Tasche abstellend, fluchte ich leise über die Bücher, die wir schleppen mussten. Meine Schultern schmerzten so sehr, dass ich mich fühlte, als hätte ich eine ganze Bibliothek darauf durch Japan getragen. Keuchend ließ ich mich an meinem Platz nieder und legte den Kopf auf den Tisch, schloss sofort erschöpft meine Augen. „Verdammt, was mache ich eigentlich hier...“, fragte ich mich in Gedanken.
Eine Antwort darauf fand ich nicht, denn mein Körper driftete sofort in einen leichten Schlaf ab.
Ich träumte etwas, an das ich mich hinterher nur dumpf erinnern konnte. Da war eine Gasse... Sie schien mir bekannt, mit grob behauenen Steinen an den Wänden, teilweise mit etwas rotem bedeckt. Aber selbst bevor ich im Traum realisieren konnte, was ich sah weckte mich eine Stimme.
„Hey …, geht es dir gut?“, fragte sie besorgt.
Jemand hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt und rüttelte unangenehm fest an ihr. Es tat fürchterlich weh, da meine Schultern eh schon so verdammt schmerzten.
Ich öffnete langsam die Augen, aus der Traumwelt erwachend und nahm für einen Moment nur wirbelnde Farben wahr, bevor ich das Gesicht einer Klassenkameradin erkannte.
„Geht es dir gut? Du siehst... nicht gut aus.“, fragte sie mich erneut. Ich blickte etwas verwundert hoch. Ein Mädchen hatte mich angesprochen, so etwas war mir noch nie passiert... die meisten mieden mich, egal ob sie Jungen oder Mädchen waren. Ich wusste nicht einmal wieso das so war... Und dann war dies nicht nur irgendein Mädchen... es war die neue Schülerin. Wie hieß sie doch gleich...? Mein Kopf arbeitete heute nur im Schneckentempo. Hieß sie nicht Mikoto? Ja, das war ihr Name. Ich fand ihn irgendwo in einer Ecke meines Gehirns abgespeichert.
Mikoto Sugisaki... sie war ein Mädchen, das viele hier bewunderten, auch wenn sie sich dessen vermutlich nicht bewusst war. Ihre Noten waren gehobener Durchschnitt, sie war sportlich sehr gut und sie hatte genug Mut um Herrn Momonari die Stirn zu bieten, was ihr in der Klasse viel Respekt und Bewunderung eingebracht hatte... auch wenn sie jetzt irgendwie etwas traurig und abwesend wirkte...
Es war ein Wunder, dass jemand von ihrem Kaliber mich ansprach. Ich war doch ein Niemand in der Klasse, wenn es mir nicht schlecht gehen würde, dann hätte sie mich vermutlich nicht einmal bemerkt... Mein Aussehen war zwar noch ganz okay, aber ich war schulisch totaler Durchschnitt... unauffällig bis ins kleinste Detail... Einer von vielen. Außerdem hing Mikoto doch immer nur mit diesem crossdressendem Idioten ab, der ständig als Mädchen verkleidet zur Schule kam. Zu den anderen Leuten in der Klasse, hatte sie nur sehr wenig Kontakt... aber jetzt stand sie vor mir und sah besorgt auf mich herab.
„Mir... geht es gut.“, log ich.
Am liebsten hätte ich mich dafür geohrfeigt. Mir ging es alles
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