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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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andere als gut... und wahrscheinlich war dies die einzige Möglichkeit für mich gewesen, jemals mehr als zwei Worte mit Mikoto zu wechseln... und ich hatte es versaut, bevor es richtig angefangen hatte. Verdammt... das war ja mal wieder typisch für mich.
„Wenn du meinst...“
Mikoto lief zurück zu ihrem Platz und warf mir einen eindeutig besorgten Blick zu... verdammt, ich musste jämmerlich aussehen, wenn sie ausgerechnet wegen mir so besorgt aussah. Zumal sie momentan eh übermüdet und ziemlich fertig wirkte... Sollte ich mir nicht über sie Gedanken machen?
Oder auch nicht, denn ein paar Sekunden später unterhielt sie sich aufgeregt mit diesem Transvestiten oder was auch immer das für einer war.
Wie ich ihn hasste... dieses „Ding“ mit den gefärbten rosafarbenen Haaren... wie kam man nur auf eine solche Farbe?
Und wieso hatte jemand wie er Kontakt zu einem Mädchen, wie Mikoto?
Wieso fand sie es nicht auch abstoßend, wenn er in Mädchenklamotten zur Schule kam? Müsste sie ihn denn nicht hassen, ihn verspotten... und die Freundin von einem der viel beliebteren Mitschüler werden? Wo war die Logik geblieben, die dieses Land regierte?
Ich wünschte, dass jemand diese dämliche Verkleiderei mal aus Yuki heraus prügeln konnte... aber ich war dafür nicht stark genug. Ich war zu gar nichts genug... jede einzelne Eigenschaft von mir war maximal Durchschnitt, oft nicht einmal das.
Niemand bemerkte mich, weder die Jungs, noch die Mädchen. Vermutlich würde ich irgendwann als einsame Jungfrau sterben... ohne, dass sich auch nur ein Mädchen mal nach mir umgedreht hätte. Ich war nicht einmal hässlich genug, um ein Mobbingopfer an der Schule zu werden. Ich war einfach da... und niemand nahm wirklich Notiz davon.
Das Leben war so ungerecht.
Kurz nachdem ich dies dachte, schlief ich wieder ein. Niemand weckte mich dieses Mal. Es war in Japan nun einmal nicht üblich einen Schüler zu wecken, wenn er im Unterricht einschlief. In Europa wäre so etwas sicherlich undenkbar gewesen. Aber vermutlich hatten es die Lehrer eh nicht einmal bemerkt...
Als ich wieder erwachte hatte jedenfalls die Mittagspause begonnen, zumindest vermutete ich das, da ein paar Mitschüler im Klassenzimmer saßen und belegte Brote aßen.
Der Geruch von Wurst und Käse drang in meine Nase und löste einen üblen Brechreiz aus. Ich erhob mich und verließ, schwankender als zuvor, das Klassenzimmer. Frische Luft... ich brauchte frische Luft, schoss es mir durch den Kopf. Der Wurstgeruch hing mir in der Nase und mein Magen rebellierte mit jedem Schritt. Meine Schultern fühlten sich inzwischen an, als hätte man Gewichte an sie gehängt, die selbst einen Schwarzenegger zu seinen besten Zeiten aus den Socken gehauen hätten.
Ich stieß fast mit dem Mädchen von heute morgen zusammen, mit Mikoto, welche wohl gerade etwas am Kiosk gekauft hatte. Eines der sehr beliebten Melonenbrote, mit einer süßen Creme gefüllt... mein Magen krampfte sich erneut zusammen und ich stolperte schnell weiter.
Meine Schritte trugen mich in Richtung Dach. Das war schneller, als wenn ich mich erst am Kiosk vorbei kämpfen musste, um zum Schulhof zu kommen.
Eine Stufe... zwei Stufen... drei Stufen. Kam es nur mir so vor, oder war diese Treppe gestern noch kürzer gewesen?
Ich hatte noch immer diesen komischen Geschmack im Mund, was war nur mit mir heute los? Wieso wurde es nicht besser...? Ich hatte genug Schlaf... ich war an der frischen Luft gewesen... verdammt, war ein Kater wirklich so hartnäckig?
Endlich erreichte ich die letzte Stufe und stieß mit der Hand verzweifelt die Tür zum Dach auf.
„Haha...“, dachte ich. „Wie gut, dass das Dach eingezäunt war.“ Nachdem vor vielen Jahren hier angeblich mal ein Mädchen zu Tode stürzte, hatte man einen hohen Zaun rund um die ebene Dachfläche installiert... sonst wäre ich in meinem Zustand auch niemals hierher gekommen.
Mir mochte es mies gehen, aber so weit denken konnte ich doch noch. „Hey, was genau tust du da eigentlich?“
Jemand sprach mich von hinten an und ich stolperte erschrocken ein paar Schritte vorwärts, während ich versuchte mich herum zu drehen. Schließlich spielte mein Gleichgewichtssinn nicht mehr mit, ich verlor die Balance und knallte mit voller Wucht gegen den Zaun, den man um das Dach herum gespannt hatte.
Er quietschte für einen kleinen Moment bedrohlich.
Nur für einen Moment...
Ich spürte, wie etwas nachgab, als würde sich etwas lösen, ohne jedoch genau sagen zu können, was

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