Die Geisterseherin (German Edition)
etwas sagte... eine Ausrede erfand... aber als sie einen fragenden Blick auf ihn warf, war nur der Schock in seinem Gesicht zu sehen. „Verdammt, wo ist dieser Nichtsnutz denn schon wieder?“, schimpfte seine Mutter.
„Kann man denn nicht einmal mehr erwarten, dass die eigenen Kinder pünktlich aus dem Bett kommen?“
Die Mutter fluchte erneut leise und wollte schon nach oben gehen, doch Yuki erwachte rechtzeitig aus seiner Erstarrung und hielt sie fest, schob sie in die Küche, wo bereits ein fertig angerichtetes japanisches Frühstück auf dem Tisch stand.
Mikoto folgte den beiden zögerlich, während Yuki versuchte seiner Mutter zu erklären, dass „er schon vorausgegangen sei“, weil „er noch etwas erledigen wollte“.
Erneut bemerkte Mikoto staunend, die echt und überzeugend Yuki's Lüge klang. Würde sie so etwas ihrem Vater erzählen, dann würde dieser ihr nicht eine Sekunde lang glauben!
„Euch beide sieht man wahrlich nur noch selten zusammen, kann es sein, dass ihr beide euch gestritten habt?“, fragte seine Mutter ihn schließlich und Mikoto musste sich ein Grinsen verkneifen. „Ich habe euch doch hunderttausend Mal gesagt, dass ihr nicht streiten sollt. Und überhaupt...“
„Ich habe mich mit ihm nicht gestritten! Glaub mir doch, Mutter!“, warf er ein und hoffte das Thema irgendwie beenden zu können. Mikoto setzte sich derweil an den Tisch und langte kräftig zu, verfolgte dabei aufmerksam und etwas amüsiert das Gespräch zwischen dem verzweifelten Yuki und seiner Mutter. Zwischendurch wollte sie eingreifen, hielt es aber für besser, wenn sie nichts sagte. Bei ihren Fähigkeiten zu lügen würde Yuki's Mutter eh nur misstrauisch werden... da hatte Yuki am Vorabend am Telefon mit ihrem Vater und jetzt mit seiner Mutter weitaus mehr Geschick bewiesen.
„Ah...!“, rief sie plötzlich in die Unterhaltung rein.
Ihr fiel plötzlich Shinji wieder ein und die Tatsache, dass es vielleicht besser war, wenn sie vor der Schule mit ihm sprach, da sie nach der Schule keine Zeit dafür hatte. Sie hatte den Jungen durch das Schauspiel, dass ihr die Familie Yutaka bot, total vergessen! Zumindest heute aber wollte sie sich an die Regel ihres Vaters halten... bevor sie noch mehr Ärger bekam und das vermied sie am besten, wenn sie gleich nach Shinji schaute und nicht erst nach der Schule. Yuki und seine Mutter hielten kurz inne, als Mikoto aufstand und sich für das Essen sowie die Übernachtung bedankte. Sie versprach den Gefallen möglichst bald zurück zu zahlen, doch jetzt müsse sie, sagte sie, so schnell wie möglich gehen.
„Gut. Yuki ist ja auch bereits weg... er hätte auf dich warten sollen...“ „Mutter!“
„Ja, ja. Ist ja schon gut.“, lenkte seine Mutter schließlich ein. „Richte deinem Vater schöne Grüße aus, Mikoto.“
„Werde ich machen... Yu... Megumi, ich sehe dich nachher in der Schule.“
Sie verabschiedete sich schließlich und verließ die Wohnung, sich fragend, wie Yuki eigentlich die Zeugnisübergabe regelte. Fälschte er eines, um Megumi's Namen auf dem Dokument zu haben? „Was für ein lebendiger Morgen.“, kicherte sie schließlich, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
So hektisch ging es bei ihr nie zu. Aber das war wohl auch gut so, auf die Dauer würde es sie nämlich verrückt werden lassen... aber ab und an wäre wirklich echt schön.
„Und wer bist du?“
Ein Mädchen, welches diese Frage mit barschen Unterton an sie richtete, stand direkt vor ihr, Mikoto hatte sie erst gar nicht gesehen und wäre beinahe über sie gestolpert, weil sie fast eineinhalb Köpfe größer war!
Mikoto runzelte die Stirn, als sie das schwarze Gothic Lolita-Outfit mit den weißen Rüschen sah. Dieser Trend war zwar in Japan immer mal wieder zu sehen, aber das war das erste Mal, dass sie direkt vor einem Fan des Modestils stand. Dann fiel ihr ein, dass Yuki's Cousine am heutigen Tag kommen wollte und eine Weile bei Yuki wohnen würde.
Sie war wohl lediglich verdammt früh dran, denn so weit sich Mikoto erinnern konnte, sollte das Mädchen erst am Nachmittag hier sein. „Du bist Sayuri, nicht?“, fragte sie es.
Doch die einzige Antwort, war nur ein trotziges: „Ich hab zuerst gefragt!“
Das Mädchen verzog das Gesicht und musterte Mikoto von oben bis unten, fing dann aber an zu lächeln. Vermutlich mochte sie Mikoto's Kleidung, die ja ebenfalls fast komplett Schwarz trug und wenn Mikoto ehrlich mit sich war, dann fand sie zwar den Gothic-Lolita-Stil nicht besonders
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