Die Geisterseherin (German Edition)
wir überreden unsere Eltern mit uns ans Meer zu fahren. Oder wir gehen morgen so richtig schön zusammen shoppen... dann kommst du bestimmt mal auf andere Gedanken.“
Mikoto lächelte müde. „Danke, Yuki... ans Meer würde ich wirklich mal gerne wieder. Aber leider geht es nicht... ich kann vor den Geistern nicht davonlaufen... egal, wo ich bin... sie sind auch da.“ „Du sollst ja auch nicht davonlaufen.“, erklärte ihr Yuki. „Du sollst dir nur ein paar Tage Auszeit gönnen. Das geht auch mit Geistern. Ignoriere sie einfach. Wenn du keine Geisterseherin wärst, dann würden sie auch selbst zur anderen Seite finden, nicht?“
„... du hast ja Recht... irgendwo.“
Plötzlich fiel Mikoto ein, dass sie ihrem Vater Bescheid geben musste, dass sie bei Yuki übernachtete, sonst würde er morgen erst recht ausrasten!
„Hey, ich rufe kurz meinem Vater an.“, erklärte sie Yuki. „Ok.“
Sie fummelte ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer. Es klingelte nur einmal, bevor der Hörer abgehoben wurde.
„Yujiro Sugisaki am Apparat.“, meldete sich die Stimme ihres Vaters. „Hallo, Vater... ich bin es.“
Für einen kleinen Moment war es ruhig am anderen Ende. „Mikoto? Verdammt, wo bist du? Ist dir klar, dass du vor mehr als einer Stunde hier sein solltest?!“
„Tut mir leid, aber... ich bin bei Yuki... und...“, Mikoto versuchte eine Ausrede zu erfinden.
Verdammt, dachte sie sich. Sie müsste ja lügen, wenn sie behaupten würde, dass sie schon lange hier war, denn das war sie ja nicht. Und ihr Vater würde das sofort bemerken, schließlich konnte sie nicht lügen...
Plötzlich nahm ihr Yuki das Handy ab und rettete damit sprichwörtlich ihr Leben.
„Herr Sugisaki, mein Name ist Yuki... ja, genau. Ja, das bin ich. Jedenfalls wollten ich nur Bescheid geben, dass Ihre Tochter seit einiger Zeit bei mir ist. Wir haben die Zeit vergessen, was auch mir natürlich sehr leid tut. Aber nach all dem, was in der letzten Zeit so in Ichihara passiert ist, wäre es unverantwortlich von meiner Familie, wenn wir Mikoto jetzt noch raus in die Nacht schicken würden, da stimmen Sie mir doch sicher zu, oder?“
Mikoto's Kinnlade klappte nach unten, sie hatte nicht gewusst, das Yuki ein so guter Lügner war! Er zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass er log!
„Ja, genau. Sicher, sie wird morgen nach der Schule sofort nach Hause kommen... nein, wir sind nicht alleine, meine Mutter ist hier und mein Vater kommt später auch von der Arbeit zurück. Möchten Sie vielleicht mit meiner Mutter reden? Nein?“, sprach er weiter. Mikoto nahm das Handy jetzt wieder zurück, bevor Yuki das Gespräch beenden konnte.
„Vater?“, fragte sie.
„Okay, Mikoto. Ich drücke noch letztes Mal ein Auge zu, aber das nächste Mal hätte ich gerne etwas früher Bescheid gewusst.“ „Ich verspreche es, Vater... kann ich dich noch etwas fragen?“ „Sicher.“
„Ich... ich wollte nur fragen, ob wir mal wieder ans Meer fahren könnten... irgendwann in den nächsten Wochen. Es ist so viel passiert in der letzten Zeit und ich hab das Gefühl, als fiele mir die Decke auf den Kopf... so ein paar ruhige Tage am Meer wären wirklich schön...“ „Darüber reden wir morgen.“, antwortete ihr Vater knapp. Mikoto nickte, schüttelte dann den Kopf, als sie merkte, dass sie ja am Telefon war und ihr Vater sie daher nicht sehen konnte und bestätigte es noch einmal akustisch.
„Ich hab dich lieb, Vater...“, sagte sie leise.
Dann legte sie auf und ließ sich rücklings auf die Tatami-Matten fallen.
„Du solltest morgen nach der Schule wirklich schnurstracks nach Hause laufen, verstehst du?“, erinnerte sie Yuki.
„Ja, das habe ich mir schon gedacht... ich hoffe nur, dass ich mich daran halten kann.“, stöhnte sie bei dem Gedanken an Shinji. Sie hoffte wirklich, dass sie wenigstens dieses Mal einhalten konnte...
Yujiro Sugisaki legte mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck den Hörer des Telefons auf.
„Sie kommt heute Abend nicht mehr...“, sprach er nach einer deutlichen Pause.
„Sie sollten sich nicht so viele Gedanken darum machen.“ Yujiro setzte sich wieder zurück auf die Couch, auf welcher bereits Q'nqüra, die „Psychiaterin“, die er für Mikoto angeheuert hatte, saß. Sie trug das gleiche blaue Kleid, dass sie auch bei ihrer ersten Begegnung mit Mikoto angehabt hatte, aber das wusste er nicht. „Tut mir leid, wenn ich Sie so spät Abends belästige.“, sagte Yujiro zu ihr. „Ich war vor wenigen Tagen bei Ihnen, konnte
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