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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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abgehärtet, wenn es um den Tod ging, dann würde sie jetzt sicher mit so einer netten weißen Jacke in einer Gummizelle sitzen und vor sich hin lallen... Sie fragte sich inzwischen ernsthaft, ob es nicht besser war, wenn sie sich selbst in psychiatrische Behandlung begab. All diese Ereignisse waren alles andere als spurlos an ihr vorbeigegangen. Wer weiß, vielleicht war sie ja wirklich inzwischen schon ein wenig verrückt...?
Sie seufzte erneut und lief weiter, betrat das Grundstück, auf dem ihr Haus stand und öffnete die Tür mit ihrem Schlüssel.
„Ich bin wieder... da. Sport fiel aus.“, murmelte sie leise in die Wohnung hinein. Immerhin musste ihr Vater ihr das anrechnen, nicht? Sofort erklang eine Antwort: „Mikoto, bist du das?“
Ihr Vater kam jetzt aus der Küche, es roch nach chinesischen Gewürzen, scheinbar kochte er etwas.
„Du bist aber früh da.“, wunderte er sich, anscheinend hatte er Mikoto's Begründung nicht gehört.
„Uhm... du aber auch, Vater. Musst du nicht arbeiten?“
„Ich habe mir freigenommen, für den Rest der Woche und das Wochenende.“
Plötzlich setzte er eine ernste Miene auf.
„Hör mal, Mikoto! Noch einmal ziehst du diese Nummer nicht ab, verstanden? Wenn ich sage, dass du pünktlich hier sein sollst, dann wirst du hier sein.“
„Ich kann dir das erklären, wirklich...“
„Das wirst du auch, Fräulein, und zwar ausgiebigst... aber vorher essen wir etwas. Stell deine Sachen ins Zimmer und deck schon mal den Tisch. Ich wollte das Essen eigentlich warm machen, wenn du vom Nachmittagsunterricht kommst, aber da du schon hier bist, können wir ja auch gleich essen.“
Mikoto tat wie ihr geheißen und deckte den Tisch, anschließend brachte ihr Vater zwei Teller voller Reis, Gemüse und Fleisch in einer rötlichen Soße.
Sie war viel zu scharf geraten, hart an der Grenze des Essbaren... aber das Gericht an sich schmeckte gut. Mikoto liefen die Tränen wie Wasserfälle an den Wangen herunter, sie hatte aufgegeben dagegen etwas zu tun, als sie gesehen hatte, dass auch das Gesicht ihres Vaters rot wie eine Tomate war.
Nachdem sie schließlich alles gegessen und die Teller weggeräumt hatten, setzte sich ihr Vater neben ihr auf die Couch im Wohnzimmer. Die Atmosphäre im Raum wurde schlagartig kühler, während des Essens war sie noch relativ entspannt gewesen.
„Das war zu scharf... tut mir leid, ich hätte nicht so viel von dem roten Zeug dran machen sollen...“
Er griff nach der Fernbedienung und schaltete das Radio aus, dass die ganze Essenszeit über japanische Popmusik gespielt hatte, sehr zum Leidwesen von Mikoto.
„Erst einmal die gute Nachricht... Ich habe da ein hübsches Ryokan gefunden, welches nur ein kleines Stück vom Meer entfernt liegt und dir sicherlich gefallen dürfte. Es hat auch noch genug freie Zimmer für dieses Wochenende, um ein oder zwei Freunde von dir einzuladen...“
Für einen Moment traute Mikoto ihren Ohren nicht.
„Und jetzt kommt der Haken... Ich koppele den ganzen Ausflug ans Meer an eine Bedingung... ich will, dass du mir erzählst, was du in den letzten Tagen so spät nachts gemacht hast. Ein paar Dinge habe ich ja bereits von Q'nqüra und der Polizei erfahren, aber ich will es aus deinem Mund hören.“, erklärte er ihr.
„Ich darf... Freunde mitbringen?“
Sie glaubte erst, dass sie sich verhört hätte.
„Natürlich...“, bestätigte ihr Vater seine Aussage noch einmal. „Dann...“
Mikoto wusste nicht so recht, wie sie anfangen soll.
„In letzter Zeit... ist viel passiert. Ich habe viel erlebt und das meiste davon würde ich gerne für immer aus meinem Leben streichen.“ Sie versuchte einen Weg zu finden, das Wort „Geist“ zu vermeiden, ohne zu lügen.
„Ich mag diese Stadt und ich...“
„Ich weiß, du willst nicht schon wieder umziehen, das hat auch deine Psychiaterin gesagt.“, unterbrach ihr Vater sie.
Mikoto verbiss sich lieber ihren Kommentar zur Herrin der Zeit. „Ich glaube, dass es bergab ging, nachdem Yuki mich den einen Abend anrief... und wir in der Schule die Leiche von Iori Sawachika fanden...“
Ihr Vater blieb ruhig und Mikoto atmete einmal tief durch. „Ich kannte Iori von meinem Kendo-Club... ihre Leiche zu finden, war also ein großer Schock für mich...“
Sie stoppte eine Sekunde und überlegte kurz, wie sie weiter erzählen sollte.
„Am nächsten Tag sah ich dem Tod noch einmal ins Gesicht... Kommissar Kinoshita rettete mein Leben und nahm dabei das einer anderen Person...“
Sie hatte den Kopf

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