Die Geisterseherin (German Edition)
müsste.
Das Schwert traf auf den Asphalt und bog sich gefährlich, die Wucht des nicht nachgebenden Asphalts schlug Mikoto das Schwert aus der Hand. Klirrend landete es einige Schritte weiter entfernt auf der Straße. Die Klinge vibrierte noch einige Sekunden lang.
Das Wesen unter ihr hatte noch immer die gleiche grinsende Fratze in seinem Gesicht. Der Stich hatte nichts bewirkt, zwar klaffte jetzt ein riesiges Loch an jener Stelle, doch der Körper des Wesens schien sich bereits wieder zusammen zu setzen, als das Schwert noch durch die Luft flog.
Mikoto wich zurück, stolperte einige Schritte rückwärts und fiel dabei fast hin.
Es hatte nichts gebracht. Keiner ihrer Angriffe zeigte Wirkung. Diese Wesen waren für sie unverwundbar, das Schwert schnitt durch sie durch, als würden sie nicht existieren. Fassungslos starrte sie auf ihre Hände und berührte mit ihnen dann ihre Augen.
Was wurde hier gespielt? Sie sah sie doch, sie waren doch da, diese seltsamen Wesen! Wieso konnte sie nichts gegen sie unternehmen? Wieso zeigte nichts Wirkung?
Mit schwankendem Schritt und völlig konfus im Kopf lief sie zu ihrem Schwert, packte es mit zitternder Hand und schlug einige Male um sich, versuchte diese Wesen auf Distanz zu halten.
Tränen standen in ihren Augen, die Straße vor ihr verschwamm zu einem Brei aus Farben. Sie hatte alles versucht und nichts hatte geholfen. In ihren Gedanken entschuldigte sie sich bereits bei ihrem Vater. Es sah so aus, als würde sie ihr Versprechen erneut brechen. Q'nqüra wippte auf ihrem Stuhl hin und her, einen Stift in der Hand. Ihre Augen wanderten immer und immer wieder von den Büchern vor ihr zu der alten, vermutlich antiken Uhr, welche an der Wand hing. Es war bereits kurz vor 8 Uhr.
„Sie kommt heute nicht, was habe ich gesagt, Q'nqüra. Sie ist einfach nicht so weit.“
Steve lehnte an der Wand in einer Ecke und hatte die Arme vor dem Brustkorb verschränkt. Er wirkte gereizt und ungeduldig. „Es ist noch nicht die vereinbarte Zeit, Steve. Sie kann es noch schaffen... sie wird kommen. Mikoto weiß, dass sie uns braucht, tief in ihrem Herzen, auch wenn sie es nie zugeben würde. Außerdem würde sie ihren Vater niemals enttäuschen wollen.“, antwortete Q'nqüra ihm.
Steve lachte darüber nur.
„Das mag vielleicht sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie nicht so weit ist. Schau sie dir doch an, das Mädchen hat ein paar Geistern geholfen, hier und da ein wenig darüber gelernt. Aber was weiß sie von dieser Welt wirklich? Sie versteht nicht, was um sie herum abgeht, vermutlich weiß sie nicht einmal, warum sie dich nicht mag.“
Steve ballte eine Faust und reckte sie der Herrin der Zeit entgegen. „Du kannst ihr kleine Dinge überlassen, da habe ich nichts dagegen. Jeder fängt mal klein an. Aber was ist, wenn sie sich durch Zufall mit den falschen Leuten anlegt und dabei umkommt? Sie hat dafür gesorgt, dass Herr Momonari suspendiert wird. Selbst er, als kleiner Fisch, könnte sie vernichten, wenn er wollte. Dann ist deine Hoffnung verloren und dein Plan zerstört... dann wirst du nur noch dasitzen und zusehen können... und das, obwohl du mich noch immer hast! Und ganz ehrlich, es ist ein Wunder, dass Momonari...“
Q'nqüra hob eine Hand und Steve verstummte.
„Wenn dieser Momonari so stark ist, dass er sie töten kann, warum hast du ihn dann nicht ausgeschaltet, Steve? Wäre das dann nicht deine Aufgabe?“
„Willst du das wirklich, Q'nqüra? Die einzige Spur vernichten, die wir haben?“
Sie blieb ruhig, dann hob sie eine Hand, der Minutenzeiger der Uhr erreichte fast zeitgleich die volle Stunde.
„So lange wir nicht wissen, wer die Fäden zieht, so lange dürfen wir nichts unternehmen. So sehe ich das jedenfalls.“, erklärte Steve seine Sichtweise.
„Dann hältst du dich immer noch für etwas besonderes, während du versuchst Mikoto genau das auszureden, habe ich recht, Steve? Du hältst diese ganze Geschichte für den Schlüssel der Erfüllung deines Schicksals? Ist das der Grund?“
„Nein, Q'nqüra. Aus diesem Alter bin ich lange heraus, ich weiß, dass es das Schicksal nicht gibt. Diese Zeit ist lange vorbei, wir selbst bestimmen unser Schicksal. Das Mädchen mit dem Virus hat dies eindrucksvoll bewiesen. Nichts hier ist vorbestimmt, wenn wir nicht wollen, dass es vorbestimmt ist. Ich habe noch immer den Überblick über das, was ich tue und ich weiß, dass ich wohl nicht mehr werde, was ich werden sollte... aber bei dir bekomme ich so langsam
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