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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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Fräulein Kühnel … Lebius, der ins „Sie“ gefallen war, brach ab. Die junge Frau, verlegen und von heftiger Röte eingefärbt, wich seinem Blick aus, sie sagte kein Wort. Peinliches Schweigen stand in der kleinen Küche wie eine unsichtbare Gaswolke.
    Na los! kommandierte der Student, vielleicht erfahre ich bald, was hier los ist.
    Ich habe Ihrer Verlobten nur von einem geschäftlichen Erfolg berichtet, und zwar ungesäumt, bin sogleich zu ihr geeilt, noch in dieser Nacht, um sie darauf vorzubereiten, dass demnächst unsere Zeitung „Die Sachsenstimme“ … wieder brach er ab.
    Fromhagen, der Student, vollendete Lebius’ angefangenen Satz: Eingehen wird! Jawohl eingehen. Das wollten Sie wohl sagen, denn alles andere wäre eine Überraschung.
    Lebius, der von seinem Hocker aufgestanden war, baute sich vor dem Studenten auf. Nein, rief er, nein und nochmals nein, unsere Zeitung wird eine Blüte erleben. Sie wird aufblühen …
    …und dann eingehen wie eine Primel. Ganz klar. Erich Fromhagen lachte, er lachte aus vollem Halse.
    Lebius tat einen Schritt auf den jungen Mann zu, nur eine Armlänge trennte sie noch, er zitterte vor Wut, aller Grimm, alle verdrängten Niederlagen der letzten Zeit schienen plötzlich in ihm aufzulodern.
    Er schrie: Hören Sie auf! Hören Sie bloß auf, Sie … Sie … Sie Söhnchen. Sie Sozialist!
    Da packte der Student den Redakteur am Kragen, griff gleichzeitig mit der anderen Hand nach dessen Hosenboden. Nein. Nicht, Erich, nicht! schrie die Elsbeth, tu’s nicht!
    Doch Fromhagen, blass und kalt entschlossen, war nicht mehr aufzuhalten. Er schleppte den Lebius mit einem Polizeigriff, den er so manches Mal an sich selbst gespürt hatte, durch das Arbeitszimmer und durch den angrenzenden kleinen, schmalen Flur, bolzte wütend Kartons und Schuhe zur Seite, schleppte den Verhassten zur Tür, rief seiner Freundin zu:
    Los, mach die Tür auf!
    Elsbeth Kühnel tat es, schnell, folgsam und stumm vor Schrecken. So, mein Freundchen, zischte Fromhagen dem Lebius ins Ohr, und nun hinaus mit Ihnen, und wagen Sie es nicht, hier noch einmal aufzukreuzen! Er stieß den Lebius, der, seltsam willenlos und ohne Gegenwehr, nichts gegen diesen Gewaltakt unternommen hatte, der nicht protestiert hatte, der stumm geblieben war, in den dunklen Hausflur und in die Nacht hinaus. Sollten Sie hier wieder erscheinen, Sie elender Schurke, dann hole ich die Polizei, das ist dann Hausfriedensbruch.
    Lebius, der sich zu beleben schien, rief: So eine bodenlose Frechheit! Ist mir noch niemals passiert! Unerhört, aus den eigenen Geschäftsräumen wird man hinausgeworfen. Das wird Folgen haben.
    Wie? Was höre ich? schrie nun seinerseits der junge Fromhagen, Geschäftsräume hätten Sie hier, das wären Ihre Geschäftsräume? Haben Sie denn jemals dafür Miete gezahlt, Sie Gauner? Fort mit Ihnen, und zwar schnell. Er schlug die Tür mit aller Kraft zu, dass es hallte im Hausflur.
    Und als der gedemütigte Rudolf Lebius dann die Treppe hinabstieg, wurde in seinem Rücken auf der Etage eine Tür geöffnet. Ein Männerkopf erschien. Ein Männerkopf mit kurzem grauen Igelschnitt und einem Schnauzer, der typische Kopf eines Polizeibeamten. Und der Männerkopf rief ärgerlich: Hat man denn in diesem verfluchten Haus nicht einmal nachts seine Ruhe? Gleich wird es eine amtliche Handlung geben … Lebius, der das hörte, beeilte sich, nach unten zu kommen. Er eilte über den Hof zum Vorderhaus und verschwand. Aber er verschwand nicht wortlos. Mit seinem schiefen Mund zischte er leise, mein wird die Rache sein, fürchterliche Rache, wer nicht mit mir, der wird gegen mich sein, zuerst der May, zuerst der May, dann die anderen …
    Ganz anderer Art waren die Erlebnisse in dieser Nacht für Max Dittrich.
    Tiefe Stille herrschte im weiträumigen Gelände des Kurbergsanatoriums. Es war jetzt kurz nach elf und um zehn Uhr hatten die Patienten, außer es war ein Ausgang beantragt worden, die strenge Anordnung, in ihren Betten zu liegen. Auch kein Lesen gab es mehr, das Licht in den Zimmern musste gelöscht sein. Die Wachschwester machte den Rundgang, manchmal auch der Chef persönlich, es gab keine Ausnahmen. Ruhe hatte zu herrschen, Ruhe fördere die Genesung und die Disziplin in seiner Anstalt sei ein Therapieprinzip, erklärte der Obermedizinalrat immer wieder. Doktor Julius Hermann Klencke-Mannhart, Inhaber und Chefarzt der Klinik, ein Mann von Anfang fünfzig, war ein erklärter Karl-May-Freund, voll Naturbewusstsein, ein

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