Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
Vom Netzwerk:
alle Übertreibung sagen
à la bonne heure
! Mein großes Ehrenwort, lieber Dittrich! Wirklich exzellent. Lebius hatte die Hand gehoben und mit Zeigefinger und Daumen einen Kreis geformt.
À la bonne heure!
wiederholte er. Was er da gelesen habe, ließe ihn ausrufen: dieser Max Dittrich sei tatsächlich ein exzellenter Schreiber, ein Kenner des Militärischen. Und ein Könner obendrein. Umso mehr würde er sich freuen, von ihm einen Text für seine „Sachsenstimme“ zu bekommen.
    Wollen Sie? fragte Lebius und reichte dem Geschmeichelten sein emailliertes grün-silbernes Zigarettenetui.
    Dittrich zögerte, eigentlich habe er striktes Rauchverbot und der Doktor im Kurberg-Sanatorium …, seine Lunge sei angeschlagen … und er tippte sich auf die Brust. Ach was, rief Lebius, wegen einer einzigen Zigarette! An einer einzelnen stirbt man nicht. Und da er spürte, wie der Widerstand seines Gegenüber erlosch, ergänzte er schnell: Ach was, eine dürfen Sie schon, lieber Dittrich.
Eene Eenz’sche!,
wie man hier im Sächsischen sagt. Und sie dient schließlich einem guten Zweck, das ist sozusagen eine Vertragszigarette. Und Max Dittrich nahm tatsächlich eine Zigarette, er hob sie zur Nase, roch daran. Oh, ein Kenner, konstatierte Lebius und klatschte sich auf die Schenkel, es ist eine französische, aber von der leichten Kavallerie, ha, ha … Beflissen reichte Lebius seinem Gegenüber die Zündholzflamme.
    Also abgemacht, sagte er und blies die Flamme aus, abgemacht. Sie schreiben mir einen Artikel. Haben Sie schon eine Idee?
    Dittrich, in tiefen Zügen die verbotene Zigarette inhalierend, nickte, bekam einen Hustenanfall, nickte noch einmal, antwortete, ja, einen Text über Karl May und seine Schriften habe er fast fertig. Den könne er anbieten, wenn Herr May nichts dagegen habe … Dittrichs Stimme klang heiser und wie erstickt. Noch einmal hustete er.
    Lebius: Unsinn, was sollte der dagegen haben? Ein Freund schreibt über einen Freund. Eine ausgezeichnete Idee, mein Lieber. Wirklich ausgezeichnet! Wie ich Ihnen sagte, Sie bekommen achteinhalb Pfennige für die Zeile.
    So? War nicht eben noch von zwölf Pfennigen die Rede?
    Richtig, Verehrtester, zwölf zahle ich Ihnen auch. Brutto. Dann sind da noch die Abzüge. Abzüge, wie Sie sie bei jedem Unternehmen haben. Das ist normal. Verstehen Sie? Es bleiben Ihnen achteinhalb bar auf die Hand. Wie viele Zeilen wird Ihr Text haben?
    Dittrich, ein wenig verblüfft, rechnete. Es werden 120 Seiten à 40 Zeilen werden.
    Was? Wie? Also das wären ja 4800 Zeilen in Summa! Das ist eine ganze Menge. Ist das nicht ein bisschen viel für einen derartigen Text? Das bedeutet Fortsetzungen, mein Lieber. Fortsetzungen à zehn Folgen vielleicht. Da bekämen Sie ja ganze … er brummte in sich hinein, ganze vierhundertundacht Mark ausbezahlt. Vierhundertundacht Mark? Bedenken Sie, ein schöner Batzen … sollten wir nicht ein wenig kürzen? Sagen wir auf 2–3000 Zeilen … oder wir machen aus dem Ganzen eine Broschüre, ja eine Broschüre wär das Richtige … allerdings, so was ist teuer, da brauchte ich Unterstützung – und Lebius ließ offen, wie diese Unterstützung aussehen müsse. Er lächelte mit seinem schiefen Mund, trank einen Schluck Wein.
    Auch Dittrich lächelte, als er die Summe hörte, machte einen Zug aus der Zigarette, fragte plötzlich aufschreckend: Wieso zu viel? Kürzen? Unmöglich. Nein, nein. Gekürzt wird nicht. Da kriegen Sie den Text nicht. Nein, nicht kürzen. Es erscheint mir fast zu dürftig für ein Thema über Karl May. Da könnte man glatt das Fünffache zusammenbringen … das mit der Broschüre ist gar nicht dumm.
    Um Gottes willen, das Fünffache! stammelte Lebius. Bloß nicht. Aber, nach einem Augenblick des Besinnens rief er, indem er in die Hände klatschte: Also gut, mein Lieber. Lassen wir es bei den 120 Seiten. Einverstanden. 120 Seiten sind allerdings sehr viel für unser kleines Blatt. Fast zu viel, mein Lieber! Das mit der Broschüre behalten wir uns in Reserve …
    Lebius lehnte sich zurück, er stellte das Weinglas, das er ausgetrunken hatte, auf das Tischchen zurück, schloss die Augen. Er war angetrunken, aber er schien zufrieden, offenbar hatte er erreicht, was er wollte.
    Für einen Augenblick herrschte Stille im May’schen Salon, nur die alte Standuhr tickte – getig, getak, getig, getak – die Männer saßen schweigend, jeder in seinen Gedanken, Dittrich drückte seine Zigarette aus, richtete sich auf.
    Nur, wenn Karl zustimmt,

Weitere Kostenlose Bücher