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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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kam es plötzlich von ihm, Karl muss zustimmen. Unbedingt. Schließlich geht es um ihn, um sein Werk. Wir brauchen seine Zustimmung.
    Lebius schlug wie ein erwachender Eulenvogel langsam die Augen auf. Warum? Wieso? Aber gut, wenn Sie unbedingt wollen, mein Bester, indes, es ist nicht üblich, glauben Sie mir, das sage ich Ihnen als erfahrener Redakteur, wir könnten auch ohne ihn …
    In diesem Augenblick wurde die Salontür geöffnet und Karl May kam zurück. Er hatte sich das Halstuch neu gebunden, eine andere Krawattennadel angesteckt, silbern glänzte sie, ein kleiner Totemadler, unter seinem Kinn, mit May war ein Schwall Eau de Cologne ins Zimmer geschwebt. Lebius hob den Kopf, schnupperte, deutete ein Niesen an. Oh, der Kampf der gehobenen Gesellschaft gegen das niedere Volk wird mittels der Nasen geführt. May reagierte nicht, er nahm sich auch keinen Stuhl, stellte sich demonstrativ neben seinen Freund Dittrich. Er räusperte sich, sagte, er bedaure, aber seine Zeit sei bemessen, er müsse die Audienz beenden, indes es dränge ihn anzumerken, dass er als Autor für das Blatt „Die Sachsenstimme“ nicht zur Verfügung stehen könne, und wenn, dann höchstens unentgeltlich. Er bedaure. May deutete eine Verbeugung an. Oh, rief Lebius und erhob sich, ein Rauswurf erster Klasse, aber, bester Herr May, auch er wisse, wann
Schl-Schluss
sei, seine Karten wären fürs Erste ausgereizt, indes er sei zufrieden,
hohzufriedn, hohzufriedn
– Lebius’ Sprache verwischte, je länger er ohne sich anzuhalten stehen musste – vielleicht werde er, mit seiner
güzichsten
Erlaubnis, gleich morgen oder heute Abend noch, einen
Lettre d’am… d’am…
schreiben, seine Schlussfolgerungen
sosusagn
zu Papier bringen und die weiteren Aufgaben
schkizzieren
. Vielleicht wolle der verehrte Herr Dittrich noch ergänzen. N-Nein? Lebius sah, dass Dittrich ablehnte, verzog mit seltsam komischer Anstrengung den schiefen Mund.
    Nun, fügte er nach einer winzigen Pause an, dann darf ich mich wohl …?
    Er verneigte sich in Richtung May, hatte indes Mühe, sein Gleichgewicht zu halten. Ihr Wein, lieber May, war wirklich ein ausgezeichneter. Wo lassen Sie keltern? May, steif und abweisend, rührte sich nicht. Mit den Augen gab er seinem Freund Dittrich einen Wink, der wie ein Befehl wirkte. Dittrich schnellte hoch. Wissen Sie was, lieber Lebius, sagte er, ich werde Sie ein Stück begleiten, Sie schwanken doch zu sehr, und damit Sie nicht zu Schaden kommen, gehen wir Seit an Seit. Er hakte den Arm des trunkenen Redakteurs unter den seinen und verließ mit ihm zusammen, langsam, gewissermaßen balancierend, Schritt für Schritt den Salon. May rührte sich noch immer nicht, er sah den beiden nach, stumm, verzweifelt, und in seinen Augen flirrte große Angst.
    Wir wissen nicht, wie dieser Heimweg im Einzelnen verlaufen ist, eines aber scheint sicher, die Herren kamen an verschiedenen Orten an. Max Dittrich erreichte sein Wachwitzer Kurbergsanatorium kurz vor Mitternacht, der Redakteur Rudolf Lebius aber lief, nachdem er die Straßenbahn am Schillerplatz verlassen, sich wortreich und unter tausend Verbeugungen von seinem Begleiter verabschiedet hatte, entlang der Elbe zurück zur nächtlichen Stadt, überquerte die Elbe, ging zur Alaunstraße 24, erstes Hinterhaus, und klingelte bei Elsbeth Kühnel, Schreibarbeiten aller Art. Der lange Fußmarsch hatte ihn nüchtern und hellwach gemacht, er war in Schweiß geraten, die Füße brannten und er verspürte einen ungeheuren Durst. Er musste dreimal lang anhaltend klingeln, bis hinter der Tür schlurfende Schritte zu vernehmen waren. In einem hellblauen und geblümten Nachtmantel, mit wirrem unfrisierten Haar, die Augen verquollen vom ersten Schlaf, öffnete die junge Frau.
    Rudolf? Um diese Zeit? Ich war gerade eingeschlafen. Du klingelst ja wie ein Verrückter.
    Nur auf ein Glas Wasser, bitte, Elsbeth, flüsterte Lebius, der sich umsah, ob auch keiner auf der Etage seine Tür einen Spalt geöffnet hätte, nachzusehen, wer da im Haus zu nachtschlafener Zeit solchen Lärm machte. Aber alle drei Türen auf der Etage lagen stumm und still, nur die Zeituhr des Hauslichtes machte klak, klak.
    Komm rein! Aber hier schlafen kannst du nicht. Mein Freund liegt drüben im Schlafzimmer. Mach leise, bitte. Wenn der wach wird, geht es dir schlecht. Also, was gibt es denn Wichtiges? Sie geleitete Lebius durch’s Arbeitszimmer in die winzige Küche, zog einen Hocker heran. Setz dich. Und bitte … Sie selber

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