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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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Friede mit der Schöpfung gehöre dazu! Auch der kulturelle, der kirchliche, ja, der kirchliche!, der soziale Friede seien zu erstreben! Denn unsere Sehnsucht nach dem politischen Frieden werde, trotz einer Bertha von Suttner oder anderen Aktivisten, nicht zum Ziel führen, wenn wir nicht vorher auch schon den Frieden in all diesen anderen Beziehungen geschaffen hätten. Man sähe daran: So naiv und so blauäugig, wie seine Gegner behaupteten, die ihn zu einem kindischen Abenteuerschreiber degradieren wollten, wäre Karl May keineswegs. Und so lasse er sich die Möglichkeit eines wirklichen Friedens, wie sie auch aus seinem Drama hervorscheine – nämlich, nicht erst im Jenseits, sondern schon hier auf der Erde – von niemandem ausreden. Amen! sagt Fehsenfeld und schreibt in sein Büchlein. Er erntet böse Blicke von den weiblichen Zuhörern, auch von seiner Frau Paula und dem Töchterchen Dora, die vor Verlegenheit rot angelaufen ist. May selber reagiert nicht, er spricht weiter:
    Das „realistische“ Vorurteil, den üblichen Einwand gegen den Pazifismus lasse er indes seinen Abu Kital formulieren, der den „Träumer“, den Hakawati, verhöhnt, indem er wie ein „Realpolitiker“ ausrufe: „Dein Friede ist, wie du, ja nur ein Märchen!“ Doch das Märchen lasse er, May, dann eben, jenem Gewaltmenschen Abu Kital zum Trotze, zur Wirklichkeit werden. Ja, es werde echte Realität. Denn der „Vater des Kampfes“ werde vom „Sohn des Friedens“, von der schützenden Frau, von der Gnade Gottes besiegt. Und so könne er schließlich sich selbst besiegen und – im Geist des Preislieds Mariens – dem Stolz, dem Reichtum und der Machthaberei entsagen …
    Fehsenfeld räuspert sich, wenn seine Frau ihn nicht scharf angeblickt hätte, wer weiß, vielleicht hätte er noch einmal „Amen“ gesagt, so begnügt er sich, irgendetwas vor sich hin zu murmeln. May hat die Augen geschlossen, wie ein Vortragskünstler oder ein Musiker, der mit seinem Stück zu Ende ist.
    Klara klatscht als Erste, Paula Fehsenfeld und Dora fallen in den Beifall ein, selbst das Mädchen hinter der Tür klatscht in die Hände, was Klara auffahren und zur Tür eilen lässt.
    Lass sie nur, sagt May, soll sie sich mit uns freuen, und Klara geht an ihren Platz zurück, holt noch einen Strauß Blumen aus einer Ecke, überreicht sie ihrem Mann, küsst ihn. Er umschlingt seine Frau, sagt, ohne seine Klara könne er nichts zuwege bringen, er danke ihr, oh er danke ihr von Herzen.
    Das Mädchen, verlegen, rot im Gesicht, erscheint nun doch, sie trägt ein Tablett mit Sektgläsern herein, knickst, geht von einem zum anderen, bis das Tablett leer ist, knickst wieder, fragt die Herrin flüsternd, ob sie jetzt die Hunde herauslassen dürfe, und als die den Kopf schüttelt, nein solange Gäste im Haus wären, sollten die Tiere verwahrt bleiben. Das Mädchen verschwindet, schließt jetzt die Tür, klinkt sie hart ein.
    May, vor seinem Verleger, das Gesicht vom Vorlesen und von seiner langen Rede ein wenig gerötet, er fragt: Na, was sagen Sie? Eine kleine Pause entsteht. May schaut erwartungsvoll zu dem Einsneunzig-Mann auf. Fehsenfeld zückt sein Notizbüchlein. Hier steht, sagt er und blättert ein paar Seiten um, hier steht ein Wort, das mir für Ihren Text treffend erscheint, das Wort „Warwarwar“. Fehsenfeld dreht das Büchlein um, tippt mit dem Finger auf das Geschriebene. „Warwarwar?!“ – was bedeutet dies? Ach, mein Lieber, das ist so ein Kürzel von mir. Es steht für „Wirrwarr!“ Es heißt, dass mir alles zu hoch ist, was Sie sich da ausgedacht haben. Es mag ja hehren Zielen dienen und gut gemeint sein, weltphilosophisch, religiös, den Frieden fördernd, auch sprachlich ausgefeilt und so weiter, allein, ich versteh es nicht. Nein, ich versteh es nicht. Ich bin nur ein einfacher Verleger, wissen Sie, ich verstehe mich auf realistische Texte, auf Dinge, die verständlich sind, auf das, was meine Leser mögen. Aber Ihr unverdauliches Zeug, mein Bester, verzeihen Sie mir, ich will Sie durchaus nicht kränken, aber bitte, wer soll das lesen oder gar aufführen? Der Theatermann, der das aufführt, den gibt es gar nicht. Der muss erst noch geboren werden. Am besten, Sie gebären ihn gleich selber, lieber May, denn Sie werden landauf, landab niemanden finden. Das wette ich. So weit bin ich Realist und kenne die Geschmäcker und kenne das Publikum, nein, nein, bitte, das sind Illusionen, „verlorene Illusionen“, ha, ha – Fehsenfeld lacht

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