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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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aber es schien, als habe sich der Abstand zwischen den Sitzenden vergrößert, ja sie rückte sogar scheu und verlegen in die äußerste linke Ecke, legte ihr Schnupftuchtäschchen zwischen sich und Klara.
    May hatte mit seiner Frau einen Blick getauscht. Sie waren sich einig, soeben einer billigen Schmiere, wie aus einem von Fischers neueren Kolportageromanen, beigewohnt zu haben. Davon dürfe man sich nicht beeinflussen lassen. Das sei eine offenkundige Inszenierung gewesen. Es ging um sein Vermögen, er sollte es ihnen vermachen, weiter nichts. May wartete eine Weile, die Szene war so unerhört peinlich gewesen, dass selbst er, dem stets die rechten Worte einfielen, sprachlos saß. Dann aber, die Standuhr hatte die volle Stunde geschlagen, räusperte er sich und sagte an Fischer gerichtet, man könne tatsächlich Mitleid empfinden, denn er, Fischer, sei in einer scheußlichen Lage, einer Lage, die er selber verschuldet habe. Seinerzeit, das sei nun schon eine Weile her, da habe er ihm, May, in Niedersedlitz geklagt, dass er sich durch den Kauf des Münchmeyer-Verlages zum „Schundverleger“ degradiert habe, und er habe damals versichert, wie sehr er sich heraussehne aus diesem Sumpf. Er, May, habe ihm geglaubt und ihm sogar helfen wollen. Fischer habe die verfälschten Romane erworben, ohne dass die Pauline Münchmeyer ein Recht zur Veräußerung gehabt habe und er, Fischer, habe damals versichert, die Originalmanuskripte neu herauszugeben und den Schund fallen zu lassen. Doch dann, sagte May und zog an seiner goldenen Uhrkette, die wie eine Ordensschnur glänzend und auffällig über seiner Weste prangte, dann ist der Umschwung gekommen. Die Originale waren verschwunden und Sie verlangten von mir aus dem Gedächtnis, die Originale zu rekonstruieren. Ich konnte das unmöglich leisten und bis heute, mein Lieber, wollen Sie das nicht einsehen. Sie versuchten allerlei Tricks, von Erpressung bis Drohungen und Einschüchterungen, brachten mein angeblich sündhaftes Vorleben ins Spiel, und alles nur, um mich zu bewegen, die erwünschten Korrekturen vorzunehmen oder gar, wie heute wieder vorgetragen, neue Manuskripte in Ihre Hände zu geben, damit Sie endlich, endlich die ersehnte Verwandlung, vom geschmähten Schundverleger zum richtigen Buchverleger, wie ein Insekt, von der Raupe zum bunten Prachtfalter, vollziehen können. Und bei all dem drückt sie die finanzielle Not. Ich sehe das durchaus, nur sehe ich nicht, wie ich Ihnen behilflich sein kann, besonders, da Sie mich in übelster Weise angreifen, verleumden und sogar öffentlich unmöglich zu machen suchen. Ja, mein Lieber, sagte May und seine Stimme hatte wieder den väterlichen Klang angenommen, Sie senken Ihre Augen, eine gewisse Blässe sehe ich auf Ihren Wangen, ich weiß, Sie fühlen sich schäbig und mies, denn im Grunde sind Sie kein schlechter Kerl, nur wissen Sie nicht, wie Sie aus diesem Teufelskreis herauskommen sollen. Ist es nicht so?
    May hatte eine Pause gemacht, wie eine Theaterpause, nicht ohne Effekt. Langsam und bedächtig, mit Genuss zündete er sich eine Zigarre an. Klara sah bewundernd zu ihrem Mann. Was war er doch für ein glänzender Redner und Psychologe. Fischer, auf seinem Stuhl, schien geschrumpft. Er fühlte sich tatsächlich klein und unsäglich, ihm war unwohl in seiner Haut und er fühlte, seine Mission war gescheitert. Was sie gewollt hatten, war nicht eingetreten. Hier war nichts zu holen. Vor diesem Mann konnte er nicht bestehen, er ahnte, er wäre durchschaut, sein Spiel entlarvt, obwohl May keinerlei Anspielungen gemacht hatte.
    Zaghaft blickte er zu seiner Frau. Und auch die schien zu fühlen, dass sie hier nicht weiterkommen würden. Sie saß, den Blick gesenkt, mit roten Wangen neben Klara und man hätte denken können, es säße dort die kleine, gescholtene Schwester von Frau May. Eben sei ein Familienrat zu Ende gegangen und man hätte ihnen mitgeteilt, dass sie enterbt wären.
    Fischer wagte eine letzte Ausrede: Ja, sagte er mit matter Stimme, May hätte schon recht und er, Fischer, hätte viele Fehler gemacht, sein größter wäre gewesen, sich bei der Münchmeyer auf die Falschbände einzulassen, aber nun sei es geschehen und nicht mehr zu ändern, er könne nicht zurück. Aber, genau genommen, er holte tief Luft, genau genommen sei es nicht seine Schuld. Sein kleiner verspäteter Cohn sei schuld, wenn der nicht dazwischengekommen wäre, mit seiner ungeplanten Geburt, dann wäre er nicht in den Zwang geraten,

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