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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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Käsebrot, eine sächsische Bockwurst, ein Stachelbeerkompott und zum Schluss einen sogenannten Rachenputzer; Kaffee oder Kuchen mochte er nicht, das verweichliche, hat er einmal zur Lena gesagt, die an einem Tag für die Gretel zum Dienst eingesprungen war und natürlich nicht wissen konnte, was des Ministers Vorlieben waren.
    Der große Minister schritt durch den Gastraum dem Nebenzimmer zu, und wo er vorbeikam, sprangen die Leute auf, verneigten sich, grüßten ehrerbietig, die Frauen mit einem Knicks. Der Lärm war abgeebbt, Neugier und Stille webten im Raum. Zwei Meter hinter dem Minister aber ging leisen weichen Schrittes, ganz in eine schwarze Uniform ohne Rangabzeichen gekleidet, die Schirmmütze in der einen Hand, die rote Ledermappe in der anderen, der Fahrer und Privatsekretär Aloisius Chajm Guterstein. Großen Auges, mit gemischten Gefühlen und unguten Gedanken sah man ihm nach. Man wusste, wo der Jude auftauchte, ging es um Politisches, um Geheimes, um verwickelte Affären. Im Ministerium sah man sie selten beisammen, den Minister und seinen Geheimsekretär und Fahrer, da hielt sich Guterstein zurück und im Verborgenen, manche sagten, er werde im Innenministerium in ein Kämmerchen unter der Treppe weggeschlossen, andere wollten wissen, er bewohne ein verborgenes Palais im Graupaer Wald, wieder andere hatten ihn am Fenster in einem Seitengebäude des Wachwitzer Schlosses gesehen. Guterstein war ein geheimnisvoller Mann, schon sein Vater Jochebed hatte der Sächsischen Regierung gedient und sich bei zahlreichen ganz und gar komplizierten Fällen einen Namen gemacht. Der jetzige Guterstein, sein Sohn, war ein mittelgroßer Mann von unbestimmbarem Alter, ein wenig ging er gebeugt, doch nicht zu sehr, er trug eine schwarze Perücke, denn schon in jungen Jahren sollen ihm infolge einer Erkrankung die Haare ausgegangen sein, und er sprach mit leiser, beinahe flüsternder Stimme, wobei er seine augenbrauenlosen Augen stets halb geschlossen hielt, sodass seine Gesprächspartner dachten, er wolle aus dem Gedächtnis reden oder er habe eine Sehschwäche.
    An der Tür zum Nebenzimmer, durch die der Minister bereits in den Raum verschwunden war, blieb der Sekretär Guterstein stehen, er verharrte mit dem Rücken zu all den ihm Nachstarrenden, dann mit einem Ruck drehte er sich um und winkte mit seinen langen gelben Fingern nach dem Herrn von Rüger, welcher sogleich militärisch exakt aufsprang, er hatte während des ganzen vorherigen Disputes geschwiegen, das Künstlerische war nicht seine Sache, er hatte wie früher im Felde rekognostiziert, wie es in seiner Sprache hieß, rekognostiziert und sich seine Gedanken gemacht. Vielleicht hatte er auch ein paar Haushaltzahlen repetiert. Rüger kam herangestapft, auf den Wink des Sekretärs, doch der winkte dem jungen Sterneck und dem Mehnert in der gleichen Weise. Die Herren erhoben sich. Eine geheime Kabinettssitzung im Café Seidelmann! dachten die Stammgäste, machten lange Hälse und folgten ihnen mit den Augen. Man tuschelte, Vermutungen wurden geäußert. Der Ausgang der Wahlen, die Außenpolitik, die jüngsten Streiks und Aufstände, der Gesundheitszustand König Georgs und wer weiß was noch.
    Die Kellnerin Gretel überlegte, was jetzt zu servieren wäre, sie rief sich die Lieblingsspeisen der Herren ins Gedächtnis, die jetzt im Nebenzimmer zusammenkamen. Sie überlegte und zählte auf, nahm ihre kleinen, rosigen Finger zu Hilfe: zwei Mal Eierschecke, drei Birnenkompott, eine Bockwurst, einen Tartar für den Guterstein, Wein, Kaffee, der Rüger trinkt friesischen Tee … Dann ging sie zum Tresen und gab der Mamsell die Bestellung auf. Mach noch zwei Flachen Schieler auf, Martel, ergänzte sie, wenn der Alte da ist, da trinken die Herren gern ein Glas mehr.
    Drinnen im Nebenzimmer, einem Raum von vielleicht 25 Quadratmetern mit bequemen Polsterstühlen, gepolsterten Drei- und Viersitzern, einer wunderschönen sanften Tischbeleuchtung, auf welche die Chefin, Frau Seidelmann, besonders stolz war, mit Läufern und Brücken aus besten orientalischen Teppichböden ausgelegt, um die Geräusche und besonders das laute Reden zu dämmen, fühlten sich die Herren tatsächlich wie in einem Geheimkabinett. Keinen Laut konnte man, wenn die Tür zum Hauptgastraum geschlossen war, draußen hören, es war eine starke Eichentür mit Messingbeschlägen und teurer Schnitzarbeit, kein Pieps, wie Mehnert zu sagen pflegte, kein Pieps kommt von da unters gemeine Volk. Die Herren

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