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Die Gejagte

Die Gejagte

Titel: Die Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Schwelle hin- und hergingen, sie kamen immer wieder in den Flur.
    »Aus irgendeinem Grund lässt er uns nicht in deinen Albtraum«, meinte Jenny. »Wir kommen einfach immer wieder hierher zurück.«
    »Oh, wie schade«, sagte Michael. »Wirklich bedauerlich, dass ich mich ihm nicht stellen kann.«
    »Okay, dann lasst mich mal sehen.« Dee trat über die Schwelle und die Tür schwang hinter ihr zu. »Jepp, derselbe
Ort«, erklärte sie und sah sich um. »Wie eine Drehtür in die Hölle.«
    »War es nicht Sartre, der einmal ein Stück darüber geschrieben hat, dass die Hölle wie eine Ewigkeit sei, die man in einem Raum zusammen mit anderen verbringt?«, prahlte Michael.
    »Oh, hör bloß auf, mit deiner Eins in Weltliteratur anzugeben« , sagte Jenny. »Es sei denn – war das dein Albtraum, Mike?«
    Michaels Schultern sackten ein wenig herunter. »Ähm, eigentlich nicht. Meiner war mehr so eine kindische Sache.«
    »Und welche ?«
    Michael errötete etwas. Er kratzte sich unter dem Rundhalsausschnitt seines grauen Sweatshirts und schüttelte den Kopf.
    »›Jeder von euch hat ein Geheimnis und würde lieber sterben, als es zu offenbaren‹«, zitierte Dee die unheilverkündende Spielkarte. »Ich wette, es handelt sich um etwas wirklich Peinliches wie das Töpfchen-Monster, hm, Mikey?« Während sie sprach, drehte sie am Türknauf. Er bewegte sich nicht. »Oh, klasse, die Tür ist wieder verschlossen.«
    »Wenn wir schon hier drin feststecken, könnten wir uns genauso gut hinsetzen«, schlug Audrey vor.
    Tatsächlich schien es nichts anderes zu geben, was sie tun konnten. Sie setzten sich und Michael redete. Darauf ist immer Verlass, dachte Jenny – dass Michael niemals der Gesprächsstoff ausging.

    »Wenn ich mir vorstelle«, begann Michael, »dass ich heute Abend genauso gut zu Hause eine neue Folge von den ›Simpsons‹ hätte sehen können …« Dann, nach nur kurzer Pause: »Kein besonders tolles Spiel hier. Keine Reset-Taste. Nur Gewinnen, Verlieren oder Sterben.« Nach einer noch kürzeren Pause: »Kennt ihr den mit dem Häschen und dem Föhn?«
    »Michael«, rief Audrey schneidend.
    Während er sprach, hatte Michael einen seiner heruntergekommenen Joggingschuhe ausgezogen, der ein Loch in der Zehenspitze hatte. Mit vornehmem Entsetzen starrte Audrey auf seine schlaffe Socke auf dem Boden.
    »Ich kann nichts dagegen machen – es juckt. Ah … so ist es besser«, murmelte Michael, der sich heftig kratzte. »Also, was hast du gesagt zu … diesem Typen, nachdem wir alle aus dem Salon gezaubert worden sind?«, fragte er Jenny. »Ich meine …« Er suchte nach Worten, während alle drei Mädchen ihn ansahen. »Ich meine – es war ziemlich offensichtlich, was er wollte – und du hast gesagt, er hätte dich allein dort festgehalten …«
    »Was immer er will«, antwortete Jenny knapp, »er wird es nicht bekommen.«
    »Natürlich nicht«, schnaubte Audrey. »Was für eine Vorstellung.«
    »Sie würde ihm nicht mal die Uhrzeit sagen«, bemerkte Dee schroff.
    »Ich weiß nicht einmal, was er in mir sieht«, stellte Jenny fest.

    Die anderen sahen einander an. Dann schnaubte Dee. »Nein, natürlich nicht! Aber alle anderen wissen es. Wahrscheinlich bis auf Zach, aber der ist dein Cousin.«
    »Es ist nicht nur das Aussehen«, erklärte Audrey. »Du bist einfach gut. Manchmal zu gut. Ich hab’s dir ja gesagt …«
    »Aba würde sagen, deine Seele ist rein«, warf Dee ein.
    »Wie eine Pfadfinderin«, fand Michael. »Einfach süß und ehrlich.«
    »Aber er ist böse «, wandte Jenny ein.
    »Genau das ist der Punkt«, sagte Dee. »Das Böse will immer das Gute.«
    »Und Gegensätze ziehen sich an«, stellte Audrey trocken fest. »Sieh dir Michael und mich an.«
    Michael fragte hastig: »Also, was glaubst du denn, wer er ist?«
    »Ich denke, er ist ein Besucher «, antwortete Dee zu Jennys Überraschung. »Du weißt schon, ein Alien, der Leute entführt.«
    Michael starrte sie an und kratzte sich am Kinn.
    Audrey runzelte die Stirn. »Mach dich nicht lächerlich« , sagte sie. »Er ist kein Alien – sieh ihn dir doch nur an. Und wo ist sein Raumschiff?«
    »Ich glaube, er kann aussehen, wie er will«, sagte Dee und kratzte sich am Arm. »Und vielleicht brauchen sie in Wirklichkeit gar keine Raumschiffe. Immerhin hat er uns auf einen anderen Planeten verfrachtet, nicht wahr?«
    »In eine andere Welt vielleicht. Das ist ein Unterschied«,
gab Audrey zurück. »Und ihm zufolge hat er das mit einer Rune gemacht.

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