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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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dreizehn bist …«
    »Ich hab’s satt, klein zu sein! Ich hab’s so satt!«
    »Das ist wirklich lieb von dir, Maman«, entgegnete Hortense, »aber solange ich das hier haben kann, möchte ich es lieber behalten … Später sehen wir weiter.«
    »Hortense, du gibst dieses Handy unverzüglich zurück!«
    Hortense verzog das Gesicht. »Wenn du darauf bestehst …«, murmelte sie unwillig.
    Doch gleich darauf fragte sie sich, wieso ihre Mutter es sich plötzlich erlauben konnte, so großzügig zu sein. Vielleicht hatte sie einen neuen Übersetzungsauftrag … Sie würde sie bei Gelegenheit um ein höheres Taschengeld bitten. Aber das hatte noch Zeit. Vorläufig bezahlte er ihr alles, was sie wollte, aber wenn sie ihn erst mal abserviert hatte, wäre sie froh, etwas Geld auf der hohen Kante zu haben.
     
    Diesen 1. Oktober würde Josiane in ihrem ganzen Leben nicht vergessen.
    Das Klappern ihrer Absätze auf dem unebenen Kopfsteinpflaster im Hof würde noch lange in ihrem Gedächtnis widerhallen. Was für ein Tag! Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    Sie war als Erste im Büro gewesen, hatte sich im Waschraum im ersten Stock verschanzt und den Schwangerschaftstest gemacht, den sie auf dem Herweg in der Apotheke an der Ecke Avenue Niel und Rue Rennequin gekauft hatte. Ihre Periode war ausgeblieben: Sie war schon zehn Tage überfällig! Jeden Morgen stand sie beklommen auf,
hob ihr Nachthemd hoch, spreizte langsam die Beine und betrachtete den schmalen weißen Baumwollstreifen ihrer Unterhose. Nichts! Sie faltete die Hände und betete, dass »es« endlich geschehen sein möge: dass ein Mini-Grobz in blauen oder rosa Pantöffelchen bei ihr eingezogen wäre. Wenn du das bist, mein Liebling, dann bereite ich dir das wunderbarste Zuhause, du wirst schon sehen!
    An diesem Morgen blieb sie zehn Minuten auf der Kloschüssel sitzen und spulte sämtliche Gebete ab, die sie kannte. Sie betete zu Gott und all seinen Heiligen, den Blick zur Decke gerichtet, als würde sich gleich der Himmel auftun. Dann schaute sie auf den Teststreifen: Volltreffer, Josiane, diesmal hat’s geklappt, das Knirpschen ist da!
    Die Freude explodierte in ihr. Es war, als zerplatzte eine Kugel in ihrer Brust und ließe sie vor Glück schweben. Sie stieß einen Triumphschrei aus, sprang auf und riss die Arme hoch. Dicke Tränen begannen über ihre Wangen zu kullern, von ihren Gefühlen überwältigt, sank sie zurück auf den Toilettensitz. Mutter, ich werde Mutter, wiederholte sie ein ums andere Mal, während sie zusammengesunken dasaß, die Arme um ihre Schultern geschlungen, als wollte sie sich selbst umarmen. Mutter, ich, Mutter … Hinter einem Schleier aus Tränen tanzten kleine blaue und rosa Pantöffelchen vor ihren Augen.
    Sie rannte zur Wohnung von Ginette und René und klopfte an die Tür. Die beiden hatten ihr Frühstück fast beendet, als sie wie ein Wirbelwind in die Küche fegte. Sie konnte es kaum erwarten, dass René endlich aufstand, um hinunter ins Lager zu gehen, und sobald er fort war, zog sie Ginette am Ärmel und vertraute ihr an: »Es ist soweit! Das Kleine ist da …«
    Sie deutete mit einem Finger auf ihren flachen Bauch.
    »Bist du sicher?«, fragte Ginette mit aufgerissenen Augen.
    »Ich habe gerade den Test gemacht: po-si-tiv!«
    »Du weißt aber schon, dass du erst noch zum Arzt gehen musst, oder? Manchmal ist der Test nämlich positiv, obwohl du gar nicht schwanger bist …«
    »Ach wirklich?«, entgegnete Josiane enttäuscht.
    »Nur in einem von tausend Fällen … Aber du solltest trotzdem lieber auf Nummer sicher gehen.«
    »Ich fühle es doch schon. Es braucht mich nicht auch noch anzurufen,
ich weiß, dass es da ist! Schau dir mal meine Brüste an: Findest du nicht auch, dass sie größer geworden sind?«
    Ginette lächelte.
    »Willst du es Marcel sagen?«
    »Glaubst du, ich sollte lieber warten, bis ich sicher bin?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Okay, dann warte ich. Aber das wird schwer. Ich schaffe es bestimmt nicht, meine Freude zu verstecken.«
    Ein Baby, ein Jesulein, ein Engelchen, das sie verhätscheln konnte! Oh, der wird keine Kohlen schleppen müssen! Ich werd ihn mehr lieben als mich selbst! Er wird’s sein Leben lang kuschelig haben, und wem hat er das zu verdanken? Mir! Bei der Vorstellung, bald ihr Baby in den Armen zu halten, begannen ihre Tränen erneut zu sprudeln, und Ginette musste sie in die Arme nehmen, um sie zu beruhigen.
    »Komm schon, meine Schöne, entspann dich! Das ist

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