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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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ich kann ihn nicht ändern. Aber ich habe mich verändert. Also ist es aus. Endgültig aus. Das Einzige, was er noch fühlte, war Abscheu, vermischt mit leisem Zorn. Jahrelang war er von ihr besessen gewesen, hatte nur ein Ziel gekannt: ihr zu gefallen, sie zu beeindrucken, der beste Anwalt in Paris zu werden, dann der beste Anwalt in ganz Frankreich und schließlich ein international anerkannter Anwalt. Er hatte angefangen, Kunst zu sammeln, Manuskripte zu erwerben, Ballett- und Opernaufführungen zu finanzieren, hatte einen Fonds zur Kunstförderung eingerichtet … Damit sie stolz auf ihn war. Stolz darauf, den Namen Madame Philippe Dupin zu tragen. Er wusste, dass Geld ihr keinen Respekt abnötigte. Chef hatte ihr so viel Geld gegeben, wie sie wollte. Sie wollte Künstlerin sein. Schreiben, zeichnen, dirigieren, ganz egal! Hauptsache, die Leute bescheinigten ihr Talent. Er hatte ihr eine ganze Palette an Möglichkeiten zu Füßen gelegt. In seiner Naivität hatte er geglaubt, es würde sie glücklich machen, an seiner Seite zu sein, wenn er ein Gemälde auswählte oder eine Inszenierung finanzierte. Er hatte sich gewünscht, dass sie ihn auf internationale Messen für moderne Kunst begleitete, dass sie zu Versammlungen mitkam, bei denen Dramenmanuskripte gesichtet wurden, dass sie ihm bei der Auswahl half, dass sie die Proben besuchte. Anfangs war sie auch dabei gewesen, doch schon bald hatte sie das Interesse verloren. Es war nicht sie selbst, der man Respekt entgegenbrachte, sondern das Geld, der Name, der Geschmack ihres Mannes.
    Er ließ den Blick durch den Raum schweifen und erkannte jedes Kunstwerk wieder. Das ist die Geschichte unserer Liebe. Meiner Liebe, verbesserte er sich, denn sie hat mich nie geliebt. Sie hat mich gemocht. Sie hat mich geschätzt. Ihre Lügen waren erfolgreich, wo meine Liebe gescheitert ist. Ich liebe sie nicht mehr und werde auch nicht mehr lange so tun können, als ob. Wenn ein Paar zusammenbleiben soll, ist ihm mit zwei hübschen Lügen besser gedient als mit zwei hässlichen Wahrheiten. Das war das Ende. Er musste nur noch eine Sache erledigen, dann würde er gehen. Mit einem Paukenschlag. Vielleicht war es albern, aber dieser Paukenschlag war ihm wichtig.
Er würde einen spektakulären Abschied organisieren. Das wird mein ganz persönliches Kunstwerk!
    Sein Blick fiel auf den letzten Zeitungsausschnitt. Der Artikel handelte nicht von ihr, sondern vom Filmfestival in New York. Sie hatte einen Namen mit gelbem Textmarker angestrichen: Gabor Minar. Er war der Ehrengast; sein neuester Film Gypsies , der in Cannes die Goldene Palme gewonnen hatte, sollte gezeigt werden. Da ist er ja, dachte Philippe, Gabor Minar … Der ewige Gabor Minar in seiner Pose des exzentrischen, leidenschaftlichen Regisseurs. Der aussah wie ein sorgloser Rebell, der Filme mit atemberaubendem Rhythmus drehte. Man sagte von ihm, er habe die in ihren Spezialeffekten erstarrte siebte Kunst wieder wachgeküsst. Er habe dem Kino Inhalt und Tiefe zurückgegeben. Auf dem Foto lächelte er, das Haar fiel ihm in die Augen, der Kragen seines Polohemds war offen. Brüsk klappte er den Ordner zu und schaute auf die Uhr, es war zu spät, um noch mit John Goodfellow zu telefonieren. Er würde ihn morgen anrufen.
    Als Iris abends nach Hause kam, schwenkte sie eine Ausgabe des Express .
    »Platz vier auf der Bestsellerliste! In nur zwei Wochen. Ich habe Serrurier angerufen, sie verkaufen viereinhalbtausend Exemplare pro Tag. Zusätzlich zur ersten Auslieferung. Ist das nicht fantastisch? Jeden Tag kaufen viereinhalbtausend Menschen das Buch von Iris Dupin! Ich wette, nächste Woche stehe ich an erster Stelle! Und du hast mich gefragt, ob es wirklich nötig war, mir in aller Öffentlichkeit die Haare abschneiden zu lassen!«
    Sie lachte laut auf und küsste die Zeitung.
    »Man muss mit der Zeit gehen, Schatz. Und die Zeit der Troubadours ist definitiv vorbei! Carmen, los, schnell, schnell, bring das Essen, ich sterbe vor Hunger.«
    In ihren Augen leuchtete eine kleine, harte, goldene Flamme, die die Zeitung in ihren Händen versengte. Verwundert über sein Schweigen, ließ sie sie sinken, drehte sich zu ihm um, lächelte ihn strahlend an, legte den Kopf auf die Seite und wartete darauf, dass er ihr gratulierte. Er verneigte sich höflich und beglückwünschte sie zu ihrem Erfolg.
     
    Joséphine rieb sich die Augen und stellte fest, dass sie nicht träumte: Die Frau, die ihr gegenüber im Bus 163 saß, las ihren Roman. Sie

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