Die gelehrige Schuelerin
blöd, dass wir uns nicht lieben können«, sagte Annie.
»Warum nicht?«
»Periode.«
»Hast du jemals
Der weibliche Eunuch
von Germaine Greer gelesen?«
»Germaine wie bitte?«
»Ich werde wirklich langsam alt … Germaine Greer. Sie schreibt, dass Frauen niemals wirklich befreit wären, solange sie sich nicht vorstellen könnten, ihr eigenes Menstruationsblut zu schmecken.«
Annie dachte eine Sekunde nach.
»Nee«, sagte sie lachend. »Das hätte ich mir wirklich nicht vorstellen können.«
Meine Freundin im College hatte sich mir nie mehr als hundert Meter genähert, wenn sie ihre Tage hatte!
»Ich möchte dich lieben«, sagte ich ernst und sah ihr gerade in die strahlenden Augen.
»Nun, dann sitz nicht einfach da herum … werd endlich hart.«
Wir lachten noch mehr, und ich wurde hart. Wir liebten uns, und ich fühlte mich sehr wohl, als ich in Annie hin und her glitt, während sie lustvoll stöhnte. Wir lachten, reizten uns gegenseitig und kamen (unglaublich!) schon wieder zusammen.
»Bis bald«, sagte sie, als sie meine Hand zum Abschied drückte und vom Wagen weg auf das Haus zulief. Sie schien sich auf unsere nächste Begegnung zu beziehen, als ob unser Treffen in der Schule eine Sache wäre, die zwei andere Menschen anginge. Damit hatte sie ja auch Recht. Wir würden zwei völlig verschiedene Rollen spielen – ich den selbstsicheren »Ich-weiß-alles«-Lehrer, sie die ruhige, teilnahmslose Schülerin.
Ich fühlte mich ausgelaugt, bemühte mich aber, die gute Stimmung aufrechtzuerhalten. Annie machte mich an. Sie war nicht schön, aber sie besaß eine ganz besondere Grazie.
Dann aber sah ich sie leichtfüßig wie ein Wildfang davonsausen und fragte mich, ob ich ihre Attraktivität in meiner Vorstellung nicht etwas übertriebe.
Du machst es schon wieder, Arnie. Es war doch so gut, sich nahe zu fühlen, miteinander zu reden, jemanden wissen zu lassen, was du bei einigen Dingen wirklich fühlst. Vermassele dir nicht wieder alles.
Am nächsten Abend war ich nach dem Essen allein. Ich dachte an Annie. Ich wollte ihre Nähe wieder spüren. Ich wollte, dass es sogar noch besser würde. Ihre Haut war so glatt und fest und dabei so weich. Ich wollte sie schon anrufen, aber das brachte ich nicht über mich – schließlich konnte ich sie nicht jede Nacht bei mir haben. Sie rief an.
»Ich bin geil«, sagte sie.
»Bist ein kleines, energiegeladenes Mädchen, nicht wahr?«
»Nennen wir es die Lust der Heranwachsenden.«
»Ich bin auch geil.«
»Schmutziger, alter Mann.«
»Wir können doch nicht immer so weitermachen.«
»Ich verstehe.«
»Ich fahre jetzt los und hol dich … hallo. Hallo?«
Sie
hatte schon aufgelegt.
Ich betrat meine Wohnung als Erster, und Annie folgte mir auf meine Bitte hin, obwohl ich nicht einmal wusste, ob meine Nachbarn mich tatsächlich kannten, ein paar Minuten später nach. »Vielleicht sollten wir uns das nächste Mal an einer anderen Ecke treffen!«, sagte ich.
»Fein. Das nächste Mal bin ich der in dem weiten Regenmantel mit dem Schnurrbart.«
»Naseweis!«, antwortete ich, ohne gehässig zu sein.
»Ja, ganz schlimm … und ganz sexy. Ich habe neue Unterwäsche gekauft. Durchsichtig, mit einem Loch im Schritt und sehr knapp.«
»Klingt nett.«
»Wettrennen zu deinem Bett«, befahl sie.
Hungrig fielen wir übereinander her und waren schnell fertig.
»Ich habe jetzt Lust auf eine Zigarette«, sagte Annie faul gegen das Kopfkissen gelehnt.
»Warum?«
»In den Filmen machen sie das immer so.«
»Filme sind seltsam«, bemerkte ich. »Ich habe oft das Gefühl, mich in einem Film zu befinden. Häufig kann ich das kaum von der Realität unterscheiden. Ich weiß nicht so recht, ob die Filme jetzt Leute darstellen, wie sie wirklich sind, oder ob die Leute sich ihre Reaktions- und Handlungsweise aus den Filmen und Fernsehsendungen abgucken. Es ist so eine Art Massenerziehung – und Massenkonformität. Ein Kind in Texas legt dir dieselbe Wayne-Imitation hin wie ein Kind in Maine.«
»Aiiiii«, lachte Annie.
»Ist es nun romantisch, wenn du mit deiner Geliebten am Strand entlangläufst? Oder sind nur Redford und Streisand romantisch, wenn sie am Strand Händchen halten, wie in
The Way We Were
?«
»Das Fernsehen gibt mir manchmal das Gefühl, dass ich einen geheimen Teil des Lebens versäumen könnte.«
»Ich bin immer frustriert, weil ich nie Frauen treffe, die so schön sind wie die in den Parfüm-, Make-up- und Shampooreklamen. Wahrscheinlich sähen nicht mal
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