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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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sie gerade gelesen hatte.
    „... ist es mir das größte Bedauern, Euch vom
Tode Eurer Tochter Min-Tao zu berichten. Ein tragischer Unfall zu Pferde hat
sie das Leben gekostet und wir sind untröstlich, ihrem Körper nicht die Ehre
erweisen zu können, die ihm gebühren würde...“
    Unterzeichnet war der Brief von Wang Anshi.
    „Warum?!“, schrie Zhousheng. „Warum?! Wie konnte
das passieren? Ich kann es nicht glauben.“ Heftige Heulkrämpfe schüttelten
ihren Körper und niemand vermochte sie zu trösten.
    „Herrin, da ist eine Frau am Tor...“ Eine Dienerin
lugte um die Ecke und traute sich kaum, den Raum zu betreten, in dem die Herrin
des Hauses tränenüberströmt mit ihren Kammerzofen saß.
    „Nicht jetzt!“, weinte diese.
    „Aber Herrin, sie fragt nach Euch.“
    „Siehst du nicht, dass ich jetzt nicht in der
Verfassung bin, Gäste zu empfangen? Ich erwarte heute niemanden.“
    Die Dienerin blickte schüchtern zu Boden und nahm
all ihren Mut zusammen. „Sie hat einen Säugling dabei und sagt, sie käme von
Cheng-Si.“
    Bei diesem Namen wurde Zhousheng hellhörig.
„Cheng-Si, sagst du? Wie sieht die Frau aus?“
    „Sie ist etwas größer als ich und hat schwarze,
lange Haare.“
    Diese Beschreibung konnte auf jede zweite Frau im
Lande zutreffen, aber Zhousheng klammerte sich an den wahnwitzigen Gedanken, es
könnte sich um ihre Tochter handeln und alles wäre nur ein fürchterliches
Missverständnis. „Holt die Frau herein und gebt ihr zu essen und zu trinken. –
Einen Säugling hat sie bei sich? Versorgt auch diesen. Ich komme sofort!“ Mit
einer scheuchenden Bewegung entließ Zhousheng die Dienerin und machte sich
selbst das Gesicht frisch.
    Während sie sich auf den Weg nach unten begab, überschlugen
sich ihre Gedanken.
     
    Die Frau im Empfangszimmer saß mit dem Rücken zur
Tür und Zhousheng konnte die ersten Sekunden in der Illusion leben, Min-Tao
wäre zurückgekehrt. Doch dann hatte sich der weibliche Gast umgedreht und
Zhousheng sah in das Gesicht einer Fremden. All ihre Hoffnung starb.
    „Ich sehe, Ihr habt jemand anderes erwartet“,
sprach die Fremde. „Mein Name ist Lian-Cui. Ihr kennt mich nicht, aber ich habe
eine Botschaft für Euch. Für Euch alleine.“
    „Habe ich nicht schon genug Botschaften erhalten
an diesem Tag?“ Zhoushengs Stimme klang bitter, doch sie schickte die
restlichen Frauen aus dem Zimmer.
    Die dicke Frau, die Lian gerade einen kleinen Krug
Wasser hingestellt hatte, raunte ihr im Weggehen zu: „Sie hat heute vom Tode
ihrer Tochter erfahren. Ich hoffe, Ihr habt bessere Nachrichten.“
    „Min-Tao ist tot?“, rief Lian vollkommen
überrumpelt. „Aber sie lebte doch noch, als ich sie verließ!“
    „Ihr kanntet meine Tochter?“
    Lian sah in der Frau einen Hoffnungsschimmer aufkeimen.
„Ich war ihre Hebamme“, erklärte sie schnell. Sie hatte sich wochenlang
überlegt, wie sie möglichst schonend und plausibel ihre Mission erklären
konnte. Und nun kam alles völlig anders. Die Worte sprudelten nur so aus ihr
heraus: „Ich habe ihren Sohn mitgebracht, damit er hier in Sicherheit leben
kann, weil sein Vater...“ Mit großem Schreck begriff sie, was sie da beinahe
laut und vollkommen indiskret ausgesprochen hätte und schlug sich die Hand vor
den Mund.
    Zhousheng verstand die Welt nicht mehr. Sie
blickte von Lian zu dem Bündel und wieder zurück.
    Als ob das Bündel merkte, dass es alle
Aufmerksamkeit auf seiner Seite hatte, bewegte es sich heftig und die Tücher
lösten sich. Zum Vorschein kam ein kleiner Junge von wenigen Wochen, der
lautstark verkündete, dass man ihn gefälligst auf den Arm zu nehmen habe. Der
Schrei, der nun erklang, rüttelte alle aus der Lethargie.
    „Was sagt Ihr da?“, flüsterte Zhousheng
schließlich. „Ihren Sohn ? Den Sohn meiner Tochter?“
    Die junge Hebamme sah sich noch immer verunsichert
um.
    „Sprecht frei! Ihr habt hier nichts zu
befürchten!“
    Lian begann zu erzählen.
     
    „...Cheng-Si, die Hausmutter hatte schließlich zur
Sicherheit Eurer Tochter und des Kindes beschlossen, dass das Kind abseits des
Hofes aufwachsen sollte. Ich wusste nicht, dass Min-Tao zwischenzeitlich
gestorben ist.“ Lian flossen die Tränen über das Gesicht. „Ich kann mir das gar
nicht erklären! Die Geburt war gut verlaufen, die Wundheilung versprach eine
baldige Genesung. Als ich sie verließ, ging es ihr den Umständen entsprechend
gut.“
    „Abgesehen davon, dass man ihr das Kind weggenommen
hat!“, antwortete Zhousheng

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