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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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sein, sich mit einem Mann zu
vereinigen.“ Su-Ling nahm mich in den Arm und ich musste weinen. „Kopf hoch, du
bist jetzt eine Frau. Ich kann dir diese erste Erfahrung nicht mehr nehmen,
aber ich versichere dir, dass es besser wird. Du wirst sehen. – Und jetzt komm!
Essen ist immer gut.“ Su-Ling strich mir die Tränen aus dem Gesicht,
streichelte meine Wange, stand auf und reichte mir ihre Hand.
    Zögernd
griff ich danach und zog mich hoch. „Du hast recht. Lass uns essen.“
     
    In
den folgenden Monaten hatte Shenzong mich nur zwei Mal zu sich gerufen. Schnell
hatte ich begriffen, dass Shenzong keine Frau bei sich haben wollte, die
blutete und so hatte ich zufällig immer dann meine Menstruation, wenn
Shenzong nach mir verlangte. Cheng-Si war zwar schnell dahintergekommen, hatte
mich aber nicht verraten.
    Die
Zusammenkünfte mit dem Kaiser hatten für mich keine Nachwirkungen gehabt, wofür
ich sehr dankbar war. Kinder sollten die anderen kriegen und so würde es wohl
auch sein. Shenzong hatte bald sein ohnehin schon geringes Interesse an mir
verloren und mich nie wieder zu sich gerufen. Er hatte Recht behalten. Es
gefiel mir hier. Ich konnte mich frei bewegen, konnte im Park spazieren gehen
und den Frühling genießen.
     
    Die
letzten acht Monate waren schön gewesen und ich blickte zufrieden auf meine
erste Zeit im Palast zurück. Der Käfer auf meinem Knie sonnte sich noch immer
und in der Kirschbaumkrone hatte sich eben eine weitere Knospe zur Blüte
entfaltet. Der Wind spielte mit meinem Haar, als der Käfer seine Flügel
spreizte und mit lautem Brummen davonflog.

TEIL II – DES KANZLERS
HEERFÜHRER
     
    5   Wang Anshi
     
     
    Dongjing, Sommer 1069
     
    Shenzong ging in seinem Amtszimmer auf und ab. Viele
Dinge gingen ihm durch den Kopf und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Er war
der sechste Kaiser der Song-Dynastie, und noch immer gab es keinen Frieden in
seinem Land! Seine Vorfahren, allen voran sein Ahne Zhenzong, hatten bereits
gute Grundlagen geschaffen für ein vereintes China. Songs Nachbarn, Xia im
Westen und Liao im Norden, waren in schier endlosen Streitereien verwickelt gewesen.
Zhenzong zum Dank hatte Song sich mit Liao verbündet, das den südlichen
Nachbarn als stärkeren Verbündeten akzeptiert hatte. Doch der damalige Herrscher
von Xia hatte sich gegen die Song entschieden und den unabhängigen Staat der
Tanguten ausgerufen. Liao fühlte sich dermaßen beleidigt, dass es prompt seinen
großen Verbündeten zu Hilfe rief. Es hatte Streitigkeiten um Titel und
Machtpositionen gegeben und schließlich hatten die beiden Nachbarstaaten sich
unter großen beiderseitigen Verlusten bekriegt. Letzten Endes hatte der dritte
Kaiser der Song-Dynastie, Shenzongs Urgroßvater, ein Machtwort gesprochen,
hatte Truppen entsandt und so den Sieg für Liao gebracht. Xia gaben den Song
bis heute die Schuld an den hohen Tributzahlungen, die sie zu leisten hatten.
    Zhenzong hatte sich nicht weiter um die Tanguten gekümmert,
doch Shenzongs Vater Yingzong hatte ihnen angeboten, als Verbündete in das
Song-Reich eingegliedert zu werden – wenn ihr Herrscher abdankte. Doch dieser
hatte immer wieder abgelehnt.
    Shenzong sah es nun als seine Aufgabe, diese
Einheit des Landes zu vollenden; zumindest hatte er sich das für seine Amtszeit
vorgenommen. Dem Volk ging es gut und er war sich sicher, dass es seinem Kaiser
folgen würde. Zhenzong hatte vor fast sechzig Jahren einen Transport von 30.000
Scheffel Samen einer schnellwachsenden Reissorte aus der Provinz Fujian zum
unteren Jangtse angewiesen, um den Reisanbau zu verbessern und die Ernährung
der Bevölkerung zu sichern. „Ein sattes Volk ist leichter zufrieden zu stellen“,
hatte sein Vater stets den alten Kaiser Zhenzong zitiert.
    „Das Volk ist satt“, murmelte Shenzong in Richtung
Jenseits. „Ich werde die Einheit anstreben. Ihr werdet stolz auf mich sein!“
    Ein vereintes Reich! Fast erschien es ihm
utopisch, in Anbetracht der Korruption unter seinen eigenen Beamten. Nicht
viele waren wie der Vater seiner neuesten Frau! – Wie hieß sie noch gleich…? Er
musste nachdenken, denn „Großfuß“, wie er zu sagen pflegte, war natürlich nicht ihr Name. Ihr Gesicht war ja sehr liebreizend – aber diese Füße!
    Der Name wollte ihm einfach nicht einfallen und er
widmete sich wieder seinen politischen Gedanken, als er dabei unterbrochen
wurde.
    „Mein Kaiser, Euer Besuch ist eingetroffen.“ Der
Diener machte eine Verbeugung. „Wenn mein Kaiser

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