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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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verbotenen Frauen war! Was
wunderst du dich also jetzt?“
    Doch eine andere Stimme, eine, die bis jetzt kaum
zu ihm gesprochen hatte, eine Stimme, die aus seinem Herzen zu kommen schien,
sagte: „Bao. Höre nicht auf die anderen! Ihr seid füreinander bestimmt! Gib
nicht auf!“
    Dazu mischte sich die Stimme seines Meisters und
Bao erinnerte sich an dessen letzte Worte, als er aus seiner Ausbildung
entlassen wurde: „Dein Gewissen ist dein höchster und einziger Richter!“
    Nun war ihm alles klar: Er musste Min-Tao sehen,
das wusste er. Jetzt sofort. Er war hellwach, kleidete sich wieder an und ging
hinaus in die Dämmerung.
     
    Die Sommernächte blieben lange hell, und Bao erkannte
daran, dass es schon sehr spät sein musste, als er über den Exerzierplatz lief.
Ab und an trainierte er auch nachts, wenn er nicht schlafen konnte; daher
nahmen die beiden Wachen, die ihm unterwegs begegneten, auch keine Notiz von
ihm. Als die Männer außer Sichtweite waren, konzentrierte Bao sich auf das
wunderschöne Gesicht, das sich ihm unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt
hatte. „Min-Tao, wo bist du?“, flüsterte er. „Ich brauche dich!“
     
    ***
     
    Ich hatte nicht schlafen können. Innerlich
getrieben hatte ich mich von meinem Nachtlager entfernt und war in den Garten
geschlichen. Mir war, als würde jemand auf mich warten; er vielleicht. Doch
niemand war dort gewesen und ich wollte mich gerade auf den Weg zurück machen,
als sich jemand näherte. Schnell versteckte ich mich hinter einem Busch.
    Doch dann hatte ich ihn erkannt. Er stand
im Schatten eines Baumes und mir war, als flüsterte er: „Min-Tao, wo bist du?“
    „Ich bin hier!“, antwortete ich, noch bevor ich
nachdenken konnte und trat aus dem Schatten ins helle Mondlicht.
    Er zog mich sofort ins Dunkel zurück. Das war
unsere zweite Berührung gewesen, seit er mich damals bei meiner Enttarnung in
der Thujenhöhle gepackt hatte, und doch war es, als hätten wir uns schon ein
ganzes Leben lang berührt.
    „Du bist gekommen.“ Er ließ mich wieder los.
    „Wir sollten uns verstecken“, rief ich leise und
steuerte die Hecke an.
    Doch Bao hielt mich fest: „Nein, wir sind
enttarnt! In der Hecke sind wir nicht mehr sicher.“
    „Du hast Recht.“ Suchend sah ich mich um. „Wo können
wir hin?“, fragte ich verzweifelt.
    „Es gibt noch einen anderen Platz, den keiner
kennt. Und du bist gut zu Fuß.“ Bao lächelte und hielt mir die Hand hin.
    Ich war hin- und hergerissen zwischen entweder die
Hand oder doch lieber die Flucht zu ergreifen. Langsam streckte ich meine Hand
nach der seinen aus und legte sie schließlich zögernd hinein. Er drückte meine
Finger, drehte sich um und führte mich hinter sich her.
    Wir stiegen durch die Thujenhecke und folgten dann
einem Weg am Rande des Exerzierplatzes, bis wir an dessen Ende zu einer
weiteren Thujenhecke kamen. Auch hier gab es einige Löcher, durch die man
schlüpfen konnte. Hinter der Hecke gelangte man zu einem der künstlichen Seen,
die um den kaiserlichen Palast angelegt waren. Am Ufer stand eine kleine Hütte.
    „Hier sind wir alleine“, flüsterte er. „Ich war
schon oft hier und wurde noch nie gestört. Seit die ehrwürdige Hauptfrau vor
zwei Jahren in den See gefallen ist, werden hier keine Boote mehr aufbewahrt.“
    Ich erinnerte mich an die Erzählungen der anderen
Frauen, wie sie schadenfroh darüber gelästert hatten, dass Suan-Jen während
einer Bootsfahrt abrupt aufgestanden war, das Gleichgewicht verloren hatte und
kopfüber in den See gefallen war. Obwohl der Bootsführer keine Schuld an diesem
Unfall trug, hatte sie ihn damals in gekränkter Eitelkeit auspeitschen lassen,
was sie bei ihren Bediensteten nicht unbedingt beliebter machte.
    Dieses Ereignis war kurz vor meiner Ankunft am kaiserlichen
Hof passiert und holte mir wieder ins Gedächtnis, was uns beide erwarten würde,
wenn man uns hier entdeckte: Mit Sicherheit der Tod.
    „Hier ist wirklich niemand“, sagte Bao unvermittelt
und antwortete damit auf meine ungestellte Frage.
    Wir saßen einige Zeit schweigend vor der Hütte und
starrten auf die Wasseroberfläche. Der Mond spiegelte sich in dem glatten
Wasser des Sees, hin und wieder kräuselte der Wind des Himmels Spiegel und verwirbelte
das Schilf, das sich raschelnd bewegte.
    „Was wollen wir tun?“ Seine Frage durchschnitt die
Stille.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß
und sah ihn an.
    „Sie wollen, dass wir uns nicht mehr sehen.“ Bao
lehnte

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