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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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eingeschüchtert
und ich schluckte.
    „Nichts“, ertönte ich schwach. Ein direktes Zusammentreffen
mit ihm hatte ich mir anders vorgestellt.
    „Das glaube ich Euch nicht!“, schimpfte er leise.
„Seit Tagen beobachtet Ihr mich schon! Glaubtet Ihr, ich merkte das nicht?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein,
ja. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Ihr mich bemerkt. Ich war doch sehr
vorsichtig.“ Und etwas kleinlaut fügte sie hinzu: „Dachte ich.“
    Ein Schmunzeln umspielte seinen Mund, ich konnte
es genau sehen.
    „Vorsichtig kann man das nicht unbedingt nennen“,
versuchte er ernst zu bleiben. „Jedes Mal habt Ihr die Vögel aufgescheucht. Und
die Büsche bogen sich nur an einer Stelle. Selbst der unerfahrenste meiner
Krieger hätte Euch entdeckt!“
    Er schaute mich prüfend und mit strengem Blick an.
    Ich wurde verlegen, musste aber dennoch lächeln.
„Oh, für Euch war es also ein leichtes.“ Seine herrische Art verunsicherte mich
sehr. Dennoch nahm ich all meinen Mut zusammen, stellte mich aufrecht hin und
versuchte möglichst selbstbewusst zu klingen: „Wenn Ihr mich dann also
entschuldigen wollt, ich muss jetzt gehen!“
    „Ohne mir zu sagen, wer Ihr seid? Ich finde, ich
habe ein Recht darauf, zu erfahren, wer mir nachspioniert!“ Er packte mich am
linken Arm und hielt mich fest. Die Berührung fühlte sich wie ein Schlag an und
er musste das auch gespürt haben, denn er ließ mich abrupt wieder los.
    „Ich… ich…“, stotterte ich. „Mein Name… ist…
Min-Tao und… ich… muss jetzt gehen.“ Hastig verließ ich das Versteck und rannte
davon, ohne mich umzusehen.
     
    ***
     
    Durch das Dickicht sah er ihr nach, wie sie einige
Meter weiter kurz innehielt, ihre Haare glatt strich und dann etwas ruhiger
weiterlief.
    Sie war es gewesen. Diese schöne junge Frau vom
Fest. Sein Herz schlug schneller.
    Er war froh, dass er nun Gewissheit hatte, wer ihn
beobachtete. Fast tat sie ihm ein wenig leid; er musste sie sehr erschreckt
haben. Und die Wahrheit hatte er ihr auch nicht gesagt. Freilich hatte sie sich
nicht wirklich tarnen können, aber es waren weniger die Vögel und die sich bewegenden
Büsche gewesen, die sie enttarnt hatten. Er hatte ihr unmöglich erklären
können, dass es ihre Gedanken waren, die ihn auf sie aufmerksam gemacht hatten.
Sie war derart auf ihn konzentriert gewesen, dass er es in seinem Nacken
gespürt hatte. Dies war eine der ersten Lektionen seiner Ausbildung gewesen.
    Noch immer sah er ihr nach. Erst jetzt fiel ihm
auf, dass sie lief . Sie hatte nicht diesen Tippelgang, der die Damen der
gehobenen Schicht mittlerweile von den übrigen Frauen unterschied.
     
    ***
     
    Drei Wochen war ich der Thujenhecke ferngeblieben.
Drei Wochen, in denen sich all meine Gedanken nur um ihn drehten: Bao. Ich
versuchte, meine Gefühle zu unterdrücken, doch je mehr ich ihn aus meinem Kopf
zu verbannen versuchte, umso präsenter war er.
    Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und ging
wieder zu meiner grünen Höhle.
    Niemand war dort und ich seufzte enttäuscht.
    „Ich hatte gehofft, dass Ihr wieder kommt.“ Bao
trat aus dem Schatten der Hecke in die kleine Höhle, blieb direkt vor mir
stehen und erschreckte mich damit beinahe zu Tode.
    „Es ist vollkommener Wahnsinn… das weiß ich wohl…
aber ich konnte nicht anders.“ Schüchtern sah ich zu Boden.
    Bao ging noch einen Schritt auf mich zu, ohne mich
zu berühren. „Ich wollte Euch das letzte Mal nicht ängstigen, als ich Euch so
anherrschte, aber ich dachte, Ihr wäret ein Spion.“
    „Ein Spion?“ Verdutzt sah ich ihn an. „Ich bin
kein Spion. Ich bin hier aus freien Stücken.“ Ich wurde rot bei meinen Worten.
„Obwohl ich nicht hier sein sollte. Ich bin eine der Frauen…“
    „…des Kaisers“, beendete er meinen Satz. „Ich
weiß. Ich habe Euch am Abend des Mondfestes gesehen.“ Und etwas leiser fügte er
hinzu: „Ich hatte gehofft, Ihr wäret ein weiblicher Gast.“
    Ich schwieg. Dann erinnerte ich mich an seine Anfangsworte.
„Wieso hattet Ihr gehofft, mich hier wieder zu sehen, wenn Ihr doch wisst, wer
ich bin?“
    „Ihr habt mich angesehen und ich kann Euch seitdem
nicht mehr vergessen“, flüsterte er und schluckte schwer. Er ging einen
weiteren Schritt auf mich zu und stand nun direkt vor mir.
    „Wird man Euch nicht vermissen?“, fragte ich und
sah zu den Männern auf dem Exerzierplatz.
    Bao folgte meinem Blick „Sie sind mittlerweile
sehr gut darin, alleine zu trainieren.

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