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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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in eine Ecke und holte für
die Stute ein paar Karotten aus einer Holzkiste.
    „Hier, gebt ihr eine als Begrüßungsgeschenk. Das
ist Ning-Hui – weißer Zauber. Aber wir nennen sie nur Ning . Sie
ist eine ganz liebe und gutmütige Stute.“
    Quo-Mi drehte sich zu dem anderen Pferd, das
schnaubend in seiner Box stand und mich misstrauisch beobachtete.
    „Das ist Meng-Li “, sagte das junge Mädchen.
„Der macht seinem Namen alle Ehre. ‚ Wilde Kraft‘ . Ein temperamentvoller,
brauner Hengst, der sich seine Reiter sehr gut aussucht. Es gibt wenige, die
ihn reiten können. Dazu gehören der Kaiser und Meister Mahi. Vor dem müsst Ihr
Euch in Acht nehmen. Er beißt zuweilen.“
    „Meister Mahi oder das Pferd?“, fragte ich
amüsiert und Quo-Mi lachte.
    Sie sah mich zum ersten Mal direkt an, bevor sie
wieder schüchtern zu Boden starrte. „Das Pferd“, sagte sie leise, musste dann
aber doch wieder kichern.
    „Du bist sehr schön, wenn du lachst. Bitte höre
nicht auf damit“, sagte ich und fühlte, wie das Eis zwischen mir und Quo-Mi
schmolz.
    Das Mädchen zeigte mir nun alles, was man im Umgang
mit Pferden wissen musste. Als ich am Abend zu Bett ging, war ich fürchterlich
müde und geschafft. Ich schlief so gut wie schon lange nicht mehr und konnte es
kaum erwarten, am nächsten Tag zu den Pferden zurückzukehren.
     
    Den Winter nutzte ich, um das Vertrauen der Pferde
zu gewinnen und hielt mich viel bei ihnen im Stall auf. Die Stallburschen
hatten ihre anfängliche Scheu mir gegenüber abgelegt, als sie feststellten,
dass von mir keine Gefahr ausging.
    Auch Furito hatte das erkannt und sich ein paar Wochen
nach unserer ersten Begegnung bei mir entschuldigt.
    „Es tut mir leid, wenn ich Euch nicht den Respekt
entgegen gebracht hatte, der Euch gebührt.“ Er warf sich vor mir auf den Boden.
„Zutiefst dankbar bin ich Euch, dass Ihr mein Verhalten nicht gemeldet habt.
Ihr seid ein hochanständiger Mensch für eine…“ Er stockte bei den letzten
Worten und ich beendete seinen Satz: „Für eine verbotene Frau ? – Ich
will einfach nur etwas Nützliches tun. Mehr nicht.“ Ich reichte ihm die Hand.
„Steh auf.“
    Furito erhob und verneigte sich erneut und ich
wusste in diesem Moment, dass ich mir für die Zukunft seiner Loyalität sicher
sein konnte.
     
    Mit den Pferden verhielt es sich allerdings ein
wenig anders. Vor allem Meng-Li blieb lange misstrauisch.
    „Nehmt Euch vor Meng in Acht! Er ist
gefährlich!“, warnte ein Stallbursche. „Manchmal beißt er, wenn es nicht nach
seinem Willen geht! Er lässt sich nur von unserem Kaiser reiten. Alle anderen
hat er bis jetzt abgeworfen. Und wir haben noch niemanden getroffen, der den
Mut und vor allem die Ausdauer hatte, das zu ändern.“
    „Das habe ich schon gehört. Ich habe auch nicht
vor, ihn zu reiten“, sagte ich. „Vielleicht begreift er das ja eines Tages.“
Vorsichtig schaute ich zu Meng hinüber.
    Der schüttelte seinen Kopf und prustete, als
wollte er sagen: „Dann ist es ja gut. Versuchs lieber gar nicht erst.“
     
    Fürs erste konzentrierte ich mich lieber auf Ning .
Die weiße Stute war von ruhigerer Natur und sehr friedlich. Bereits nach ein
paar Wochen merkte ich, dass das Pferd mir sein Vertrauen geschenkt hatte. Ich
belohnte das mit viel Streicheleinheiten und Karotten.
    Eines Tages schlug Quo-Mi vor, ein paar Runden auf
dem Pferd zu traben. „Ihr müsst es langsam in Angriff nehmen. Ich denke, es ist
der richtige Zeitpunkt. Ning scheint Euch zu mögen.“
    Mit einem dicken, wollenen Umhang wagte ich eine
erste Runde auf der weißen Stute. Ein Stallbursche führte das Pferd an einem
Seil im Kreis und ich genoss die neugewonnene Freiheit. Ich war noch nie zuvor
geritten und stellte zur eigenen Überraschung – und auch zum Erstaunen der
Stallburschen – fest, dass es mir gut gelang. Schon bald konnte ich das Pferd
alleine reiten und galoppierte auf der Koppel eine Runde nach der anderen.
    „Da haben wir wohl ein Naturtalent“, rief einer
der Stallburschen. Alle freuten sich mit mir.
    Meng jedoch schien die Bewunderung für die
Stute nicht zu gefallen, bedeutete sie ja zugleich, dass man ihn links liegen
ließ. Er streckte nun jedes Mal, wenn ich Ning zurück in den Stall
brachte, seinen Kopf heraus und wieherte. Ich war schlau genug, in Zukunft auch
für Meng eine Karotte bereit zu halten und so durfte ich sehr bald auch
ihn streicheln. Vom Reiten konnte allerdings keine Rede sein. Sobald ich mich
an seine Seite stellte,

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