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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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als entlassen“, sagte ich und fügte nach einer kurzen Pause
hinzu: „… für Eure anderen Aufgaben.“
    Furito verbeugte sich erneut und ging.
    Amüsiert sah ich ihm nach; ich konnte mir gut
vorstellen, wie es nun in ihm brodeln musste. Dann blickte ich zu Quo-Mi, die
nach wie vor vollkommen verängstigt da stand. „Ist er immer so?“, fragte ich,
doch das Mädchen schwieg.
    Auf sämtliche Fragen, die ich ihr stellte,
antwortete das junge Ding lediglich mit Kopfschütteln oder Nicken.
    „Bist du schon lange hier? – Ja? … Und es macht
dir Spaß? – Aha. … Willst du mir zeigen, was ich tun kann? – Ja?“ Ratlos sah
ich auf mein schweigendes Gegenüber, das immer nur zu Boden starrte und sich
kaum bewegte. Ich versuchte es noch einmal. „Ich kann dir ja schlecht befehlen,
zu sprechen, auch wenn ich das Recht dazu hätte. Aber was hätten wir beide
davon? Nichts. Ich stelle es mir nur für die nächsten Monate etwas schwierig
vor, wenn immer nur ich spreche. Das ist doch langweilig, findest du nicht?“
    Quo-Mi hob etwas den Blick und sah mich vorsichtig
an.
    „Warum hast du Angst vor mir? Ich tue dir doch
nichts.“ Vorsichtig griff ich nach ihr.
    Quo-Mi starrte auf die helle und saubere Haut, die
auf ihrem groben und schmutzigen Arm lag.
    Ich bemerkte den Blick und seufzte. Unter dem entsetzten
Blick des Mädchens bückte ich mich, rieb meine Handflächen am trockenen Lehmboden
ab und streckte sie Quo-Mi, die sie entgeistert anstarrte, entgegen.
    Sieh her“, sagte ich, „meine Hände sehen genauso
aus wie deine. Ich reibe mir auch gerne noch das Gesicht ein, wenn du dich dann
wohler fühlst“, schlug ich vor.
    Doch noch bevor ich es tun konnte, ertönte ein
dünnes Stimmchen. „Nein, bitte nicht. Sonst schlägt er mich!“
    Ich riss die Augen auf. „Wer schlägt dich?!“
    Quo-Mi blickte wieder zu Boden und ich erriet, um
wen es hier ging.
     
    „Meinst du etwa den alten Furito?“
    „Oberstallmeister Mahi hat jedem angedroht, er
würde ihn zu Tode prügeln, wenn Ihr auch nur eine Schramme erhaltet aus der
Arbeit hier bei den Pferden.“
    „Das hat er gesagt? – Sind die anderen deswegen so
seltsam?“
    Quo-Mi nickte verschämt.
    „Na, das werden wir aber ändern!“, sagte ich
energisch und machte mich auf den Weg zurück.
     
    Auf den Oberstallmeister traf ich, als der gerade
ein paar Pferde auf die Koppel, die sich gleich neben den Stallungen befand,
führte.
    „Wie könnt Ihr den Menschen hier Strafen androhen
für Dinge, die in meiner eigenen Verantwortung liegen?“, fragte ich ihn harsch.
„Wie soll ich hier arbeiten, wenn ich mich – Eurer Meinung nach – nicht dreckig
machen soll, geschweige denn vielleicht die eine oder andere körperliche Arbeit
verrichte?“
    Furito war stehen geblieben und hatte sich mir zugewandt.
Er sah mich an und es stand in seinem Gesicht geschrieben, was er dachte.
    Ich merkte wohl, dass der Oberstallmeister mich
nicht hier haben wollte. „Ihr vergesst, wen Ihr vor Euch habt“, sagte ich leise
aber deutlich. „Ich bin eine Frau des Kaisers . Dies sollte Euch genügen,
mich mit Respekt zu behandeln. Offenbar habt Ihr meine Anspielung vorhin nicht
begriffen. So sage ich es Euch hier und jetzt noch einmal deutlich: Für Euer
Verhalten könnte ich Euch zur Rechenschaft ziehen lassen. Andere sind aufgrund
geringerer Vergehen härter bestraft worden, als Ihr Euch vielleicht vorstellen
könnt.“ Ich schaute so streng, wie ich nur konnte und hoffte, dass er nicht
meine schlotternden Beine bemerkte. Im Grunde genommen lagen mir solche Ansprachen
nicht, aber ich hatte erkannt, dass ich diesem Mahi Furito nicht klein beigeben
durfte.
     
    Offensichtlich bemerkte der Oberstallmeister
nichts von meiner Angst, denn er sah mich verunsichert an. Dann fiel er vor mir
auf die Knie und blickte zu Boden. „Es tut mir leid. Vergebt mir bitte.“ Mehr
brachte er nicht heraus.
    „Ihr habt meine Vergebung, wenn Ihr mich in
Zukunft anständig behandelt“, sagte ich schließlich und Furito erhob sich
wieder. „Ich wende mich nun meiner Arbeit zu. Quo-Mi wird mir wohl
zeigen, was ich tun kann“, beendete ich das Gespräch, drehte mich um und ging.
    Alle Knechte sahen mir mit offenem Mund nach.
     
    Das Mädchen führte mich zurück in das Ende der kaiserlichen
Stallungen. Hier waren lediglich vier Pferde untergebracht, wobei nur zwei von
ihnen ihre Köpfe aus den Boxen streckten. Auf der einen Seite stand ein weißes
Pferd mit grauen Flecken auf der Stirn. Quo-Mi ging

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