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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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angreifen.“
    „Ihr wiederholt Euch, Kanzler“, sagte Li Sawing
bitter. „Aber ich habe gehört, das Heer der Song ist viele tausend Mann stark.
Dem habe ich kaum etwas entgegenzuhalten.“
    „Lasst Euch nicht täuschen von solchen absurden Zahlen.
Meine Beobachter haben mir etwas anderes berichtet. Die Song ziehen in kleinen
Gruppen durch das Land und brandschatzen die Hütten an den Grenzen. Ein
ehrbares Volk würde niemals so handeln. Glaubt mir, wenn sie wirklich so viele
Soldaten hätten, wären sie längst eingefallen.“ Kejian glaubte schon beinahe
selbst, was er dem jungen Kaiser erzählte. Wie dumm musst der sein, dass er ihm
Glauben schenkte, amüsierte er sich still. Ihm war es egal, ob in dieser
Auseinandersetzung, die er geschickt gelenkt hatte, viele Menschen ihr Leben
lassen würden. Einzig um Baos Tod ging es ihm. Einem Angriff von zehn Männern
Stand zu halten, das mochte er schaffen, aber einer Vielzahl von Soldaten zu
entgehen, das vermochte kein normaler Mensch. Dennoch war es vielleicht nicht
ratsam, das Heer bis in die Hauptstadt vordringen zu lassen. Kejian musste
weiter taktieren.
     
    Im Lager der Song waren weitere Briefe des Kaisers
angelangt.
    „An den hochgeschätzten Bao Sen-Ho!
    Shenzong zeigt sich von Deinem Engagement und
Deiner Einschätzung der Lage höchst beeindruckt und freut sich sehr über jeden
Fortschritt. Er gestattet Dir weiter, nach Deiner Einschätzung zu handeln.
Gleichwohl wäre er natürlich glücklicher, wenn eine Einigung noch in diesem
Jahr erzielt worden wäre, aber wie Du bereits geschrieben hast, läuft uns nicht
die Zeit davon.
    Doch genug von militärischen Angelegenheiten.
Es ist mir ein großes Bedauern, Dir zu berichten, dass eine der Frauen im Kindsbett
gestorben ist...“
    Baos Herz raste. Da stand kein Name. Warum hatte
Wang Anshi keinen Namen genannt? Verdammt! Er legte den Brief auf den Tisch und
starrte vor sich hin.
    „Das kann nicht sein!“, murmelte er. „Sie war doch
erst kürzlich bei mir!“
    Noch einmal las er die Passage. Kein Name!
Vielleicht war es eine andere Frau? Shenzong hatte viele Frauen und die konnten
alle schwanger werden und dabei sterben. Min-Tao würde es sicher nicht sein!
    „Aber sie ist schwanger, das weißt du!“,
sprach seine Vernunft.
    „Du würdest es aber merken, wenn sie tot wäre!“ konterte
sein Herz.
    „Und wenn nicht?“, fragte er sich selbst.
    Jemand klopfte an die Türe seines Quartiers.
    „Wer ist da?“, fragte Bao abwesend.
    „Ein Mann aus Xia hat um Einlass gebeten“, erklang
es. „Er blutet und fragt nach Euch.“
    „Ich komme!“ Bao verließ den Raum und ließ den
Brief hinter sich.
    „Ich möchte gerne den Heerführer sprechen.“
    Ein kleiner, heruntergekommener Mann mit Verletzungen
im Gesicht und an den Händen stand vor Bao.
    „Den habt Ihr vor Euch. Wer seid Ihr und was kann
ich für Euch tun?“
    „Ich möchte Euch dienen.“
    „Ihr seid aus Xia? Ich brauche Eure Dienste
nicht“, lehnte Bao ab. „Wenn Ihr hungrig seid, so wird man Euch etwas reichen.
Wärmt Euch an meinem Feuer und lasst Euch von meinen Ärzten behandeln.“ Er war
gerade im Begriff, sich abzuwenden, als der Mann nach seinem Arm packte.
    Einige Männer, die dieses beobachteten, hielten
die Luft an.
    Ketùn packte den Mann an der Schulter. „Lasst
sofort los. Ihr habt schon mehr Hilfe angeboten bekommen, als Ihr verdient.“
    „Nein! Ihr versteht nicht. Ich will nicht wieder
zurück. In Xia gehen seltsame Dinge von Statten. Ihr dürft den Kaiser dort
nicht unterschätzen!“
    „Welche Informationen habt Ihr, von denen Ihr
glaubt, sie könnten interessant für mich sein?“ Bao hatte sich dem Mann wieder
zugewandt.
    „Sie haben weit mehr Soldaten, als Euch bekannt
ist. Li Sawing zieht sie heimlich zusammen und tut nach außen hin, als habe er
nur wenige hundert Mann. Aber fragt nicht, wen er sich zur Hilfe holt. Wilde
Männer aus dem Norden Xias, die grölend im Stehen reiten und gleichzeitig
Pfeile abschießen können.“
    „Von solchen Soldaten habe ich noch nie etwas gehört“,
sagte Ketùn.
    „Aber ich habe sie gesehen“, beharrte der Mann auf
seiner Aussage. „Lasst Euch geraten haben: So stark Ihr Euer Heer befindet – es
wird nicht reichen, gegen diese wilden Männer anzukämpfen.“
    „Habt Dank für Eure Information. Nehmt meine Einladung
an, zu essen und zu trinken, geht in mein Lager der Ärzte und macht Euch dann
wieder auf den Weg nach Hause. Man wird Euch vermissen und ich möchte

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