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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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traute Lian sich nie, mich direkt anzusehen
    „Warum hilfst du mir? Du weißt doch sicher um die
Umstände meiner Schwangerschaft!“
    Lian war offenbar froh, dass endlich ein Gespräch
stattfand. „Ich weiß nicht, wer der Vater ist, wenn Ihr das meint, Herrin.“
    „Du bist noch nicht sehr alt“, merkte ich
vorsichtig an. „Wieso hat Cheng-Si dich geschickt?“
    „Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben,
Herrin!“
    „Bitte, sag nicht immer Herrin zu mir. Das
ist mir unangenehm.“
    Lian nickte zustimmend.
    „Ich verstehe nicht, warum du solch ein Risiko auf
dich nimmst, mir zu helfen, wo du doch weißt, dass ich den Kaiser hintergangen
habe.“
    „Eure Beweggründe interessieren mich nicht. Ich
weiß von der Beziehung zwischen Euch und dem Kaiser. Ich habe schon viel von
Euch gehört!“
    Nun war ich überrascht. „Man spricht über mich?
Was gibt es zu erzählen? Ich bin niemand Besonderes!“
    „Glaubt das nicht! Wisst Ihr denn nicht, welche Geschichten
man sich von Euch erzählt?“, fragte Lian aufgeregt. „Ihr seid doch die Reitende
Kaiserin , nicht wahr?“
    „Wie bitte?“, entfuhr es mir. „Wer erzählt sich
denn das?“
    „Das Volk. Ihr seid bereits jetzt eine Legende.“
    Das war es also, was Shenzong gemeint hatte. Ich
war in Dongjing anscheinend unvorsichtig gewesen. Kein Wunder, dass er mir
nicht mehr gestattete, inkognito auszureiten.
    „Das erklärt allerdings noch immer nicht, warum du
mir hilfst!“, stellte ich fest.
    Lian verharrte einen Augenblick schweigend. Dann
schien es, als nahm sie allen Mut zusammen und sagte: „Ich bin selbst ein verbotenes
Kind .“
    „Ein verbotenes Kind ?“
    „Ja, Ihr erwartet auch ein solches. Ihr seid eine
Frau des Kaisers und dürft als solche mit keinem anderen Mann Verkehr haben.
Doch nicht alle Frauen sind bei ihrem Kaiser so glücklich wie die ehrenwerte
Su-Ling oder die ehrenwerte Shinlan. Meine Mutter ist eine Frau des alten
Kaisers gewesen. Doch mein Vater war ein anderer. Beide mussten sterben, als es
herauskam und ich verdanke mein Leben Cheng-Si, die mich damals versteckte. Das
kaiserliche Protokoll sieht derartige Vorkommnisse sehr streng und unter
Shenzong hat sich das nicht geändert.“ Lian machte eine kurze Pause. Etwas
leiser und zu Boden blickend sagte sie: „Ich mag Euch sehr, ich bewundere
Euch.“ Die junge Hebamme hob den Blick. „Und ich stehe tief in Cheng-Sis
Schuld. Diese beiden Gründe und das Ungeborene in Eurem Bauch sind für mich
Anlass genug, Euch zu helfen!“
    Lian hatte ihre Erzählung beendet und ich spürte
die Aufrichtigkeit in ihren Worten.
    „Ich danke dir sehr für deine Hilfe“, sagte ich.
„Und ich bin froh, dass du bei mir bist!“
     
    Von nun an war der Aufenthalt in der Hütte angenehmer.
Es hätte fast schön sein können, wenn da nicht die ständige Angst vor der
Geburt gewesen wäre. Ich hatte noch keine erlebt, weder von einer Verwandten,
noch von einer Bediensteten. Ich wusste nicht, was auf mich zukam, kannte nur
vom Hören die Schreie Shinlans und das Wissen, dass diese bei ihrer letzten
Schwangerschaft unter Schmerzen gestorben war. Abends saß ich am Feuer, starrte
in die Flammen und malte mir aus, wie es sein würde.
    Vor allem fühlte ich mich einsam. Natürlich war
Lian bei mir, viel lieber aber wäre mir Bao gewesen. Er würde mir die Ruhe
geben, die Lian mir nicht geben konnte, so sehr sie sich auch anstrengte.
Tränen liefen mir über die Wangen, während ich meinen Bauch umklammerte und
mich – wie schon so oft – daran festzuhalten schien. Warum war er nur so weit
weg?
    Tränenüberströmt schlief ich vor dem Feuer ein.
     
    „Soll ich dir ein wenig die Füße kneten? Du siehst
müde aus!“
    Hände griffen nach meinen Zehen und ich konnte nur
schwer die Augen öffnen. Wer sprach da? Diese Stimme kannte ich doch!
    „Liebes! Deine Füße sind ja eiskalt!“, fuhr die
Stimme fort.
    Mein Herz raste! „Bao! Was machst du hier?“, murmelte
ich im Halbschlaf und öffnete die Augen.
    Er sah mich sehr erstaunt an. „Was meinst du! Wo
soll ich denn sein?“
    Fassungslos starrte ich ihn an. Das konnte doch
nicht wahr sein! War das ein Traum? Ich spürte seine Hände auf meinen Füßen,
spürte die Wärme seiner Handflächen auf meiner Haut. Wie konnte das sein?
    „Bist du es wirklich?“ Ich tastete nach ihm und
stach mit meinem Zeigefinger in seinen Unterarm.
    „Was machst du denn da?“ Bao lachte. „Du schaust
mich an, als wäre ich ein Gespenst!“
    „Ich kann einfach

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