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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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sprühten beinahe Funken, doch die
Hausmutter konnte ich damit nicht beeindrucken.
    „Du kommst jetzt mit mir!“, befahl sie. „Wir haben
unser Leben für dich in Gefahr gebracht. Reiß dich zusammen!“
    „Das werde ich nicht!“ Ich schubste Cheng-Si so
heftig, dass diese rückwärts in den Schnee fiel, und sah mich hastig um. In
einiger Entfernung stand Ning .
     
    Nein! In den Palast würde ich um keinen Preis der
Welt zurückkehren, schwor ich mir und rannte kopflos auf mein Pferd zu.
    Cheng-Si hatte sich mittlerweile aufgerappelt und
hastete hinter mir her. Sie erwischte mich am Fuß, doch ich saß mittlerweile
schon im Sattel und trat ohne Mitleid nach ihr. Mein Fuß traf sie hart auf die
Nase und sie ging zu Boden.
    „Das kannst du doch nicht machen! Wo willst du
denn hin?“, röchelte die alte Frau, während sich der Schnee unter ihr rot
färbte.
     
    Tränen liefen mir über die Wangen. Ich hatte
entsetzliche Schmerzen, so kurz nach der Geburt auf dem Rücken eines Pferdes.
Doch die Verzweiflung trieb mich an. Kopflos ritt ich durch die Gegend,
vollkommen orientierungslos, da alles weiß war. Lange Zeit ging es bergauf und
mit jeder Minute, die ich mich von der Hütte entfernte, legte sich meine
Verwirrung und die Gedanken wurden klarer.
    Sie hatten mir meinen Sohn genommen! Ich konnte
und wollte hinter diesen Mauern nicht ohne ihn leben. Nein, eine Rückkehr kam
für mich nicht in Frage. Lieber wollte ich sterben, als weiter dieses trostlose
Leben ohne Kind und Bao zu führen.
    Doch dann fasste ich einen verzweifelten Plan.
Mein Kind mochte verloren sein, nicht aber der Mann, den ich liebte. Ich würde
Bao suchen. Egal was es mich kostete.
     
    ***
     
    Cheng-Si befühlte vorsichtig ihre Nase. Blut rann
aus den Nasenlöchern und jede Berührung schmerzte entsetzlich. Als ihre
Benommenheit wieder verflogen war, kletterte sie auf das zweite Pferd und
blickte um sich. Was sollte sie tun? Man musste Min-Tao zur Vernunft bringen.
    In Cheng-Si stieg Panik auf. Ihr ganzer Plan war zunichte
gemacht worden. Sie hatte den Palast mit einer Magd verlassen, die mit Min-Tao
den Platz hätte tauschen sollen, damit ihr Schützling sich wieder innerhalb der
Palastmauern befand. Wenn nun herauskam, dass Min-Tao gar nicht mehr da war,
würde es für sie beide den Tod bedeuten.
    „Ich muss ihr hinterher“, trieb sie sich an und
unterdrückte die Schmerzen.
    Cheng-Sis Pferd Long , ebenfalls aus den
kaiserlichen Stallungen und eng vertraut mit Ning , schüttelte den Kopf.
    „Wirst du sie finden?“, fragte Cheng-Si das Pferd,
als erwartete sie tatsächlich eine Antwort. Doch Long verstand sehr wohl
und trabte los. Cheng-Si nahm die Verfolgung auf. Die Spuren im Schnee waren
gut zu erkennen und da es sich um Neuschnee handelte, konnten die beiden anderen
kaum weit voraus sein.
    Cheng-Si hoffte das zumindest.
     
    ***
     
    Als die erste Wut verflogen war, ließ ich Nings Zügel lockerer. Weder wusste ich, wo ich war noch wohin ich reiten sollte.
Alles war weiß und kalt und ich begann zu frieren. Bei meiner überstürzten
Flucht hatte ich nicht an eine wärmende Decke gedacht. Nun war ich der eisigen
Witterung schutzlos ausgeliefert und suchte nach einem Unterschlupf. Es musste
bereits weit nach Mittag sein. Mein Magen knurrte entsetzlich, meine prallen
Brüste schmerzten und liefen schließlich aus. Kalt und nass klebten mir die
Kleider an der Brust und ich geriet allmählich in Panik. Wohin sollte ich in
dieser Kälte?
    Am Rande eines kleinen Waldes suchte ich Unterschlupf
unter ein paar ausladenden Bäumen. Doch ich war zu steifgefroren, als dass ich
mich mit Zweigen hätte bedecken können. So glitt ich kraftlos vom Pferd und
landete im Schnee. Wie aus weiter Entfernung bemerkte ich, dass jemand an mir
zog. Ning roch an mir und wieherte, als forderte sie mich auf,
aufzustehen und nicht zu schlafen. Ich bekam noch mit, dass sich das Pferd
entfernte, dann wurde es dunkel um mich.
    „Ich werde sterben“, war mein letzter Gedanke.
     
    ***
     
    Cheng-Si hatte die Spur verloren und war kurz
davor, umzukehren, als sie ein Wiehern vernahm. Schließlich erschien Ning wie aus dem Nichts und gesellte sich zu ihrem Pferd. Cheng-Si wusste, der
Schimmel würde sie zu Min-Tao führen und tatsächlich ging das Pferd voran.
Dicke Wolken brachten neuen Schnee und die Sicht wurde immer schlechter.
    Nach unendlichem Suchen fand sie schließlich die bewusstlose
Min-Tao am Boden liegen, die bereits leicht mit Schnee bedeckt

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