Die Geliebte des Koenigs
glücklich gemacht.“
Seine Finger schlossen sich um das Diamantcollier. „Dich auch?“, fragte er nach einer kurzen Pause.
Seine Frage versetzte Jesslyn einen Stich. Langsam nahm sie die Arme hoch und versuchte, den Verschluss der Kette mit den Brillanten, den Saphiren und Perlen im Nacken zu öffnen.
„Warst du auch glücklich über meine Entscheidung?“, beharrte Sharif.
Stumm nahm sie die Kette ab und legte sie ihm in die Hand. Nur das Schloss der Perlenkette sträubte sich noch.
„Was soll ich darauf antworten?“, murmelte sie und zwang sich zu einem Lächeln. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie nicht die richtige Frau gewesen wäre. Sie hätte ihm und seinem Land keinen Dienst erwiesen – jedenfalls nicht so wie die Prinzessin aus Dubai.
„Eine Träne …“ Sharif beugte sich vor und wischte sie mit dem Daumen von ihrer Wange.
„Irgendetwas bereut man immer, Sharif“, sagte Jesslyn leise und versuchte, den Verschluss der Perlenkette zu öffnen. „Das Leben ist voller Überraschungen, unerwarteter Wendungen und Tücken. Aber sieh uns an – neun Jahre später sitzen wir hier zusammen …“ Sie brach ab und bemühte sich, ihre Tränen zurückzuhalten. „Ach, verflixt! Ich bekomme den Verschluss dieser Kette einfach nicht auf! Kannst du mir dabei helfen?“
„Behalte sie“, kam es kühl zurück. „Ein weiteres Souvenir für deine Kollektion.“ Plötzlich beugte er sich vor und küsste sie hart auf den Mund.
Es war kein zärtlicher oder sanfter, sondern ein hungriger, besitzergreifender Kuss. Würde es sich genauso anfühlen, wenn er sie liebte? Hart, wütend, beinahe brutal?
Ebenso abrupt, wie der Kuss begonnen hatte, endete er auch. „Betrachte die Kette hiermit als bezahlt.“
Damit war er verschwunden, noch ehe sie den Sinn seiner Worte wirklich erfasst hatte.
Wie betäubt starrte Jesslyn auf den Tisch und stellte abwesend fest, dass Sharif weder das Dessert noch den Kaffee angerührt hatte.
Er war wütend auf sie. Sehr sogar. Und sie hatte keine Ahnung, warum. Aber zum ersten Mal dämmerte Jesslyn, dass das, was er von ihr wollte, möglicherweise nichts mit seinen Kindern zu tun hatte.
7. KAPITEL
Auf seiner Dachterrasse stand Sharif gegen die kühle Wand gelehnt und starrte hinauf zum blassen Mond. Das Hemd hing offen über seiner Hose, und auf seinem Gesicht lag ein grimmiger Ausdruck.
Zweimal falsch ergab nicht einmal richtig – wer wusste das besser als er. Und trotzdem hatte er versucht, Jesslyn heute Abend zu verführen, um sie zu bestrafen. Dafür, dass sie ihn vor neun Jahren einfach verlassen hatte.
Mehta hatte dafür sorgen sollen, dass Jesslyn sexy zurechtgemacht zum Dinner erschien – und nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sie zwischen den langweiligen Outfits der Lehrerin sogar das Passende gefunden.
Aber er konnte den Abend nicht als Erfolg verbuchen.
Er wusste nicht, auf wen er wütender war – auf Jesslyn oder sich selbst. Denn er war wütend. Er war aufgewühlt. Zornig. Schuldig. Besessen.
Besessen davon, sie zu küssen, zu berühren, in sein Bett zu entführen.
Besessen davon, sie zu besitzen. Und besessen von dem Verlangen, sein Leben, das ihm täglich mehr zu entgleiten drohte, wieder in den Griff zu bekommen – die kostbare Zeit, die er bereits verloren hatte, die Gegenwart, die ihn quälte und belastete, und die Zukunft, die er nicht haben konnte.
Sharif hatte Jesslyn hierher gelockt, weil er gehofft hatte, Antworten auf seine brennendsten Fragen zu bekommen und endlich seinen Frieden machen zu können. Doch offenbar löste ihre Gegenwart genau den entgegengesetzten Effekt aus.
Jesslyn hatte ihn in seine Hölle zurückgestoßen.
So viel zu seinem Plan, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen! Für seine Kinder mochte Jesslyn sich als Segen erweisen – für ihn war ihre Anwesenheit die reinste Folter.
All die Jahre war er verletzt und wütend auf sie gewesen, weil sie ihn betrogen hatte. Und die ganze Zeit über hatte er sich vorgestellt, wie sie mit der finanziellen Unterstützung seiner Mutter ein Luxusleben in Dubai führte. Doch bei seinem kurzen Besuch in Jesslyns Schule und ihrem winzigen Apartment in Schardscha hatte er festgestellt, dass sie in bescheidensten Verhältnissen lebte.
Wo also war das ganze Geld seiner Mutter geblieben?
Was hatte sie mit den Familienjuwelen getan, die Königin Reyna ihr überlassen hatte?
Hatte sie alles ausgegeben?
Oder hatte Jesslyn das Geld für etwas gebraucht, von dem er
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