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Die Geliebte des Koenigs

Die Geliebte des Koenigs

Titel: Die Geliebte des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter
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darüber reden. Also strich Jesslyn jeder einzelnen über den Kopf. „Dann komme ich euch einfach später eine gute Nacht wünschen, wenn ihr zu Bett geht.“
    „Die Kinder ins Bett zu bringen gehört zu meinen Aufgaben“, klärte Mrs Frishman sie auf. „Sie sind die Lehrerin, ich bin ihre Nanny.“
    „Ausgezeichnet.“ Jesslyn ließ sich nicht die leiseste Verstimmung anmerken. „Dann seid ihr Mädchen mich erst einmal los. Wenigstens bis morgen früh. Dann werden wir mit dem Unterricht fortfahren. Macht euch auf eine Menge Arbeit gefasst“, schloss sie mit gespielter Strenge.
    „Ganz genau.“ Takia kicherte. „So wie Der Plumpsack geht um !“
    Jesslyn nahm die tiefe Missbilligung der Nanny durchaus wahr und verkniff sich nur mit Mühe ein Lächeln. „So ist es. Noch mehr Der Plumpsack geht um – und noch schwierigere Sachen“, drohte sie und warf den Mädchen eine Kusshand zu. „Also dann, bis morgen.“
    Damit wandte sie sich ab und spürte förmlich die vier Augenpaare in ihrem Rücken. Um zu wissen, dass die Kinder sie nur ungern hatten ziehen lassen, brauchte sie keine Hellseherin zu sein.
    Zurück in ihrem eigenen Flügel durchquerte Jesslyn ihr Wohnzimmer und trat durch die hohen Glastüren hinaus in den Innenhof. Gedankenverloren schlenderte sie zwischen duftenden Zitronenbäumchen hindurch, die in riesige Kübel gepflanzt waren, und ging an betörend duftenden Rosenstauden vorbei. Doch sosehr sie die Schönheit des Gartens genoss, konnte sie doch ihre Besorgnis nicht abschütteln.
    Was hat die Kinder nur derart traumatisiert, fragte sie sich ein ums andere Mal. Warum machten sie in ihrem eigenen Zuhause einen so bedrückten und verstörten Eindruck?
    „Lehrerin Jesslyn Fine!“, rief Mehta ihr durch die offene Tür zu. „Wollen Ihren Tee jetzt?“
    „Ja, bitte!“, erwiderte Jesslyn dankbar. „Kann ich ihn draußen trinken? Es ist so wunderschön hier im Garten.“
    Wenige Minuten später kam Mehta zu ihr und schüttelte bedauernd den Kopf. „Entschuldigen, Lehrerin Jesslyn Fine, aber Tee noch nicht fertig. Ihre Hoheit mich bitten, Ihnen das hier geben.“ Damit überreichte sie Jesslyn einen dicken schwarzen Aktenordner.
    Während Mehta eifrig wieder davoneilte, schlug Jesslyn neugierig den Ordner auf.
    Was mochte das sein? Informationen über die Schule der Kinder? Oder Berichte über ihre Gesundheit? Kopien ihrer Klassenarbeiten und Hausaufgaben?
    Tatsächlich enthielt die Akte ein differenziertes Konzept über ihre zukünftigen Aufgaben als Lehrerin der königlichen Sprösslinge. Dazu kam eine in vier Kategorien aufgeteilte Arbeitsanleitung über festgelegte Themen, die in den nächsten Wochen durchgearbeitet werden sollten. Genaue Vorgaben gab es auch zu ihrem Verhalten im Palast und zum Umgang mit den Kindern.
    Zwischen Lehrerin und Schülerinnen hatte es keine Umarmungen, Berührungen oder andere unangemessene Kontakte zu geben.
    Die Kinder sollten leise sein. Lachen, Singen, Spielen war verboten.
    Kein Lachen? Keine Spiele?
    Fernsehen war nur erlaubt, wenn Sendungen liefen, die zur Fortbildung dienten.
    Die Mädchen sollten sich stets zusammenreißen. Schwächen wie Tränen, Unmut, Proteste oder gar offener Widerstand waren unerwünscht.
    Jesslyn blinzelte und konnte kaum fassen, was sie da las.
    Sie schluckte krampfhaft, um den bitteren Geschmack im Mund loszuwerden und widmete sich dem Kapitel über die Lerninhalte und Ziele.
    Zu den täglichen acht Stunden Unterricht kamen wöchentliche Tanz- und Gesangsstunden, täglicher Klavier- oder Geigenunterricht und Sport.
    Jesslyn wurde klar, dass diese Mädchen überhaupt keine Freizeit hatten, in der sie spielen und einfach Kind sein konnten.
    Alles war reglementiert, alles straff durchorganisiert.
    Es war kein Wunder, dass die Mädchen niedergeschlagen wirkten. Jesslyn fühlte sich schon bei dem Anblick dieses Tagesplans vollkommen deprimiert.
    Sie war so in die Unterlagen vertieft, dass sie nicht bemerkte, wie jemand das Zimmer betrat.
    Jesslyn seufzte gerade schwer, als plötzlich eine kalte Frauenstimme erklang und sie aus ihren Gedanken riss. „Haben Sie jetzt schon Probleme mit Ihrer Aufgabe, Miss Jesslyn Heaton?“
    Jesslyn fuhr erschrocken auf. Diese Stimme hätte sie überall erkannt. „Ich bin mir nur nicht sicher, was das hier bedeuten soll“, sagte sie betont gelassen und hob den Ordner hoch.
    „Ist das nicht offensichtlich? Ihre Arbeitsunterlagen für die nächsten Wochen“, erklärte Königin Reyna und nahm die

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