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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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weshalb dieser Gedanke sie verwirrte. Er war doch ihr großer Bruder, ihr Reisebegleiter, ihr Beschützer. Sonst nichts.
    Ein rascher Blick zeigte ihr, dass seine Lider immer noch geschlossen waren. Das Wasser blinkte verlockend in der Sonne, Insekten summten, am tiefblauen Himmel zogen kleine, weiße Schäfchenwolken vorüber. Aus den Wiesen stieg der warme, würzige Duft des Sommers auf.
    Ach, was soll’s, dachte sie.
    Sie zog den zweiten Schuh aus, hob den Sarafan bis weit über die Knie und stieg in den Bach hinein. Hu – wie kalt das war, zugleich aber so wundervoll erfrischend, dass sie am liebsten ganz untergetaucht wäre. Sie raffte den Sarafan mit einer Hand zusammen, stakte ein paar Schritte, sah entzückt die kleinen silbernen Fischlein, die ohne Angst um sie herumschwammen. Dann kühlte sie mit der freien Hand ihr heißes Gesicht, öffnete die Schnur, die ihre Bluse am Hals verschloss, und benetzte die Haut. Ja, er hatte recht, es tat richtig gut. Natalja lief ein kleines Stück bachaufwärts und hatte einen diebischen Spaß daran, wie das Wasser um sie her aufspritzte und ihren Sarafan durchnässte.
    Andrej hatte den Kopf zur Seite gewendet und ihr Tun lächelnd verfolgt. Was für ein Kindskopf sie doch noch war. Aber die hübschen, rosigen Waden und die ebenso schön geformten Oberschenkel, die sie ihm zeigte, gehörten einer ausgesprochen reizvollen jungen Frau, und er musste seine Phantasie zügeln, denn sie begann, ihm auszumalen, wie der Rest ihres hübschen Körpers wohl aussehen könnte. „Verdammte kleine Hexe“, murmelte er versonnen.
    Er war verrückt nach ihr, keine Frage. Und sie hatte keine Ahnung davon, denn sie dachte tagein, tagaus nur an ihren geliebten Oleg. Während er sie mit begehrlichen Blicken verfolgte, grübelte er darüber nach, ob sie ihn vielleicht nur deshalb so erregte, weil sie in einen anderen verliebt war. Ja, es hatte ohne Zweifel damit zu tun. Er war eifersüchtig auf diesen jämmerlichen Versager Oleg, und er wünschte sich nichts mehr, als dass er den Rest seines Lebens im Kerker bliebe. Aber leider war vorauszusehen, dass Natalja, sobald sie in Perm ankamen, Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um ihren Verlobten aus seiner Gefangenschaft zu befreien.
    Er sah, dass sie den Kopf hob und prüfend zu ihm herüberschaute, und er schloss rasch wieder die Augen. Ach was, dachte er. Der Himmel ist hoch, und Perm ist weit.
    Nataljas scharfe Augen hatten bemerkt, dass Andrej sie beobachtete, und sie war im ersten Moment erschrocken. Doch dann stellte sie zu ihrer eigenen Überraschung fest, dass es ihr gefiel, von ihm angeschaut zu werden. Wie angestrengt er zu ihr hinüberblinzelte, er hatte sogar den Kopf ein wenig angehoben und die Stirn gerunzelt. Fast hätte sie ihn ausgelacht, doch zugleich spürte sie auch ein seltsam heißes Prickeln, das ihren Körper überlief, und das Lachen blieb ihr im Halse stecken. Weshalb stelle ich mich so an, dachte sie und versuchte, die merkwürdigen Gefühle von sich abzuschütteln. Wir werden gemeinsam reisen, da ist es ganz natürlich, dass man sich näherkommt.
    Sie lief zu ihm zurück, stellte belustigt fest, dass er wieder den Schlafenden mimte, und stieg ganz unbefangen, den Sarafan bis weit über die Knie gerafft, aus dem Bach. Dann setzte sie sich ins Gras, trocknete Beine und Füße mit ihrem Rock ab und zog die Schuhe wieder an.
    „Sollten wir nicht weiterreiten?“, fragte sie in harmlosem Ton und verbiss sich das Lachen, als er scheinbar aus dem Tiefschlaf erwachte und sich verlegen durch das wilde, schwarze Haar fuhr. Er hatte schönes Haar, sie hätte gern einmal ihre Finger hineingegraben und darin gewühlt.
    Während der folgenden Stunden war Andrej ungewöhnlich schweigsam. Zwar war er sorgsam bemüht, ihr den Ritt zu erleichtern, indem er gangbare Wege suchte, vorstehende Äste und Zweige von ihr fernhielt und das Tempo nicht mehr als nötig beschleunigte, doch er schien mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und reagierte auf ihre Fragen nur einsilbig. Schließlich gab sie es auf und konzentrierte sich darauf, die Bewegungen des Pferdes so gut als möglich vorauszusehen, denn langsam begannen ihre Beine und ihr Po zu schmerzen. Sie hatte noch nie einen ganzen Tag lang im Sattel gesessen.
    Andrej bemühte sich verzweifelt, einen vernünftigen Plan für sein weiteres Vorgehen zu entwerfen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er hatte keine Ahnung, was vor einigen Wochen in der Nähe von Perm geschehen war.

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