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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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auf.
    „Besser?“, fragte er mitfühlend.
    „Es geht mir gut. Sag mir, wo wir jetzt sind und durch welche Orte wir kommen werden.“
    Er war erleichtert und zeigte sich bereit, ihre Wünsche zu erfüllen. Man würde zunächst nach Nowgorod reiten, von dort weiter quer durch das Land nach Wolchow. Danach ging es die Suchona entlang bis Welikij Ustjuk, von dort an die Kama nach Solikamsk. Dann waren es nur noch wenige Tagesritte bis Perm.
    „So viele Orte. Wie lange werden wir brauchen?“
    „Wenn es unterwegs keinen längeren Aufenthalt gibt, etwa drei bis vier Wochen.“
    Sie war entsetzt, denn sie hatte geglaubt, in einigen Tagen schon am Ziel zu sein. „Vielleicht könnten wir in Nowgorod einige Dinge einkaufen“, bemerkte sie kleinlaut.
    „Einkaufen?“, brummte er. „Wir sind nicht zum Vergnügen unterwegs, junge Dame.“
    Natalja duckte sich, um unter einem herabhängenden Kiefernzweig hindurchzureiten, den er für sie emporhielt. Darauf bedachte sie ihn mit einem bezaubernden kleinen Lächeln, so dass er Mühe hatte, eine unbeteiligte Miene zu machen.
    „Ich dachte, dass Oleg einige Dinge brauchen wird, wenn er aus dem Gefängnis kommt.“
    Andrej spürte, wie die Eifersucht wieder in ihm hochschoss. Für ihren Oleg wollte sie einkaufen gehen, vermutlich glaubte sie, dass er einen hübschen Seidenschal und neue Taschentücher brauchte.
    „Wir können uns jetzt nicht mit allerlei unnötigem Zeug beschweren“, schimpfte er und trieb unvermittelt sein Pferd an.
    Natalja ließ sich jedoch keineswegs entmutigen. Sie beobachtete sein verschlossenes Gesicht, die zuckenden Kiefermuskeln und schloss daraus, dass er aus irgendeinem Grund wütend sein musste. Sie fand, dass er unglaublich aufregend aussah, wenn seine dunklen Brauen im Zorn über der Nasenwurzel zusammenstießen und seine blauen Augen blitzten.
    „Aber ich könnte auch einen besseren Sattel gebrauchen“, beharrte sie in schmeichelndem Ton. „Und einen Mantel gegen den Regen.“  
    Er schwieg beharrlich. Sie hatte keineswegs unrecht, der Sattel taugte tatsächlich nicht viel, und auch ein Mantel wäre nicht schlecht gewesen. Überhaupt brauchte sie festere Kleidung, am besten sie würde ganz und gar Männerkleidung anlegen. Doch dazu würde es bei dem verzogenen Fräulein sicher einiger Überredungskunst bedürfen, und er hatte momentan wenig Lust dazu. Der Markt in Nowgorod kam nicht in Frage, die Sachen würde man auch anderswo besorgen können.
    „Wir könnten dort auch in einem Gasthaus übernachten“, versuchte sie es weiter und machte ein bittendes Gesicht. „Ich würde zwei Zimmer mieten, eines für mich und eines für dich.“
    Das wurde ja immer besser! Obgleich er noch vor kurzer Zeit entschlossen gewesen war, ihr eine Nacht in einem bequemen Bett zu gönnen, schäumte er jetzt vor Zorn darüber, dass sie so energisch auf getrennte Schlafräume bestand. Sie wollte ihm sogar ein Zimmer bezahlen, die hochnäsige Comtesse.
    „Hör einmal zu, Natalja“, sagte er wütend, „wenn du möchtest, dass ich mit dir nach Perm reise, dann halte dich gefälligst an das, was ich für richtig halte. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
    Sie schmollte und schob dabei auf so bezaubernde Weise die Lippen vor, dass er rasch in eine andere Richtung sehen musste.
    „Aber …“
    „Kein Aber! Schluss jetzt!“ Sein Ton war härter und lauter, als er es gewollt hatte, und Natalja schwieg betroffen. Nein, dieser Mensch war wirklich ein ganz und gar ungehobelter Klotz – wie sollte sie es mit ihm nur drei Wochen lang aushalten? Ach, wenn doch Oleg bei ihr gewesen wäre, er hätte sie ganz sicher mit nach Nowgorod genommen und die beste Unterkunft für sie gesucht. Er war immer darauf bedacht gewesen, für seine junge Braut nur das Beste und Teuerste auszuwählen.
    Gegen Mittag erreichten sie das Ufer eines breiten Flusslaufs, der, von einem lichten Wäldchen gesäumt, träge im Sonnenschein dahinströmte. Die Böschung war steinig und fiel zum Flussbett hin steil ab, denn der Wasserstand war jetzt im Sommer nicht besonders hoch. Weidengebüsch wuchs in der Uferregion, an den tief herabhängenden Zweigen wehte getrocknetes Flussgras wie das ausgebleichte Haar der Rusalki.
    Andrej ritt in südlicher Richtung am Strom entlang, bis er eine Furt entdeckte, und schätzte dann Wasserstand und Strömung ein. In der Mitte des Flusses würde es kritisch werden, dort war die Strömung stark, und das Wasser würde den Pferden vermutlich bis über den Bauch

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