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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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ihrer schlimmen Lage, dass dieser nächtliche Ritt etwas Faszinierendes hatte. Tief atmete sie den würzigen Geruch des Waldes ein, in dem sich Kräuter, Pilze und modrige Erde mischten, sie horchte auf die Tritte der Pferde, das Knarren des Sattelzeuges, das leise Schnauben. Hin und wieder fuhr ein leichter Windstoß durch die Zweige, und die Blätter der Pappeln bewegten sich mit feinem Knacken und Rauschen.
    Endlich, tief in der Nacht, erreichte die Gruppe eine verfallene Hütte, die so von Gebüsch überwuchert war, dass sie Natalja zuerst wie ein unförmiger Hügel erschien.
    Die Kosaken waren schläfrig, sie sattelten die Pferde ab und schleppten ihre Habe in die Hütte hinein, wo die erbeuteten Waren gestapelt wurden. Niemand hatte Lust, ein Feuer zu machen, die Männer lagerten sich auf dem Boden, nutzen ihre Jacken und Sättel als Unterlage und aßen von ihren Vorräten. Brot, Wurst, Zwiebeln und Käse wurden verteilt, dazu trank man Wasser, als Schlaftrunk kreisten die Wodkaflaschen. Es wurde kein Zechgelage wie am Nachmittag, die Männer flüsterten nur leise miteinander, erzählten sich noch einmal die Heldentaten des Tages, dann sank einer nach dem anderen in Schlaf. Verschieden lautes Schnarchen wurde vernehmbar, erst nach einer Weile stellte Natalja fest, dass Bogdan vorgesorgt hatte: Einer der Männer – es war der kleine Kondralin – hockte als Wächter vor der Hütte.
    Andrej hatte seine Jacke ausgezogen und für Natalja auf dem Boden ausgebreitet, doch sie schüttelte den Kopf und setzte sich abseits davon unter einen Baum.
    „Ich habe selbst eine Jacke“, schnappte sie hochnäsig.
    Er war betroffen, das sah sie ihm an, und für einen kleinen Moment bedauerte sie ihre Schroffheit.
    „Du täuschst dich, Natalja“, murmelte er. „Ich bin kein Heiliger, das ist wahr. Aber ich bin auch nicht das, was du momentan von mir zu halten scheinst.“
    „Was ich über dich denke, ist meine Sache.“
    Ihr Gesicht lag im Mondschatten, so dass er ihre Züge nicht erkennen konnte, doch er malte sich aus, wie sie jetzt abschätzig die Lippen zusammenkniff. Es verletzte ihn tief, und er spürte, wie der Zorn in ihm hochstieg. Er kannte diese Hochnäsigkeit nur zu gut, sein Leben lang hatte er darunter gelitten, dass das adelige Pack nichts von ihm wissen wollte. Hatte er nicht genug Mühen und Gefahren auf sich genommen, um ihr zu helfen? War er nicht auch jetzt noch verzweifelt um sie besorgt und machte sich zum Narren, um sie zu schützen? Wieso konnte sie nicht an ihn glauben, auch wenn der Schein gegen ihn sprach? Wütend rief er sich ins Gedächtnis, dass sie Oleg, diesem zwielichtigen Typen, geradezu blind vertraute und sogar ihr Leben für ihn aufs Spiel setzte. Dabei gab es nichts, aber auch gar nichts, womit dieser Kerl ihre unerschütterliche Treue verdient hätte.
    „Setz dich jetzt hier herüber, verdammt!“, fuhr er sie an. „Ich habe keine Lust auf dein Theater!“
    „Lass mich in Ruhe. Du hast selbst gesagt, dass ich tun und lassen kann, was ich will!“, fauchte sie zurück.
    „Aber nicht dann, wenn du dich selbst in Gefahr bringst!“
    „Du hast mir gar nichts zu sagen, Andrej Dorogin!“
    „Genug!“ Er fasste sie am Arm und zog sie mit einem raschen Ruck hinüber auf das Lager. Sie war so erschrocken, dass sie nicht einmal Widerstand leistete, zusammengekauert lag sie auf seiner Jacke und starrte ihn so entsetzt an, als habe er den Versuch gemacht, sie zu vergewaltigen.
    „Es tut mir leid“, murmelte er, „aber du zwingst mich dazu.“
    Er zog einen Lederriemen aus der Satteltasche und band ihn fest um sein Handgelenk. Dann griff er ihren Arm.
    „Nein!“, kreischte sie und versuchte, sich loszureißen. Doch sein Griff war eisenhart und ließ ihr keine Chance. Er band das lose Ende des Riemens um ihr Handgelenk, zog den Knoten fest an und bemerkte in aller Ruhe:
    „Ich mache das nicht, um dir weh zu tun, Natalja. Aber ich möchte nicht, dass du in dieser Nacht versuchst, dein Geld aus meiner Satteltasche zu nehmen und damit einen sinnlosen und lebensgefährlichen Fluchtversuch zu unternehmen.“
    Sie schwieg verbissen. Er hatte also geahnt, was sie tun wollte. Dieser Mistkerl war nicht nur hinterhältig, er war auch schlau. „Das wirst du bereuen!“
    „Ich würde mehr bereuen, wenn ich es nicht täte.“
    So blieb ihr nichts anderes übrig, als eine einigermaßen erträgliche Schlafposition zu finden, was wegen der Fessel nicht ganz einfach war. Andrej machte wenig

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