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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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nicht einmal ein Teufel zeigte sich, um dieses Geschäft mit ihm abzuschließen.
    Gegen Mittag, als die Sonne unbarmherzig auf die Lichtung brannte und Andrej das Gefühl hatte, auf dem heißen Stein geröstet zu werden, hörte man ein Knacken zwischen den Bäumen. Andrej öffnete mühsam die Augen und blinzelte ins gleißende Licht. Ein Bär? Ein Luchs, den der Hunger nicht schlafen ließ?
    Gleich darauf war klar, dass es ein Reiter war, der ein weiteres Pferd hinter sich herzog. Der zweite Spitzel erfasste die Lage mit einem raschen Blick, dann stieg er ab und lief zu Sergej, der vollkommen bewegungslos auf seinem Stein lag.
    „Heiliger Josef“, murmelte er, „bist du noch am Leben, Serjoscha?“
    Sergej wandte den Kopf und stöhnte, während sein Freund die Riemen mit dem Messer durchschnitt. Dann hörte Andrej neidisch, wie Sergej die Wasserflasche bis auf den letzten Tropfen austrank und danach erleichtert rülpste.
    „Dieses Mal hätte es mich fast erwischt“, keuchte er und richtete sich langsam auf. Es schwindelte ihn, er konnte mit den entzündeten Augen kaum sehen.
    „Was hast du vor, Ossip?“
    Ossip war zu Andrej gegangen und hatte Anstalten gemacht, auch ihn loszuschneiden.
    „Lass den nur da liegen, wir brauchen ihn nicht. Oleg Petrow weiß, wo das Gold ist, wir müssen uns nur an ihn halten.“
    Als die beiden Spitzel durch den Wald davonritten, sank Andrej der Mut. Es war eine Hoffnung gewesen, wenn auch nur eine winzig kleine. Jetzt musste er alle Kraft zusammennehmen, um nicht zu verzweifeln.
    Die gute Stimmung der Kosaken war dahin. Auch Bogdan saß mit düsterer Miene zu Pferd, gab unwirsche Antworten, und wenn er Befehle erteilte, war sein Ton barsch und kurz. Der Ritt führte durch dichte Wälder, die Pfade waren schmal und der Boden mit Moos und Farn überwuchert. Immer wieder wurden sie zur Umkehr genötigt, mussten dem Lauf eines Baches oder Flüsschens folgen, wenn es im dichten Gestrüpp des Waldes kein Durchkommen mehr gab. Die Männer waren schweigsam, nicht alle waren mit Bogdans Entscheidung zufrieden, sie erinnerten sich, dass Andrej immer ein guter Freund gewesen war. Selbst Wasilij, der Grund genug hatte, zornig auf Andrej zu sein, blickte mürrisch vor sich hin und schien nicht mit sich im Reinen zu sein.
    Natalja beängstigte die düstere Stimmung der Männer, die ihr offensichtlich die Schuld an allem anlasteten und sie mit feindseligen Blicken traktierten. Doch die Sorge um ihr eigenes Schicksal beschäftigte sie viel weniger als die Angst um Andrej, der hilflos mitten in einer menschenleeren Gegend gefesselt lag, allen Gefahren der Wildnis ausgeliefert. Immer noch spürte sie jenen eindringlichen Abschiedsblick und fühlte, wie in ihrem Inneren ein heftiger Schmerz aufstieg.    
    Er wird sich schon befreien, dachte sie unglücklich. Er ist ein erfahrener Bursche und gewiss nicht zum ersten Mal in solch einer schlimmen Lage. Er wird einen Weg finden.
    Doch der Schmerz ließ sich nicht wegschieben. Er saß so tief in ihr und war so stark, dass er sie nach und nach ganz ausfüllte. Sie hatte solch einen Schmerz empfunden, als sie von Olegs Einkerkerung erfuhr, und begriff, dass man ihr den liebsten Menschen auf Erden nehmen wollte. Wie war es möglich, dass sie um Andrej genauso stark litt? Oh, er war ein gefährlicher Verführer, dieser Mensch, das hatte er ihr vor wenigen Stunden noch bewiesen.   
    Gegen Mittag hielt man an einem schmalen Bachlauf, um die Pferde zu tränken. Die Kosaken waren immer noch schlechtgelaunt, Streit lag in der Luft, und Bogdans Augen glitten  wachsam von einem zum anderen. Er wusste, dass man gegen ihn Stimmung machte, was seinen Zorn auf Andrej noch steigerte. Noch heute würde er sich über das Mädel hermachen, schon um Andrej noch nachträglich eins auszuwischen. Als Wasilij Natalja vom Pferd herunterhalf und ihr dabei lüstern unter die Jacke fasste, gab Bogdan ihm einen festen Tritt in den Hintern.
    „Sie gehört mir!“, raunzte er ihn an. „Warte, bis du an der Reihe bist.“
    Wasilij fügte sich und ließ Natalja los, wenn auch widerwillig. „Wann wird das sein?“, wollte er wissen.
    „Heute Abend werden wir es auslosen.“
    Natalja erschauerte. Diese wilden Kerle würden um sie losen wie um einen Ballen Stoff oder ein gestohlenes Silberbesteck. Sie würden sie der Reihe nach nehmen wie ein willenloses Opfer. Nein, dachte sie. Nicht mit mir. Nicht solange noch ein Fünkchen Leben in mir ist.
    Die Rast war nur kurz, Bogdan

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