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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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bereute diese gute Tat keine Sekunde lang. In den schwarzen, ein wenig mongolisch anmutenden Augen seines Schützlings lag ein Zauber, dem er auf der Stelle erlag.
    „Ich bin Katja Petrowna Scharina, mein Vater ist der Direktor des Gefängnisses …“
    Er war noch so versunken in ihre exotische Schönheit, dass er den Sinn der Worte erst nach einigen Augenblicken erfasste. „Des … des Gefängnisses?“
    „Ja“, sagte sie und lachte. „Erschreckt Sie das etwa?“
    „Ganz und gar nicht“, gab er zurück und reckte die Brust. „Man nennt mich Bogdan Bogdanowitsch Kunin …“
    Ein Kosak, dachte sie. Bogdan – von Gott gegeben! Wie wundervoll!
    „Wie kann ich Ihnen danken, Bogdan Bogdanowitsch?“
    Dazu fiel ihm eine ganze Menge ein. Dieses verführerische Weib war also noch dazu die Tochter des Gefängnisdirektors. Es hatte sich doch gelohnt, dass er auf die Idee gekommen war, in der Kirche ein Gebet zu verrichten. Doch er musste vorsichtig sein.
    Ganz sanft ergriff seine Pranke ihr weiches Händchen, und gleich darauf spürte sie erschauernd, wie seine warmen, feuchten Lippen sich darauf hefteten. Es war ein Gefühl, wie wenn man heiße Schokolade trank, nur aufregender. Und dabei kitzelte sein stoppeliger Bart ganz wunderbar ihre Handoberfläche.
    Oberst Gavril Pawlowitsch Jewremow, Kommandeur des kleinen Militärpostens in Perm, saß im Salon seines Hauses und schaute nachdenklich aus dem Fenster in den Garten hinein. Ein paar gelbe Blätter waren an den Büschen zu erkennen, und auf den Sandwegen hatte sich Laub angesammelt. Er goss sich ein Gläschen ein und seufzte. Seit einigen Jahren stimmte der Herbst ihn traurig, das Leben verrann, und das Alter nahte mit unerbittlichen Schritten. Er trank ein Schlückchen und spürte, wie seine Stimmung sich langsam hob. Schmunzelnd dachte er an Petrow, den man vor einigen Tagen im Turmkerker eingesperrt vorgefunden hatte und der ihm dann erzählte, was den Zorn des Gefängnisdirektors so erregt hatte. Nun, er hatte die kleine Katja verführt. Jewremow, der selbst zwei Töchter verheiratet hatte, konnte die Empörung des Vaters zwar verstehen – aber gleich in den Turmkerker – nein. Schließlich war Oleg Petrow ein sehr unterhaltsamer Mensch, eine Seltenheit in dieser Gegend, und solche Weibergeschichten waren nun einmal unter Offizieren keine Seltenheit. Hätte Scharin halt besser auf seine Tochter aufgepasst.   
    Jewremow nahm ein weiteres Schlückchen, lächelte vor sich hin und wollte gerade nach seiner Pfeife greifen, da erschien eine junge Dienerin im Salon.
    „Gnädiger Herr, da draußen wartet ein Kosakenweib, das Euch sprechen möchte.“
    Jewremow zog die Oberlippe hoch und musterte die kleine, dürre Person. Sie war erst seit einigen Wochen im Haus und tat sich bisher nicht durch besondere Gewitztheit hervor.
    „Ein Kosakenweib?“, näselte er. „Gib ihr ein paar Kopeken und wirf sie raus.“
    Die junge Dienerin verbeugte sich eingeschüchtert und wollte davoneilen, dann hielt sie jedoch inne. Da war doch noch etwas gewesen … Was war es doch gleich?
    „Sie hat gesagt, sie sei …“ Das Hausmädchen stockte und drehte hilflos die Augen zur Zimmerdecke.
    „Sie sei was?“
    „Verzeihung, Herr, ich habe den Namen vergessen …“
    „Gleich wie ihr Name ist – wirf sie raus. Nun mach schon!“
    Sie stand jedoch immer noch auf der Stelle und bewegte lautlos die Lippen auf der Suche nach den vergessenen Worten.
    „Galugina!“, rief sie dann triumphierend. „Natalja Iwanowna Galugina …“
    Jewremow starrte sie an: Wo hatte er den Namen doch gehört? Dann setzte er das Glas so hastig ab, dass der Inhalt überschwappte. „Galugina! Heilige Maria! Es geschehen noch Wunder auf dieser Erde. Herein mit ihr. Was lässt du sie warten, dumme Gans?“
    Natalja betrat den reich ausgestatteten Salon des Gouverneurs mit gemischten Gefühlen. Der Stuck an den hohen Wänden, die grünen Tapeten, die teuren, eingelegten Möbelstücke – es war eine Umgebung, wie sie sie seit ihrer Kindheit gewohnt war, und doch kam sie sich jetzt seltsam fremd vor in all dem Luxus. Sie war in diesen wenigen Wochen eine andere geworden, das spürte sie jetzt ganz deutlich.
    Sie lächelte dem grauhaarigen Herrn entgegen und reichte ihm – ungeachtet ihres merkwürdigen Aufzugs – mit eleganter Geste die Hand. Er zog sie an die Lippen und starrte sie dabei mit unverhohlener Neugier an. Ja, sie glich dem Bild, das man ihnen geschickt hatte. Allerdings war ihre Haut

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