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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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grinsen.
    Sie hob das Kleid ein wenig höher. »Er hat auch immer Tacos vorrätig«, sagte sie spitz. »Also, würdest du bitte die Tür hinter dir zuziehen, wenn du gehst?«
    »Tacos? Nein, das reicht auch nicht.« Er schüttelte den Kopf, ignorierte ihre Aufforderung völlig. »Ich glaube, ich muss selbst dafür sorgen, dass du etwas Anständiges in den Bauch bekommst.«
    Cassidy wollte schon wieder entrüstet nach ihrer Privatsphäre verlangen, als sie plötzlich stutzte. »Bittest du mich etwa, mit dir auszugehen, Colin?«
    »Ausgehen?« Einen Moment lang schien er den Ausdruck zu überdenken, während er Cassidy mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte. »Hm, sieht wohl ganz danach aus, was?«, sagte er schließlich.
    »Zum Abendessen?«, fragte Cassidy skeptisch nach.
    »Ja, zum Abendessen.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Sieben.«
    »Um sieben also.« Sie nickte knapp und verschloss die Ohren für die Warnungen ihrer Vernunft. »Aber jetzt gehe bitte und mach die Tür zu, damit ich mich anziehen kann.«
    »Aber gern doch.« Ein teuflisches Funkeln trat in seine Augen, das sie dazu veranlasste, ihre Finger noch fester in das Kleid zu klammern. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück. »Übrigens, Cass … du wärst nie ein erfolgreicher General geworden.«
    »Was?« Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    »Du hast vergessen, deine hintere Flanke zu schützen«, sagte er grinsend und ließ sie allein.
    Cassidy drehte den Kopf und blickte auf ihre nackte Rückseite im Spiegel.

7. K APITEL
    Als Cassidy sich für den Abend mit Colin zurechtmachte, dankte sie dem Himmel für ihren kurzen Ausflug in das Damenbekleidungsbusiness. Das violette crêpe de chine war jede einzelne Minute wert, die sie sich in Geduld geübt hatte. Es war ein Traum von einem Kleid. Bis zur Taille lag es eng an ihrem Oberkörper, dann fiel es in schwingenden Falten bis zum Knie. Es war schulterfrei. Cassidy zog das passende Bolerojäckchen über und band es mit dem dünnen Gürtel locker in der Taille fest. Die Farbe passte hervorragend zu ihren Augen, entschied sie, das Violett verstärkte die ungewöhnliche Farbe. Heute Abend wollte sie sich nicht schlicht fühlen, sondern außergewöhnlich.
    Du solltest nicht mal hingehen.
    Viel zu heftig zog sich Cassidy die Bürste durchs Haar, als die unwillkommene kleine Stimme in ihrem Kopf sie ärgerte. Ist mir egal. Ich gehe.
    Du wirst verletzt werden.
    Na und? Ich werde in jedem Fall verletzt. Mit energischen Bewegungen befestigte Cassidy kleine goldene Ohrstecker in ihren Ohrläppchen.
    Hatte nicht jeder das Recht auf einen ganz besonderen Moment in seinem Leben? Durfte nicht jeder wenigstens einen Blick darauf erhaschen, wie echtes Glück aussehen könnte? Einen Abend würde sie mit Colin verbringen, ohne dass dieses vermaledeite Gemälde zwischen ihnen stand. Dieses Mal würde er sie sehen, wenn er sie anblickte, und nicht, was immer er sehen mochte, wenn sie im Atelier zusammenarbeiteten.
    Sie nahm den Parfümflakon hoch und hüllte sich in eine feine Wolke ihres dezenten Dufts ein. Nein, sie würde nicht an morgen denken, der heutige Abend war alles, was zählte. Das Bild war fast vollendet, und dann war es so oder so vorbei. Ein Abend nur, das war doch nicht zu viel verlangt. Den Preis dafür würde sie später zahlen. Aber die Erinnerung an diesen einen Abend konnte ihr dann niemand mehr nehmen.
    Cassidy betrachtete sich im Spiegel, schüttelte ihr Haar zurück und sah auf die Uhr.
    »Großer Gott, es ist schon sieben!«
    Panisch begann sie, nach ihrem Schlüssel zu suchen. Sie hatte sich gerade auf alle viere niedergelassen und suchte unter dem Sofa, das sich zu einem Bett ausziehen ließ, als sie das Klopfen an der Tür vernahm.
    »Ja doch, gleich! Nur noch eine Minute«, rief sie unwirsch und erblickte im gleichen Moment etwas silbrig Schimmerndes unter dem dunklen Sofa.
    »Aha!« Mit einem Triumphschrei streckte sie sich und fasste danach. Und seufzte enttäuscht, als sie eine Vierteldollarmünze hervorzog und nicht den Schlüssel.
    »Sagte ich nicht, ich lade dich ein?« Colin stand im Türrahmen, und Cassidy drehte mit einem Ruck den Kopf zu ihm hin. Mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Amüsiertheit sah er zu der Frau hin, die da auf Händen und Füßen auf dem Boden lag. Cassidy richtete sich auf, blies sich die Haare aus den Augen und musterte Colin.
    Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug. Der perfekte Schnitt betonte seine schlanke Statur mit den breiten

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