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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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wie leicht er gegen ihren Vater ins Feld zog, nur Tage nach ihrer Hochzeit. Sein Verbrechen war so groß, dass sie bezweifelte, ob sie es je würde vergessen können. Und sie bezweifelte, ob sie das, woran sie sich erfreut hatten, je wiederfinden würden, und ob es eine Zukunft für sie gab. Aber er war ihr Gemahl. Vielleicht trug sie sogar sein Kind unter dem Herzen, eine Möglichkeit, die mit jedem neuen Tag wuchs. Sie wollte nicht, dass er starb. Lieber Gott, das durfte nicht passieren.
    »Gott sei mit dir«, flüsterte sie schließlich, wissend, dass er sie nicht hören konnte, und dass es ihm wahrscheinlich gleichgültig sein würde, selbst wenn er erriet, was sie sagte.
    Stephen wandte sich ab. Mary wünschte, sie hätte sein Gesicht deutlicher sehen, ihm in die Augen schauen, einen Blick in seine Seele tun können. Zu spät kam der Wunsch, den Streit zu vermeiden, seinen Ärger zu zerstreuen, mehr Zeit darauf zu verwenden, seine falschen Anschuldigungen zurückzuweisen, ihn von ihrer Unschuld zu überzeugen. Und sie wünschte sich, sie hätte ihn nicht des Verrats bezichtigt, und dass sie die letzte Nacht anders verbracht hätte. Nicht allein, frierend und erschöpft, gefühlsmäßig ausgelaugt und körperlich angestrengt, sondern mit ihm zusammen, so wie es zuvor gewesen war.
    Sie schaute ihm zu, wie er den Helm aufsetzte. Der normannische Helm mit seinem Nasenteil verwandelte ihn sofort, er ließ ihn drohend und Furcht einflößend aussehen. Stephen stieg auf sein Streitross. Ihr Atem stockte. In voller Rüstung und waffenstrotzend auf seinem Pferd war er nicht zu erkennen; so erschien er ihr als Fremder und Feind. Ein Drang zu weinen überkam sie.
    Die Ritter formierten sich. Mary hörte das harte Geräusch beim Hochziehen des Fallgitters und das Ächzen der hölzernen Zugbrücke, die abgesenkt wurde. Das Atmen und das Sehen fielen ihr schwer.
    Sie beobachtete durch einen plötzlichen Nebel, der von der Feuchtigkeit in ihren Augen herrührte, wie Stephen an die Spitze einer der Kolonnen ritt und die Truppe sich dann in Bewegung setzte.
    Sie schaute zu, wie Stephen den Burghof verließ und schnell durch das Vorwerk der Burg ritt; dann war er ihrem Blick entschwunden. Trotzdem schaute sie weiter hinunter, bis alle Männer die Burg verlassen hatten und der große Hof still und leer war, bis sie hörte, wie das Fallgitter mit einem widerhallenden Laut wieder geschlossen wurde. Sie sah auf den weiten, verlassenen Hof, und erst als Bedienstete kamen, um erneut ihren Arbeiten nachzugehen, wandte sie sich ab und legte sich ins Bett.
    Sie war vor Kälte wie taub. Zuvor hatte sie das kaum bemerkt, doch nun zitterte sie so heftig, dass ihre Zähne klapperten. Sie verkroch sich unter der Decke und erinnerte sich an Stephen so, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte. Ihre Gefühle drängten in ihr Bewusstsein, und sie waren fern von jedem Hass.
    Mary erkannte, dass sie viel nachzudenken hatte in der Zeit, die ihr blieb, bis Stephen wieder zurückkehrte.
    Drei Tage später, als sich die Abenddämmerung über das Land breitete, stand Stephen im Eingang des Zeltes, das er mit seinem Vater teilte, am Rand des großen, schlammigen Schlachtfeldes. Einst war dieses Land sattgrün und makellos gewesen; nun war es mit gebrochenen und verbeulten Metallteilen und Wollfetzen übersät; tote Pferde lagen als verwesende Kadaver herum, über denen sich gierige Geier zankten, und auch mehrere menschliche Leichen mussten noch entfernt werden. Über allem hing der durchdringende Geruch des Todes.
    Stephen trat hinaus. Laute aus dem provisorischen Lager drangen zu ihm herüber, meist müdes Lachen, dazwischen aber auch weibliche Stimmen von den vielen Huren, die immer nach dem Krieg auftauchten, um sich ein paar Münzen zu verdienen und die Blutgier der Männer zu mildern. Stephen war sehr müde und über und über schmutzig, und da er auch keine Lust zu reden hatte, war er froh über die Ruhe.
    Er war zum ersten Mal seit Beginn der Kampfhandlungen allein, und nun bahnte er sich seinen Weg über das blutige Schlachtfeld und ging weiter, bis er es ein Stück hinter sich gelassen hatte. Am Ufer eines Bachs legte er eine Pause ein und zog zuerst die Stiefel und dann seine gesamte Kleidung aus. Splitternackt watete er in das kalte Wasser und tauchte schließlich mit dem ganzen Körper ein.
    Zitternd und keuchend kam er wieder an die Oberfläche, aber er hatte noch nicht genug. Nichts war je genug, dachte er, um nach einer Schlacht Körper und

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