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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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vielleicht, würden sie dieses Mal keinen Sieg davontragen.
    Stephen fragte sich, ob der Frieden an der Grenze, den er sich so sehr wünschte, je durchsetzbar sein würde. Es sah nicht danach aus, es schien eher ein Traum zu sein. Er bedauerte das unendlich.
    Aber dieses Mal mischte sich ein Gefühl der Bitternis mit dem Bedauern.
    Denn nur, wenn echter Friede im Land herrschte, dann könnte es auch zwischen ihm und seiner Gemahlin zu einem echten Frieden kommen.
    Stephen war ärgerlich. Eigentlich sollte ihre Beziehung mit Krieg und Frieden nichts zu tun haben. Sie schuldete ihm Loyalität und Liebe, ob er in der Schlacht kämpfte oder nicht, und ungeachtet dessen, gegen wen. Und da er eine so große Last schultern musste, brauchte er sie. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er sich zugestanden, jemanden so sehr zu brauchen, ein derartiges Bedürfnis einzuräumen. Er war ein sterblicher Mensch und nicht unbesiegbar. Er brauchte seine Gemahlin, die in allen Angelegenheiten an seiner Seite stand und zu ihm hielt. Aber sie stand nicht an seiner Seite, sie stand hinter ihm, mit einem Dolch, der auf ihn gerichtet war.
    Mary hatte versucht, ihn zum Feind zu schicken, in eine Falle. Es würde mehr als ein Leben brauchen, um das zu vergessen.
    Er bedauerte, sich in sie verliebt zu haben. Er bedauerte, sie noch immer zu lieben.
    Wie hatte es in seinem Leben so weit kommen können?
    Er war wohl kaum stark, aber das war sein Geheimnis. Er war schwach, verliebt in eine Frau, die mehrmals versucht hatte, ihn zu täuschen, zu überlisten und zu verraten. Wie konnte es der Liebe wegen so viel Schmerz geben? Wie konnte er dieser Qual sein restliches Leben lang standhalten?
    Wenn sie nur ... Er war kein Mann, der seine Zeit mit müßigen Träumereien vergeudete, doch dieser quälende Satz ging ihm ständig durch den Kopf.
    Wenn sie nur so wäre, wie sie sich den Anschein gab.
    Er könnte ihr alles vergeben, wenn er ihr nur vertrauen konnte.
    Aber das war unmöglich.
    Stephen lachte laut auf, es klang gequält und zerriss die Stille der Nacht. Gestern Abend hätte er ihr beinahe geglaubt.
    Er hatte ihr glauben wollen. Und deshalb war Mary so extrem gefährlich geworden.
    Er hatte ihr aufrichtig glauben wollen.
    Für einen Moment hatte er ihr sogar geglaubt.
    Das war Wahnsinn.
    Und er wünschte sich noch immer, ihr glauben zu können.
    Stephen schloss die Augen. Vielleicht, wenn auch nur vielleicht, sollte er die winzige Möglichkeit ins Auge fassen, dass Marys Worte gestern Abend ehrlich gewesen waren. Er wusste, dass Mary Malcolm nur so sah, wie eine Tochter ihren Vater sehen sollte, als einen Helden, nicht als den Mann, der er wirklich war. Sie hatte keine Ahnung davon, dass ihr Vater ein skrupelloser Lügner und ein ehrgeiziger Betrüger war. Sie konnte nicht wissen, dass er sein Wort so oft brach, wie der Wind die Richtung wechselte. Sie konnte nicht wissen, dass Malcolm Krieg und Rache viel mehr liebte, als er den Frieden jemals lieben konnte.
    Stephen konnte in diesem Fall nicht herzlos sein. Er hoffte, der Tag, an dem sie die Wahrheit erfuhr, werde nie kommen.
    Und natürlich respektierte Stephen Malcolm, auch wenn er ihn genau kannte. Malcolm war ein gefährlicher Gegner, ein kluger Mann und ein starker Heerführer. Wäre er nicht skrupellos, unehrlich und auf seinen Vorteil bedacht, er hätte die sich ewig bekriegenden schottischen Clans nie zu einer Nation vereinen und sie dann fünfunddreißig Jahre lang beherrschen können. Als König hatte Malcolm nicht seinesgleichen.
    Aber ein solcher Regent würde niemals auf den Wunsch seiner Tochter nach Frieden hören, schon gar nicht, wenn dieser Wunsch aus dem Munde seines eingeschworenen Feindes kam.
    Stephen ballte die Fäuste. Hier lag die wirkliche Gefahr, die Mary für ihn darstellte. Er war nicht so dumm zu glauben, dass sie ihn bitten wollte, Malcolm zu überzeugen, Frieden zu schließen; er wusste es mit jedem Atemzug, den er tat. Und doch lag er nachts wach, ihrer Anziehungskraft unterworfen, sogar wenn er ihr fern war. Er schien nur einen Herzschlag davon entfernt, das Beste und nicht das Schlimmste von ihr zu glauben.
    Wenn er so weitermachte, dann würde sie sicher eines Tages sein Ende bedeuten.
    Stephen stand auf und ging hinaus. Die Nacht war sehr kalt, sein Atem bildete kleine Wölkchen, doch er begrüßte diese Kälte.
    Wolken standen am Himmel; morgen konnte es sehr wohl schneien statt regnen. Er rieb sich die Hände, um sie zu wärmen. Er wollte nicht mehr an

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