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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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erzürnt, um sich viel um die Zukunft zu scheren.« Edwards Ton war melancholisch, traurig. »Es war dein Brautpreis, Mary.«
    »Oh Gott!« Mary stöhnte und bedeckte das Geicht mit den Händen.
    »Was ist los?«, fragte Edward sofort besorgt. Normalerweise war Mary unbeugsam, doch heute spürte er, dass sie davon weit entfernt war. Ihre Zerbrechlichkeit erschreckte ihn.
    »Ich verstand, dass ich ein politisches Opfer war«, flüsterte sie schließlich weinend. »Aber für dich, für dich hätte es mir nichts ausgemacht. Ich wünschte nur, ich hätte die Wahrheit früher erfahren. Nun ändert sie nichts mehr.«
    Edward wusste nicht, was er sagen sollte. Das geheime Bündnis änderte nichts daran, dass Malcolm seine Tochter grausam verstoßen hatte. Ein Akt, den rückgängig zu machen er sich halsstarrig weigern würde. Zumindest befürchtete Edward dies. Wenn Malcolm einen Groll hegte, dann war er kaum vernünftig.
    »Du liebst deinen Gemahl, und darauf kommt es an, Mary.« Sie sah ihn mit leuchtenden Augen an.
    »Er wird es tun, das weißt du.« Wieder schluckte sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Was beunruhigt dich so, Mary? Es ist nicht nur Vater, nicht wahr?«
    »Ich muss nach Hause.« Ihre Stimme war sehr hoch. »Ich muss sofort nach Hause, bevor es zu spät ist.«
    »Mary«, begann er, unsicher, wie er fortfahren sollte.
    Sie unterbrach ihn, ihre Finger umklammerten seine Hand.
    »Kannst du das Pferd und die Eskorte arrangieren, Ed? Ich muss sofort aufbrechen!«
    »Mary, ich kann nicht.«
    »Was?«
    »Hör mir zu«, drängte er sie. Mary war bleich vor Schreck. Hätte er sie ins Gesicht geschlagen, es hätte nicht schlimmer sein können. »Du bist ein immenses Risiko eingegangen, als du hierher kamst, auf einem Ackergaul und nur in Begleitung eines Bauernjungen, der keine Waffe hat außer einem rostigen Messer. Beim Blute unseres Herrn, Mary!«
    »Ich musste es versuchen«, entgegnete Mary schwach. Edward merkte, dass sie zu zittern begann.
    »Es ist zu gefährlich, im Augenblick zurückzureiten, Mary. Selbst wenn ich dich mit fünfzig Mann zurückschickte. Denn morgen in aller Frühe beginnt die Schlacht.« Er zögerte nur ein wenig, aber Mary war so außer sich, dass sie es nicht bemerkte.
    Er beschloss, nichts über Malcolms Pläne bezüglich Alnwick zu sagen, aber er würde sie nicht dorthin schicken, nicht im Moment. »Du musst mir vertrauen. Es ist zu gefährlich, und ich werde dich nicht zurückschicken.«
    »Ich verstehe«, sagte Mary schwach. Ihre Stimme war kaum hörbar. Edward befürchtete, sie könnte in Ohnmacht fallen – etwas, das er bei seiner jungenhaften Schwester nie für möglich gehalten hätte. Doch sie wurde nicht ohnmächtig. Sie wankte nur etwas. »Ich verstehe«, wiederholte Mary und versuchte vergeblich zu lächeln. »Es ist nur eine Verzögerung. Wenn alles vorbei ist, werde ich nach Hause gehen.«
    »Ja«, stimmte Edward zu. Doch er blickte sie seltsam an, das Herz tat ihm weh, obwohl er wusste, dass es richtig war. »Wenn alles vorbei ist, kannst du nach Hause gehen, Mary.« Und er zitterte, unfähig, nicht traurig zu sein. Mary gehörte nicht mehr zu Schottland.
    »Ich bin plötzlich sehr müde. Soll ich in deinem Zelt schlafen?«
    »Guter Gott, nein! Ich fürchte, du wirst diese Nacht nicht schlafen, Mary. Ich werde dir nicht erlauben, in unserem Lager zu bleiben. Ich schicke dich nach Edinburgh, da bist du sicher.«
    Mary wurde kreidebleich.
    In derselben Nacht, nur ein paar Meilen entfernt, doch um einige Stunden später, lag Stephen auf seinem Lager und konnte nicht schlafen. Bald würde es dämmern. Doch er war eben erst zu Bett gegangen, denn er hatte an einem Kriegsrat teilgenommen. Auch sein Vater und seine Brüder waren dabei gewesen, dazu ein Dutzend ranghohe Männer, die die normannischen Truppen anführten. Rolfes Kriegslisten erwiesen sich wie immer als unentbehrlich, Geoffrey befehligte die Truppen von Canterbury und Brand fungierte als Führer der königlichen Truppen. Auch Prinz Henry hatte teilgenommen, denn er war überredet worden, seine normannischen Söldner im Namen seines Bruders, des Königs, ins Feld zu führen. Und der König, selbst ein kluger Feldherr, war gekommen, um sie in dieser Zeit des Krieges zu befehligen.
    Jeder wusste, dass die Armee, auf die sie am Morgen stoßen würden, weit größer war als jede, die Malcolm je aufgestellt hatte. Der kommende Krieg würde der blutigste seit Jahren werden, und vielleicht, wenn auch nur

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