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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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kämpften, vielleicht sogar an der Belagerung teilnahmen.
    Sie versuchte, nicht an ihren Vater zu denken, doch das war unmöglich. Er hatte sie verstoßen, er hatte Alnwick angegriffen. Eine Woge des Hasses überkam sie, doch dann war dieses Gefühl wieder verschwunden, und sie fühlte sich nur schwach und erschöpft und wie betäubt.
    Wahrscheinlich wusste Stephen noch gar nicht, dass sie aus Alnwick geflohen war. Doch das konnte sie kaum erleichtern. Ohne seine Zustimmung zu fliehen war ein riesiger Fehler gewesen. Ihre Mission war gescheitert, und wenn er erfuhr, was sie getan hatte, würde er einmal mehr überzeugt sein, dass sie ihn verraten wollte. Nach Edwards Besuch in Alnwick würde er annehmen, dass ihre Flucht arrangiert worden war; er würde glauben, sie sei vor ihm zu seinem Feind geflohen. Doch die große Ironie war, dass sie bei ihrer Flucht mit der unerbittlichen Wahrheit konfrontiert worden war. So sehr sie ihre Verwandten und ihr Land liebte, so sehr sie Schottland liebte, ihr Zuhause war Alnwick, und ihre Loyalität galt der roten Rose von Northumberland.
    Mary wusste, dass ihr nacktes Leben davon abhing, Stephen von ihrer Unschuld zu überzeugen. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr würde er überzeugt davon sein, dass sie vor ihm geflohen war. Trotz seines Misstrauens liebte sie ihn von ganzem Herzen, sie gehörte zu ihm und würde immer zu ihm gehören, und sie wollte bei ihm sein so wie zuvor. Wenn er sie in die Verbannung schickte, könnte sie das nicht ertragen.
    Nur zu klar erinnerte sie sich jetzt daran, dass er ihr genau damit gedroht hatte. Sie musste sofort nach Hause zurückkehren, aber wie? Wie lange würde dieser Krieg noch dauern? Wenn Malcolm sich durchsetzen konnte, dachte sie plötzlich voller Entsetzen, dann würde der Kampf nie aufhören. Stephen, sein Vater und die anderen Normannen würden bis zum Tod kämpfen, um die Zerstörung von Alnwick zu rächen.
    Mary setzte sich auf. Sie zitterte. Sie konnte nur auf ein baldiges Ende des Krieges hoffen, und das bedeutete, auf Malcolms Niederlage zu hoffen.
    Nach seiner schrecklichen Zurückweisung schuldete sie ihm keine Loyalität mehr, doch sie brachte es nicht übers Herz, sich seinen Sturz zu wünschen. Zu lange war sie seine Tochter gewesen.
    Sie lauschte dem Heulen und Pfeifen des Windes. Draußen war alles weiß vom Schnee. War sie verrückt genug, sich ein Pferd zu nehmen und allein nach Alnwick zurückzureiten? Liebte sie Stephen genug, um ihr Leben für ihn zu riskieren?
    Mary schluckte. Sie war nicht so verrückt, in einen Schneesturm hineinzureiten und den Tod zu riskieren. Aber sie liebte Stephen genug, um für ihn ihr Leben aufs Spiel zu setzen, wenn es denn sein musste. Die Zeit dafür war noch nicht reif, und hoffentlich würde es nie so weit kommen. Doch sie wusste nun, dass sie nicht müßig dasitzen und auf einen Waffenstillstand warten konnte, um dann nach Hause zurückzukehren – wenn eine Waffenruhe überhaupt im Bereich des Möglichen lag. Sie würde warten, bis der Schneesturm aufhörte und die Straßen wieder passierbar waren. Wenn der Krieg dann noch nicht vorüber war, würde sie sich auf den Heimweg machen. Und nichts und niemand würde sie aufhalten.
    Als sie endlich, nach getroffener Entscheidung, einnickte, ging es ihr besser, sie verspürte sogar so etwas wie Hoffnung. Doch als sie am nächsten Morgen aufwachte, zweifelte sie, ob ein baldiger Aufbruch möglich war. Der Schneesturm und der starke Wind hatten aufgehört, aber die Welt war unter einer tiefen weißen Decke versunken. Noch schlimmer war, dass Margarets Dienstmädchen ihr mitteilte, ihre Mutter habe wieder eine vollkommen schlaflose Nacht verbracht. Sie sei um Mitternacht in die Kapelle gegangen und dort bis zum Morgengrauen geblieben, und zum Frühstück habe sie nichts zu sich genommen außer etwas Wasser und zwei Bissen Brot.
    Inzwischen wusste Mary, dass Margaret seit fast zwei Wochen, seit Malcolms Aufbruch aus Edinburgh, kaum geschlafen und gegessen hatte. Die Königin wurde von ihren eigenen schrecklichen Dämonen heimgesucht. Und nichts, was Mary tat oder sagte, konnte sie davon überzeugen, Nahrung zu sich zu nehmen oder Ruhe zu suchen. Mary dachte sogar daran, sie mithilfe von Kräutern zum Schlafen zu bringen.
    Der zweite Tag zog sich endlos dahin. Während Margaret wieder ihren Platz am Feuer einnahm und nähte, konnte Mary nichts anders tun, als ständig auf und ab zu laufen. Sie wusste, dass sie damit die anderen Frauen fast

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