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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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an ihn. Sobald sie in seinen Armen lag, würde sie wissen, dass ihre Ängste töricht und unangebracht waren. Er liebte sie; dessen war sie sich sicher. Und da er nicht zu ihr kommen wollte, war sie nun wagemutig geworden und einfach zu ihm gekommen.
    Außerdem musste sie ihm etwas mitteilen, etwas, das ihre Beziehung für immer verändern würde, etwas, das keinen Aufschub duldete. Und danach würde Geoffrey nicht mehr, nie mehr, in der Lage sein, sich ihr zu entziehen. Nach diesem Tag würde das Band zwischen ihnen nie mehr gelöst werden können.
    Geoffrey war fassungslos. Über den langen Tisch voller Schriftrollen hinweg blickte er auf den jungen Diakon, der in der Türöffnung stand. Sie befanden sich in einem der Räume der Kathedrale von Canterbury.
    »Wie bitte?«
    »Eine Lady Ferrars ist hier, Mylord, und sie möchte mit Euch sprechen.«
    Geoffrey setzte sich auf. Er konnte es nicht glauben und war wütend, aber zum Glück befand sich Anselm in London. Lieber Gott, hatte sie nicht verstanden, was seine Weigerung, zu ihr zu kommen, bedeutete?
    Es war nicht etwa so, dass seine Lust erstorben wäre. Aber sie war nun verheiratet, und Geoffrey wollte keinem Ehemann Hörner aufsetzen, schon gar nicht einem, den er zufällig auch noch respektierte. Andere Männer mochten diesbezüglich keine Skrupel haben, aber Geoffrey war nicht wie andere Männer – er war nie so gewesen. In der Tat bedeutete der neue Umstand ihres Ehestandes, dass er in seinem privaten Krieg gegen sich selbst endlich gesiegt hatte.
    »Lasst sie ein«, sagte er gereizt.
    Adele schritt majestätisch in den Raum. Geoffreys Körper spannte sich an. Sie trug einen roten Wollumhang, die kräftige Farbe kleidete sie hervorragend. Seiner unerschütterlichen Entschlossenheit zum Trotz musste er sich eingestehen, dass sie hinreißend aussah.
    »Mylord«, flüsterte sie und machte einen Knicks.
    Geoffrey murmelte eine unsinnige Begrüßung, doch er berührte sie nicht, um ihr aufzuhelfen. Der Diakon war bedauerlicherweise gegangen, sie waren also allein.
    »Lady Ferrars, wie ich sehe, bekommt Euch der Ehestand sehr gut«, sagte Geoffrey rasch. Je eher sie wieder verschwand, desto besser. Er traute sich selbst überhaupt nicht.
    Adeles Blick wurde düster, und ihr erotisches Lächeln erstarb.
    »Aber natürlich«, brachte sie hervor.
    »Und wie geht es dem werten Gemahl?«
    Ihre Augen funkelten. Sie warf einen gezielten Blick auf die offene Tür, doch Geoffrey ignorierte ihn.
    »Henry ist in Tutberry«, sagte sie schließlich. »Schon seit mehreren Wochen.«
    »Das habe ich gehört«, meinte Geoffrey sarkastisch. Adele hatte ihm ein Dutzend Nachrichten geschickt, in denen sie jedes Mal darauf hingewiesen hatte, dass sie einsam sei. »Wie kann ich Euch helfen, Lady Ferrars?«
    Sie musterte ihn mit wortloser Eindringlichkeit.
    »Ich bin auf dem Weg zum Anwesen meines Bruders in Kent. Ich möchte hier die Nacht verbringen, Mylord.«
    Geoffrey wurde wütend. Eine solche Bitte war nicht ungewöhnlich und konnte nicht abgeschlagen werden, denn Reisende bekamen in jedem Kloster, das an ihrem Weg lag, immer ein Bett und eine Mahlzeit. Und St. Augustin befand sich gleich gegenüber.
    »Ihr sprecht mit dem Falschen, Lady«, murmelte er. »Der Abt wird Euch gerne aufnehmen.«
    Aber was gedachte Adele mit diesem Versuch zu erreichen? Sie würde sich nicht bei Nacht und Nebel aus dem Kloster stehlen können – oder hoffte sie auf ein nachmittägliches Rendezvous auf einer Waldlichtung? So wie er sie kannte, hielt er das für absolut möglich.
    All seinen Vorsätzen zum Trotz erregte ihn schon der bloße Gedanke an ein solches Rendezvous ungeheuerlich.
    »Ich bin sehr müde«, sagte Adele. »Ich wollte eigentlich erst hierher kommen und mich ausruhen.«
    Geoffrey sprach möglichst wenig, damit seine Stimme nicht seine Erregung verriet.
    »Natürlich, Lady Ferrars, wie Ihr wünscht.«
    Ihre Augen blitzten zornig.
    »In der Tat fühle ich mich nicht wohl. Ich denke, ich muss womöglich einige Tage bleiben, ehe ich meine Reise nach Süden fortsetzen kann.«
    Geoffrey wollte gerade eine Bemerkung machen, doch dann sah er, was sie tat. Sie hatte eine Hand unter dem Umhang auf ihrem Bauch. Sie streichelte sich.
    Leise, einen durchdringenden Blick in seine Augen gerichtet, sagte sie: »Vielleicht sollte ich überhaupt nicht reisen.«
    Es stand ihm nicht an zu fragen, jedenfalls nicht, solange sie so formell miteinander Umgang pflegten, doch ihre Geste war

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