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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sie zu. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Wolfshunde ihren Geruch aufspüren würden – und damit sie.
    Mary hob die Röcke hoch und watete in den reißenden Bach hinein. Das Wasser so kalt, dass sie aufschrie. Als Kind hatte sie in diesem Bach oft gespielt, aber nur in den wärmsten Monaten August und September, denn er kam aus den fernen Bergen und war stets eisig kalt. Sie fragte sich, ob es ihr Schicksal sei, sich entweder im Wasser den Tod zu holen oder bei lebendigem Leib aufgefressen zu werden.
    Mary schauderte, hob die Röcke noch höher und wankte noch weiter in den Bach hinein. Er war nicht tief, das Wasser reichte ihr nur bis an die Oberschenkel. Sie hatte ihr Ziel erreicht – aber was nun?
    In diesem Augenblick lächelte Gott auf sie herab und schenkte ihr eine Eingebung. Mary begann, gegen die Strömung anzugehen, den Bachlauf aufwärts zu waten. Duncan dachte sicher, dass sie nach Süden fliehen wollte, heimwärts. Und obwohl sie nirgendwo lieber gewesen wäre als in Alnwick, wäre es Wahnsinn gewesen, ihr Zuhause zu Fuß erreichen zu wollen. Wenn Duncan ihre Spur am Bach verlor, würde er versuchen, schlauer als sie zu sein und seine Hunde nach Süden schicken in der Hoffnung, Marys Spur dort irgendwo wieder aufnehmen zu können. Aber sie ging nicht nach Süden, und so würden sie ihre Spur nicht finden.
    Sie kam nur langsam und mit großen Schwierigkeiten voran, und jeder Atemzug fiel ihr schwer. Immer wieder musste sie stehen bleiben und warten, bis sich ihr rasender Puls et was beruhigt hatte. Nach einer Weile spürte sie die Kälte des Wassers nicht mehr, denn sie war bereits so durchgefroren, dass sie wie betäubt war.
    Mary wusste nicht, wie viel Zeit vergangen oder wie weit sie gekommen war, als sie plötzlich erneut die Hunde hörte. Sie erstarrte vor Schreck. Das Wasser umspülte sie heftig, sie musste sich anstrengen, das Gleichgewicht zu halten. Das hysterische Gebell erfüllte die Nacht, es war nun ziemlich laut. Die Meute musste bereits in der Nähe sein. Mary krümmte sich vor Furcht zusammen. Die Hunde hatten ihre Spur gefunden!
    Sie blickte panisch um sich und versuchte festzustellen, wo sie sich befand. Es war hoffnungslos. Wie betäubt vor Kälte und Angst und so unbarmherzig gehetzt, erkannte sie keinen Baum, keinen Felsen, nichts. Sie watete noch ein Stück weiter und stieg dann auf dem jenseitigen Ufer aus dem Bach. Wieder an Land versuchte sie, durch das Blätterdach des Waldes einen Stern zu erkennen, um sich zu orientieren.
    Der Polarstern wies ihr den Weg. Mary biss entschlossen die Zähne zusammen und kämpfte sich weiter vorwärts. Sie strauchelte und wäre beinahe gestürzt. Ihre Hände waren aufgerissen von den vielen Bäumen und Felsbrocken, an denen sie sich während der Flucht durch den Wald festgehalten hatte. Noch schlimmer war, dass ihre Schuhsohlen in dem steinigen Bachbett Löcher bekommen hatten, doch sie konnte sich jetzt nicht davon aufhalten lassen, dass jeder Schritt höllisch schmerzte. Die Hunde bellten und jaulten und knurrten und kläfften, sie waren noch näher gekommen und fingen schon an, miteinander zu raufen. Mary begann zu rennen. Es konnte nicht so weit sein, sagte sie sich, es konnten nur ein paar Meilen sein – bitte, lieber Gott.
    Mary war bis auf die Haut durchnässt, sie zitterte heftig und war am Ende ihrer Kräfte. Mit blutigen Fäusten hämmerte sie an die Wand und schrie. Aber sie war so schwach und ihre Stimme einfach nicht mehr laut genug; die Wachen auf dem Turm hörten sie nicht. Dann merkte sie plötzlich, dass sie die Hunde nicht mehr hörte – und zwar offenbar schon seit einer ganzen Weile.
    Aber sie spürte keine Erleichterung, kein Gefühl des Triumphs oder eines Sieges. Sie spürte nichts als Kälte bis auf die Knochen, entsetzliche Schmerzen und schiere Verzweiflung.
    »Bitte«, flüsterte sie leise schluchzend und sank zu Boden. »Bitte, lasst mich hinein, bitte.« Sie kauerte sich zusammen, und dann verließen sie ihre letzten Kräfte, und sie glitt in eine dunkle Ohnmacht.
    Als der Morgen anbrach, bemerkte eine der Wachen auf dem Turm die zusammengekauerte Person direkt vor der Zugbrücke.
    »Bestimmt eine Bettlerin«, sagte der Mann zu sich und kümmerte sich nicht weiter darum.
    Doch der Burgherr hatte beschlossen, an diesem Tag zur Jagd zu gehen und seine administrativen Aufgaben seinem Verwalter übertragen, damit er gleich bei Sonnenaufgang aufbrechen konnte. Das Fallgitter wurde hochgezogen, die Zugbrücke

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