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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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küsste sie zärtlich auf den Mund. »Genug geredet, mein Herz. Du brauchst jetzt Ruhe.« Er lächelte, und seine Miene war auffallend liebevoll.
    Doch Marys Freude erstarb. Sie stöhnte lang und leise, ihr Gesicht wurde weiß wie der Tod, und für einen langen Moment war sie von einem heftigen Schmerz zerrüttet, der nur langsam wieder abklang.
    »S-stephen«, sagte sie erstickt, »bitte hol die Hebamme her.«
    Nun wurde Stephen kreideweiß. »Warte, bis ich wieder da bin, Mary. Nur dieses eine Mal, überstürze nichts!«
    Aber wieder einmal hatte Mary keine Geduld – oder war es das Kind? Als Stephen mit der Hebamme zurückkam, hörte er die wimmernden Schreie eines Babys. Sein Herz schlug schneller, Ungläubigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Aber irgendwie fand er es auch spaßig, schließlich war er nur ein paar Minuten weggewesen.
    Mary lag schlaff auf dem Bett, doch als sie ihn sah, lächelte sie. Die Decken waren beiseitegeschoben, und zwischen ihren Beinen lag ein winziges, neugeborenes Baby.
    Stephen sah das Blut, und da er noch nie eine Geburt miterlebt hatte, glaubte er zunächst, er würde seine Gemahlin verlieren. Er stürzte auf sie zu. Als sie leise und vergnügt lachte, blickte er sie verwirrt an. Sie schlang ihren Arm um seinen.
    »Ich habe heimlich geschaut, Mylord. Es ist ein Junge.«
    Sie wandte sich an die Hebamme, die bereits die Nabelschnur durchtrennt hatte und den kleinen Wurm einwickelte. »Zeigt Seiner Lordschaft seinen Sohn.«
    Die Frau drehte sich lächelnd zu Stephen um und hielt das winzige Baby hoch. »Hat alle Finger und Zehen dran, Eure Lordschaft, und ein großer Junge ist er auch, wenn man bedenkt, dass er ein bisschen früh dran ist. Und jetzt ist er auch noch hellwach!«
    Stephen war bestürzt. »Mein Sohn?«
    »Dein Sohn«, antwortete Mary glücklich und zog damit seinen verwirrten Blick auf sich. »Ein starker, tapferer Kerl, begierig darauf, auf die Welt zu kommen und seinen Vater zu begrüßen. Gebt ihm das Baby, Mistress.«
    Ehe Stephen einen Einwand erheben konnte, hatte er das Kind, das gerade in die großen Hände seines hünenhaften Vaters passte, schon auf dem Arm. Er war überrascht zu sehen, dass die Augen des Kleinen tatsächlich weit geöffnet und auf ihn gerichtet waren.
    »Oh, er schaut mich an«, murmelte er, und neue, unbekannte Gefühle überkamen ihn. Dann lächelte er zärtlich. »Seht, Madame, wie aufmerksam er ist.«
    »Wie sein Vater«, sagte Mary leise. »Ganz wie sein Vater.«
    Und Stephen lächelte ihr zu, von Stolz übermannt. »Dafür, Madame, werde ich Euch jeden Eurer Träume erfüllen.«
    Mary legte den Kopf schief. »Meine schönsten Träume sind schon erfüllt, Stephen, denn ich habe das Baby, und ich habe dich. Was sonst könnte ich mir noch wünschen?«
    Aber natürlich gab es noch etwas.
    Mary erholte sich in Kinross. Stephen blieb bei ihr und überließ seine Geschäfte dem Verwalter und dem Kastellan von Alnwick. Einen Monat nach der Geburt des Kindes, das sie nach Marys Bruder Edward nannten, kehrten sie nach Hause zurück.
    Als sie sich dem hoch aufragenden Turm näherten, merkte Mary, dass etwas im Gange war. Stephen ritt neben ihrer Sänfte, und jedes Mal, wenn er sie und seinen Sohn ansah, lag in seinem Blick noch etwas anderes als die zärtliche Wärme, die sie inzwischen schon erwartete. Das Funkeln in seinen Augen war zugleich zufrieden und geheimnisvoll; sie konnte seine genaue Bedeutung nicht entschlüsseln. Aber irgendetwas führte ihr Gemahl im Schilde, und das bereitete ihr eine ungeheure Freude.
    Am Wohnturm wurden sie von der gesamten Familie willkommen geheißen. Mary war aufgeregt, als Stephen ihr aus der Sänfte half, während eine Amme den kleinen Ned hielt. Der Graf und die Gräfin eilten zu ihr, küssten und umarmten sie und sagten ihr, wie glücklich sie seien, dass sie sicher und wohlbehalten nach Hause gekommen sei. Dann nahm der Bischof von Ely sie in seine Arme und flüsterte ihr ins Ohr, er werde den Knaben taufen; niemand sonst dürfe diese Ehre widerfahren. Brand küsste sie ungeniert auf den Mund, und Isobel war ganz aus dem Häuschen wegen des Babys.
    Und während dieses ganzen Tumults weinte Mary vor Freude, denn hinter Stephens Familie standen Edgar, Alexander und Davie. Sie breitete die Arme aus, und die drei stürzten mit Jubelgeschrei auf sie zu. Natürlich weigerten sie sich, sie zu umarmen. Edgar hob sie hoch und wirbelte sie herum; Alexander klopfte ihr auf die Schulter, und Davie verlangte, Ned

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