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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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zurück. Jetzt, sofort.«
    »Nein!«, schrie Mary, doch es war zu spät. Geoffrey galoppierte bereits zurück.
    Stephen war erschüttert. Erinnerungen an seine eigene Gefangenschaft wurden in ihm wach; er schob sie mit aller Willenskraft weg. Jetzt war keine Zeit, über die bittere Vergangenheit nachzusinnen. Nicht inmitten einer Schlacht der Worte mit Malcolm über den Preis seiner Tochter.
    »Lasst Euch nicht von Eurem Hass leiten, Canmore. Ihr könnt viel gewinnen, und das wisst Ihr auch. Ein Bündnis zwischen unseren Familien kann Frieden bedeuten.«
    »Ihr bietet mir Frieden. Hah! Es wird nie Frieden geben, nicht, bevor ich nicht wiederhabe, was nach dem Recht mein ist!«
    Stephen wusste, dass er Northumberland meinte, nicht seine Tochter.
    »Ihr habt über dreißig Jahre lang versucht, dieses Land zu erobern. Land, das von einem anderen Eroberer meiner Familie gegeben wurde und das nun mit Fug und Recht unser Land ist. Ihr werdet Northumberland niemals von uns bekommen, dieser Tatsache müsst Ihr einfach ins Auge sehen.
    Und Ihr seid alt. Eure Söhne sind zwar jung, aber glaubt Ihr wirklich, sie könnten erreichen, was Euch nicht gelang?« Malcolm lächelte beinahe.
    »Was für eine Silberzunge Ihr habt.«
    »Das Beste, worauf Ihr vor Eurem Tod noch hoffen könnt, ist zu wissen, dass eines Tages jemand aus Eurem Geschlecht ein Land erben wird, das einmal, vor vielen Generationen, von den alten schottischen Königen regiert wurde.« Dann fügte Stephen hinzu: »Und denkt darüber nach, was auch Euch das Liebste ist, und über die Macht von Northumberland.«
    Malcolm zögerte nicht, woraus Stephen schloss, dass der scharfsinnige König bereits erraten hatte, worauf er, Stephen, hinauswollte.
    »Was bietet Ihr, abgesehen von Frieden und Eurem Erbteil für meinen Enkel?«, fragte er.
    Für so manchen Mann wäre das genug gewesen, nicht aber für Malcolm, das war Stephen klar.
    Es schien an der Zeit, seinen Trumpf auszuspielen und den gefährlichen Weg einzuschlagen, auf den er dadurch gebracht würde.
    »Ich verspreche Euch die Macht von Northumberland.« Jetzt lächelte Stephen. »Für Euren ältesten Sohn. Ich schwöre, worauf immer Ihr wollt, dass ich nach Eurem Tod dafür sorgen werde, dass er zum König von Schottland gekrönt wird.«
    Stephens Gedanken drehten sich im Kreis, als er durch das Vorwerk in den Hof zurückritt. Er hatte auf eine heilige Reliquie geschworen – einen kleinen Beutel mit echten Splittern des heiligen Kreuzes, den Malcolm in seinem Schwertknauf mit sich führte –, sich dafür einzusetzen, dass Malcolms ältester Sohn, vermutlich Edward, zum schottischen König gekrönt wurde. Er hatte diesen Schwur in Gegenwart von Malcolms drei ältesten Söhnen und seinen Brüdern geleistet; sie alle waren Zeugen, und sie alle mussten ihrerseits Geheimhaltung schwören.
    Stephen wusste nicht mit Sicherheit, ob sein Vater denselben Schwur geleistet hätte. So sehr ihm der Gedanke an Rolfes Tod widerstrebte, war es doch unvermeidbar, dass eines Tages er selbst Graf von Northumberland sein würde. Deshalb hatte er jedes Recht, Maßnahmen zu ergreifen, die ihn einmal betreffen würden. Und wenngleich Malcolm mit seinen sechzig Jahren nicht mehr jung war. hatte er das Herz und die Seele eines Mannes in den besten Jahren. Wenn er nicht einem Unfall zum Opfer fiel, konnte der schottische König noch viele Jahre leben, und so würde Stephen seinen Eid wohl nicht allzu bald erfüllen müssen.
    Er stieg ab, und seine Gedanken wandten sich Mary zu. Sie kümmerte ihn weit mehr als sein Versprechen, Edward eines Tages zum schottischen König zu machen.
    Seine unterdrückte Wut ließ ihn zittern. Wie hatte Malcolm nicht die geringste Besorgnis um seine Tochter zeigen können? Stephen sah Marys weißes, vom Schock gezeichnetes Gesicht noch immer vor sich.
    Er betrat den Wohnturm nach den Männern. Seine treuen Ritter lächelten stolz wegen seines Erfolgs. Sein Eid war ein Geheimnis, seine bevorstehende Hochzeit jedoch nicht. Als die Ladys davon hörten, kamen sie nach unten geeilt, allen voran Isobel.
    »Wo ist Mary?«, fragte Stephen sie.
    »Sie ist oben, und sie will nicht herunterkommen«, weinte Isobel. »Steph, was ist passiert? Warum sagt sie kein Wort?«
    Stephen hörte seine Schwester kaum; er war bereits auf dem Weg zum Frauengemach. Als er Mary sah, blieb er an der Schwelle stehen. Sie schaute zum Fenster hinaus, ihr kleiner Körper war reglos und angespannt. Sein Herz zog sich zusammen.
    Er konnte

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