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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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ihm hervorrief, verstärkte seinen Zorn. Wie Duncan ihn verachtete. Aber er hasste ihn nicht so sehr wie seine Braut, denn Mary war sein eigen Fleisch und Blut.
    Duncan konnte nicht anders, er musste den Blick wieder auf Mary richten. Sie war im Kreis der Familie aufgewachsen, wie er es gerne getan hätte. Er konnte sie nicht ansehen, ohne an ihren Vater zu denken, den er mehr verachtete als jeden anderen Menschen. Der glanzvolle Malcolm Canmore. Der heldenhafte schottische König. Der Vater, der seinen ältesten Sohn Wilhelm dem Eroberer überlassen hatte, als Geisel und Garant für sein Wohlverhalten – und dann seinen Eid wieder und wieder brach, ohne an seinen dadurch gefährdeten Sohn zu denken. Die Tatsache, dass er überlebte, hatte Duncan schon von klein auf nur seiner eigenen Klugheit zu verdanken.
    Malcolms Ruhmestage schienen gezählt. Er war alt, und eines nicht zu fernen Tages, so hoffte Duncan, würde er einen seiner Feinde unterschätzen und einem tödlichen Streich zum Opfer fallen. Dann war der Thron von Schottland frei, und Duncan wollte derjenige sein, der ihn bestieg.
    Daran würde er sich von niemandem hindern lassen, schon gar nicht von seiner Schwester und ihrem Gemahl.
    Northumberland war stets der Krone treu gewesen, Northumberland hatte immer eine entscheidende Rolle bei der Niederschlagung von Aufständen gespielt; es war noch nie zuvor mit seinem Feind, mit Schottland, verbündet gewesen. Duncan war klug genug zu sehen, was seine Ambitionen eventuell gefährden konnte. Northumberland mochte weiterhin fest auf der Seite von William Rufus stehen und damit auf seiner – aber was,, wenn es nicht so bleiben sollte? Der furchterregende Ehrgeiz der de Warennes war gut bekannt. Was, wenn sie sich dafür entschieden, den von Malcolm favorisierten Thronfolger zu unterstützen, seinen ältesten Sohn Edward aus zweiter Ehe? Oder wenn sie versuchen sollten, einen der ihren auf den Thron zu bringen? Marys ungeborener Sohn hatte ebenso viel Anspruch auf Schottland wie jeder andere.
    Dass diese Heirat in drei Wochen zustande kommen würde, stand außer Frage. Es sei denn, ein Unfall ...

13
    Stephen ging zwischen den Verkaufsständen und Marktbuden in Cheapside spazieren. Ab und zu wurde er von den Händlern angesprochen, die einen wohlhabenden Lord und potenziellen Kunden natürlich sofort erkannten.
    Seit seiner Ankunft mit Mary am Hof waren einige Tage vergangen, aber nur wenig hatte sich verändert. Sie machte aus ihrer Feindseligkeit gegen ihn, die Heirat und den König kein Geheimnis. Sein Mitgefühl für ihr Leid war verflogen; seine Verärgerung drohte, sich zu einem richtigen Zorn zu entwickeln. Welche Frau begehrte dagegen auf, sich in ihr Schicksal zu fügen? Nur Mary konnte so kühn und entschlossen sein.
    Ihre Verbindung war noch immer das Hauptgesprächsthema im Tower. Wilde Spekulationen kursierten. Stephen wusste, dass die Lords und Ladys des Hofes von ihm erwarteten, Mary gefügig zu machen, und zwar bald, selbst wenn das bedeutete, sie für ihren Trotz mit Prügeln zu bestrafen. Man begann allmählich, sich über seine Beziehung zu dieser schwierigen Braut lustig zu machen.
    Stephen hatte jedoch nicht vor, sie zu schlagen. So viel Angst und Beklommenheit sie auch in ihm hervorrief, er fand ihr erstaunliches Ehrgefühl bewundernswert. Wenn er es je schaffte, ihre Loyalität zu erringen, konnte er sich in der Tat glücklich preisen.
    Doch er gab sich keinen falschen Hoffnungen hin. Er hielt es inzwischen für unwahrscheinlich, dies jemals zu erleben.
    Für einen kleinen Moment war er sogar verbittert. Eine Frau wie Mary könnte sein Leben so viel einfacher machen. Warum verfolgte ihn das Bild von ihr, wie sie ihn lächelnd und mit ausgebreiteten Armen auf den Stufen von Alnwick erwartete?
    Er sagte sich, dass er allmählich zu einem nachgiebigen, schwachen Tölpel mutierte. Er war ein kampfgestählter Ritter; eines Tages würde er ein ranghoher Graf sein, einer der größten Lords im ganzen Reich. Er verließ sich auf seine eigene Stärke, seit er sechs war; er würde sich auf diese Stärke verlassen können, bis er sechzig war. Wenn seine Gemahlin ihm den Beistand verweigerte, sollte er sich darüber keine Gedanken machen.
    Er wollte nicht weichherzig werden in dieser Welt, in der nur die Starken überlebten. Es tat nicht gut, sie inständig anzuflehen. Als er mit Adele Beaufort verlobt gewesen war, hatte er an sie auch nicht auf eine so dumme Art und Weise gedacht. Tatsächlich hatte

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