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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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„Jugendfreundschaft” mit Olympia Mancini, die nichts weniger als eine Freundschaft gewesen war.
    Aber kaum, dass er es gedacht, entwölkte sich seine Stirne wieder. Wie durfte er eine Louise von La Vallière mit der heißblütigen Nichte Mazarins vergleichen wollen! Liebte er das schlichte, unschuldige Geschöpf nicht gerade darum so innig, weil es so anders wie diese Frauen war, über die er mehr als leichte Siege davongetragen hatte!
    Und dieser Bragelonne, dieser schüchterne Ritter ohne Furcht und Tadel, er trug sicherlich kein stürmendes Bourbonenblut in den Adern, wie ein gewisser Louis, der ungestüm die Blumen vom Strauch brach und ungefragt die Früchte von den Bäumen riss.
    Er nahm Louises Kopf in beide Hände und sah ihr tief in die Augen. Eine letzte, die größte Eifersucht schlief noch auf dem Grunde seines Herzens, die Eifersucht auf seinen Jugendgespielen, den Grafen von Guiche.
    Des Mädchens Augen ertrugen seinen durchdringenden Blick.
    „Der Graf von Guiche existiert nicht mehr für mich, Sire.”
    Des Königs Herz schlug ruhig. Er wusste, er durfte sich auf ihr Wort verlassen. Was sie sprach, war die lautere Wahrheit. Dennoch nahm er sich vor, den Grafen von Guiche, schon um Monsieurs willen, bei erster schicklicher Gelegenheit vom Hof zu entfernen und ihn zu den Truppen nach Lothringen zu kommandieren.
     
     

III
     
    Wie eine warme wohlige Welle ging des Königs zärtliche Vergötterung während der wundervollen Sommerwochen in Fontainebleau über Louise hin. Von tausend bunten, süß duftenden, verführerischen Blumen überwachsen war der Abgrund, an dem sie sorglos wandelte.
    Immer neue Überraschungen, immer neue zarte Aufmerksamkeiten ersann der König für sie. Kahnfahrten mit Musik auf den erleuchteten Teichen, bei denen seine Augen nur den Blick der ihren suchten, romantische Wagenfahrten, ein Wasserfest, das an Pracht und Glanz alles überstrahlte, was je in Fontainebleau gesehen wurde.
    Am meisten aber rührte ein Lilienfest an Louises Herzen, eine unendlich zarte Erinnerung an das erste Stelldichein unter den süß duftenden Bäumen der Orangerie.
    Das Waldgebüsch, in dem der König ihr Geständnis belauscht hatte, war in einen von sanften grünen Flammen durchleuchteten Lilienhain verwandelt worden. Auf Rasenbänken thronten Grazien, Lilienstängel in den Händen. In ihrem Rücken erhob sich ein Tempel in ein geheimnisvolles grünes Licht gehüllt.
    Eine sanfte Musik ertönte, die Tempelpforten öffneten sich, und eine junge Göttin trat auf die Stufen, das Haupt mit Lilien geschmückt, einen Lilienstängel in der Hand, wie Louise ihn in jener Stunde gehalten, da der König sie eine kleine Heilige genannt hatte.
    Mit süßer Stimme sang die junge Göttin zu einer zarten Melodie die Weise, die der König zu Louises Ehre hatte dichten lassen.
    Laissons le myrte aux amants,
    Aucun n'aima comme j'aime;
    Il faut un nouvel emblème
    Pour de nouveaux sentiments.
    Chacun offre à l'espérance
    Et de l'encens et des voeux,
    Sans elle je suis heureux
    En adorant l'innocence.
    Noble fleur, lis éclatant,
    Chef-d'oeuvre de la nature,
    D'une âme candide et pure,
    Symbole aimable et touchant!
    Embelles la beauté même
    De ta brillante fraîcheur,
    Attribut de la pudeur,
    Tu dois orner ce que j'aime.
     
    So vollkommen hatte der König bisher das Geheimnis seiner Liebe zu bewahren gewusst, dass Madame — mit der er sich, trotz Guiches auffälliger Annäherung an Henriette, aus Klugheit wieder auf guten Fuß gesetzt hatte — das Lilienfest einzig ihr gewidmet hielt. Der König nahm ihren Beifall mit jener liebenswürdigen Ironie entgegen, die im Kreis der Seinen jetzt öfters, als er selbst es wusste, seinen ausdrucksvollen Mund umspielte.
    Louise aber, nach deren Blick und Dank ihn stürmisch verlangte, deren Sprödigkeit er mit diesem Fest endlich zu besiegen hoffte, hielt sich im tiefsten Dickicht versteckt. Sie zitterte davor, dass jemand die Wahrheit erraten möge, dass des Königs fortgesetzte Huldigungen sie plötzlich in den Mittelpunkt der Beobachtungen rücken könnten.
    „Oh Sire”, bat sie, „niemand kann inniger empfinden als ich, was Sie mit diesem Lilienfest mir geben, aber niemand auch kann Sie inständiger bitten als ich: Lassen Sie ab, Sire! Ihre grenzenlose Güte für mich verrät Sie! Sie, die Sie kein Ärgernis, keinen Kummer durch mich erfahren sollten!”
    Der König, der einen zärtlicheren Dank erwartet hatte, verließ Louise verstimmt. Er mied sie ein paar

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