Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
Vom Netzwerk:
diesen Wunsch besiegt. Sie durfte den Platz an ihrer Seite nicht verlassen, sie musste über ihrem Frieden, ihrem Glück wachen, die zugleich das Glück und der Frieden Frankreichs waren.
    Louis' ungestümes Temperament hatte ihr von jeher Sorgen gemacht. Als er noch ein Knabe gewesen, hatte sie es, tief in ihre eigenen Herzensangelegenheiten verstrickt, verabsäumt, ihn fest am Zügel zu halten. Anne d'Autriche seufzte schwer, wenn sie daran dachte. Sie hatte viel an diesem Kind gutzumachen!
    Nachdem sie an diesem grauen Morgen die Tränen der jungen Königin getrocknet hatte, schickte sie nach dem König. Es hieß, dass er nirgends zu finden sei. Sie ließ Laporte kommen.
    „Weißt du, wo der König ist?”
    Der Alte nickte verschmitzt.
    „Fortgeritten, Euer Majestät, kaum dass er aus dem Schlafgemach der Königin kam. Wie der Teufel, Euer Majestät.”
    Die Augen des Alten blitzten.
    „Einen Ritt, wie ihn Frankreich noch nicht gesehen, will Seine Majestät machen”, setzte Laporte voll Stolz auf seinen angebeteten Monarchen hinzu. Die Königinmutter wies seinen Enthusiasmus mit einem halben Lächeln zurück.
    „Melde mir, wenn der König zurück ist.”
    „Das dürfte Mitternacht werden, Majestät.”
    „Egal.”
    Es war in der Tat Mitternacht und darüber, als der König bei seiner Mutter eintrat.
    Anne d'Autriche, die nachdenklich in die steigenden und sinkenden Flammen des Kaminfeuers gestarrt hatte, wandte, wie aus einem Traum erwachend, den Kopf beim Eintritt ihres Sohnes.
    Louis war bezaubernd schön in diesem Augenblick. Aller Zorn, aller Unmut schien verflogen. Seine Wangen glühten, seine Augen leuchteten von dem raschen Ritt.
    Es war schwer für eine Mutter einem solchen Sohn zu zürnen! Dennoch, es musste sein. Es galt den Pflichten gegen Gott, dem Frieden seiner Ehe, dem Glück des Vaterlandes.
    Louis küsste seiner Mutter die Hand und bat um Entschuldigung, dass er im Reithabit vor ihr erscheine.
    „Laporte hat mir Ihren Wunsch, mich zu sehen, sehr dringend gemacht.”
    Dann lachte er laut und hell mit seiner schönen voll tönenden Stimme.
    „Sacré nom de Dieu, das war ein Ritt! Siebenunddreißig Meilen in achtzehn Stunden! Abgerechnet eine Dinerstunde in Saint-Cloud.”
    „Du warst bei deiner Schwägerin?”, fragte Anne d'Autriche erschreckt.
    „Ich habe mir erlaubt, liebe Mutter. Saint-Cloud war nur eine Station auf meinem kleinen Rundritt durch Frankreich. Nachdem ich mich mit der Königin genügend herumgeärgert, habe ich mich bei Morgengrauen in den Sattel geworfen und bin nach Vincennes geritten. Ich wollte das Schloss einer gründlichen Betrachtung unterziehen. Es war höchste Zeit. Von Vincennes nach Paris — wo es eine kleine Besorgung für mich gab.”
    Der König schmunzelte.
    „Von Paris nach den Tuilerien, die Arbeiten zu kontrollieren, die noch schmählich im Rückstand sind, von da nach Saint-Cloud — jeder Mensch, selbst ein König, will einmal am Tage speisen — von Saint-Cloud nach Versailles — und da bin ich. Sie werden nicht sagen können, liebe Mutter, dass ich meinen Tag auf dem Faulbett verbracht habe.”
    Anne d'Autriche lachte wider Willen. Ein tolles Reiterstück, auf das sie im Grund ihres Herzens ebenso stolz war wie Laporte.
    Aber sie wollte in dieser Stunde nicht stolz auf ihren Louis sein. Sie wollte ihm im Gegenteil gründlich die Meinung sagen, nachdem sie ihn endlich unter vier Augen, in der Stille der Nacht bei sich hatte. Als der König das plötzlich streng gewordene Gesicht seiner Mutter sah, spielte ein ironisches Lächeln um seinen Mund.
    „Wie es den Anschein hat, soll ich wegen des Streites mit der Königin abgekanzelt werden. Ist es nicht so?” Anne d'Autriche nickte ernsthaft.
    „Ja, mein Sohn.”
    „Ich gebe zu, dass ich nicht eben sanft mit der Königin umgegangen bin”, sagte er leichthin. „Waren Sie immer sanft, als Sie dreiundzwanzig Jahre alt waren?”
    Die Königinmutter überhörte diese letzte Bemerkung.
    „Es handelt sich nicht allein um die heutige Szene mit der Königin, mein Sohn. Ein Heftigkeitsausbruch ist verzeihlicher als die lange Kette von Rücksichtslosigkeiten, die du den ganzen Sommer über gegen die Königin auf dein Gewissen geladen hast.”
    „Rücksichtslosigkeiten?”, fragte der König mit überraschtem Staunen.
    „Du hast deiner Schwägerin in maßloser Weise den Hof gemacht, ohne dir die geringsten Schranken aufzuerlegen.”
    Louis zuckte mit den Achseln.
    „Henriette ist schön, lustig, zu allem

Weitere Kostenlose Bücher