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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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Montespan nur einen koketten Scherz?
    Es war Zeit zum Spiel. Man hatte nur auf das Erscheinen des Königs gewartet. Die Marquise, die davon überzeugt war, dass der König sie mit der Königin oder Madame zum Spiel befehlen werde, hielt sich in unmittelbarster Nähe des Königs.
    Aber er dachte nicht einmal daran, sich nach ihr umzusehen. Er lud die Herzogin von La Vallière und eine ihr befreundete Dame zum Reversis, und da er sah, wie schwach und leidend Louise war und wie schwer ihr jede Bewegung ankam, ließ er den Spieltisch aus dem Nebenzimmer herbeitragen und ihn dicht vor sie hinstellen.
    „Meine liebe Herzogin”, sagte er laut genug, dass man es über ihre nächste Umgebung hinaus hören konnte — „ich habe Sie veranlasst, das Fest zu besuchen, ich möchte auch das Meine dazu beitragen, dass Sie sich unterhalten, und für mich selbst den Vorteil Ihrer Gesellschaft haben.”
    Louise errötete sanft unter seinen beredten Blicken und seinen liebenswürdigen Worten. Mit leisem Schwung flatterte die Hoffnung in ihrem Herzen auf, dass seine Seele niemals aufgehört habe, sie zu lieben!
    Nach beendetem Spiel trat der König an die Königin heran und sagte ihr ein paar leise Worte. Marie Thérèse nickte und sprach die Herzogin mit ein paar freundlichen Worten an. Dankbar und gerührt erwiderte Louise. Dann traten sie alle drei an die großen Fenster des Schlosses und sahen in die hell erleuchteten Höfe hinab, in denen das Volk sich vergnügte und wieder und wieder rief: „Es lebe der König, es lebe Flandern — es lebe der Sieg!”
    Ganz Freude, ganz selige Hoffnung kehrte Louise in ihr Palais zurück. Sie warf sich in ihren Betstuhl und dankte Gott aus bewegter Seele, dass er ihr die Liebe des Königs wiedergeschenkt hatte, die er heute vor aller Welt bekannt hatte. Sie bat den Geliebten im Gebet, ihr zu verzeihen, dass sie je an ihm gezweifelt habe. Sie war überzeugt, dass alles, was sie gequält, alles, was man ihr zugetragen, alles, was sie mit eigenen Augen gesehen zu haben glaubte, nichts als die Ausgeburt einer krankhaften Fantasie gewesen sei, dass der König die Marquise von Montespan nie geliebt habe, nie lieben werde!
    Dann ging sie in das Schlafkabinett ihres Kindes, nahe dem ihren. Sie nahm das Kind, das seinem königlichen Vater täglich ähnlicher wurde, aus dem Bettchen. Sie bedeckte es mit glühenden Küssen, und als es die warmen braunen Augen des Königs lachend zu ihr aufschlug, rief sie jubelnd:
    „Ja, du und ich, meine kleine Marie-Anne, wir sind sein und er ist unser — er liebt nur uns — uns ganz allein!”
    Sobald Condé dem König die Kriegsbereitschaft der Armee angekündigt, zog Louis, kaum dass die Siegesfeste für Flandern verrauscht waren, am 2. Februar zur Eroberung der Franche-Komté aus. Diesmal gab es keine Karossen, keine Damenbegleitung, keine höfischen Rendezvous, diesmal zog der König zu Pferde, ganz nur Soldat und Krieger, in den Kampf.
    Als er nach zweiundzwanzig Tagen als Sieger zurückkehrte, war nicht nur das Schicksal der eroberten Franche-Komté, auch das Schicksal Louise von La Vallières war entschieden. Niemand brauchte ihr mehr die Leidenschaft des Königs für die Marquise von Montespan flüsternd zu hinterbringen.
    Sie selbst war mit eigenen Augen, mit still verblutendem Herzen Zeuge, wie ganz diese kokette und herrschsüchtige Frau es verstanden hatte, den König in ihren Bann zu schlagen.
    Mehr als einmal war sie im Begriff, den Hof zu fliehen, weitab von allem, was ihr Herz zerriss und ihren Stolz beleidigte, in ein Leben der Einsamkeit sich zu versenken. Sie dachte an das Kloster und rang schwer mit ihrem Entschluss. Am Ende aber siegte immer aufs Neue die Liebe zu ihren Kindern. Noch konnten sie die Mutter nicht entbehren. Sollte Marie-Anne, dies holde blühende Geschöpf, dahinsiechen, wie ihre Brüder es getan? Sollte ihr kleiner François für alle Zeiten als unbekannter Bastard in der fernsten Provinz verborgen bleiben?
    So trug sie mit stillem Gram, der immer mehr an ihrer Schönheit zehrte, was der Himmel ihr auferlegt hatte. Wenn es einen irdischen Trost für sie gab, so war es der, dass die Königin ihr eine neue Freundschaft entgegentrug. Marie Thérèse mochte an dem eigenen Leid das ihrer einstigen Rivalin ermessen!
    Auch der König nahm die Rücksicht, die Herzogin nicht vor der Öffentlichkeit zu kränken, ja es gab Augenblicke, wo er Louise mit warmer Freundschaft umgab, wo er sie vergessen machen wollte, was er ihr

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