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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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Plötzlich traf ihr Auge eine kleine in die Scheibe eingeritzte Schrift, mit der Unterschrift „François I.” Sie entzifferte die Zeilen nicht ohne Mühe. Sie lauteten:
    „ Souvent femme varie,
    Mal habil qui s'y fit.”
    Ein schmerzliches Lächeln flog über ihr blasses schmales Gesicht. Bitter dachte sie: Wie schlecht muss dieser König die Frauen, wie viel weniger noch sein eigenes Geschlecht gekannt haben!
    Dann trat sie ins Zimmer zurück. Gegen den Spiegel gelehnt, mit der leeren Rückwand dem Zimmer zu, stand ein Porträt des Königs, das er ihr vor wenigen Tagen geschenkt hatte.
    Es war ihrem Herzen wie ihren Augen fremd. Alles, was sie an ihm geliebt hatte, schien ausgelöscht aus diesem schönen Antlitz. Und doch mochte sie sich nicht davon trennen. Sie nahm das Bild und wandte es um und versenkte sich aufs Neue hinein, Verlorenes wieder zu suchen.
    Sie hatte dem König für dieses Bild, ganz wider ihre Gewohnheit, ja wider ihre Überzeugung, mit ein paar trockenen Zeilen gedankt:
    „Ich liebe Ihr Bild mehr als Sie selbst, Sire”, hatte sie geschrieben, „denn mein Herz sagt mir, dass es zwischen uns nichts mehr gibt als die Erinnerung.”
    War sie zu hart, zu kalt gewesen?
    In tiefes Nachdenken versunken hörte sie plötzlich rasche Schritte auf der Treppe — ihr Herzschlag stockte — war es möglich — der König kam zu ihr!? Ehe sie noch zur Besinnung gelangt war, stand er schon vor ihr, seltsam erregten Gesichts. Da er nicht sprach, meinte sie schüchtern: „Ich glaubte Sie auf der Jagd, Sire!”
    Die Farbe kam und ging in seinem Antlitz.
    „Es ist — ich habe — ”
    Er stockte. Um die peinliche Pause auszufüllen, wies Louise mit dem Finger auf die Zeilen François' I. Der König las. Dann stieß er zornig hervor: „Er hat Recht!”
    „Recht, Sire! Oh mein Gott — und das sagen Sie!”
    Er ergriff ihre Hand und hielt sie mit eiserner Gewalt. Dann liefen seine Blicke über sie hin, tastend, suchend. Er sah ihre einfache Kleidung, sah, dass sie kein einziges Schmuckstück trug.
    „Sie schrieben mir, Louise, dass nur noch die Erinnerung zwischen uns sei — mir scheint, Sie verachten auch diese. Wo sind die Juwelen, die ich Ihnen schenkte? Wo —” er schüttelte heftig ihren zarten Arm — „die Armbänder, die dem Hof — die ganz Frankreich den ersten Beweis meiner Liebe für Sie gaben und die Sie bis vor kurzem trugen?”
    „Ich habe sie Ihrer Tochter gegeben, Sire —”, sagte sie, die sanften Augen zu seinem zorngeröteten Gesicht erhebend.
    „Ich verstehe —”, rief er erbittert. „Sie müssen Platz schaffen für neue Juwelen.”
    Er ließ ihr keine Zeit zu fragen. Mit raschen Schritten trat er vor sein Bild.
    „Und dieses Bild? Was hat es hier noch zu suchen! Es spielt eine miserable Rolle in Ihren Gemächern. Nicht wahr, Madame?”
    Der König nahm den Stiel seiner Hetzpeitsche, um das Bild zu zertrümmern. Louise fiel ihm entsetzt in den Arm.
    „Bei Gott, Sire.”
    Er sah auf diese weiße Hand, die wie eine Liebkosung auf seinem Arm lag. Er sah den Blick dieser sanften wundervollen Augen, welche ihm nur allzu deutlich sagten, dass Louise nicht mit der Erinnerung gebrochen hatte. Er warf die Hetzpeitsche fort und zog sie an sein Herz.
    „So ist es nicht wahr, was man mir erzählt — Sie lieben den Herzog von Longueville nicht, Sie werden ihn nicht heiraten?”
    Louise lächelte unter Tränen. Dann umschlang sie ihn und sagte leise und feierlich:
    „Sire, noch einmal: Vor dem König war Gott — nach dem König ist niemand als Gott!”
    Der König war noch immer nicht ganz beruhigt. Zu hoch emporgelodert war die Flamme seiner Eifersucht, als die Montpensier ihm gesagt, dass die Heirat der La Vallière mit dem Herzog beschlossene Sache sei. Hatte er Louise auch schmählich verlassen, hatte er selbst skrupellos die Liebe der Montespan genossen, Louise sollte, wenn auch in tausend Schmerzen, keinen anderen lieben als ihn.
    „Ist es auch wahr, Louise — lieben Sie den Herzog auch wirklich nicht? Werden Sie ihn niemals heiraten?”, fragte er, seine Augen tief in die ihren senkend.
    „Können Sie noch fragen, Sire, da Sie meine Tränen sehen!”
    „Es ist kein Grund zum Weinen, Louise!”
    „Kein Grund zum Weinen, Sire! Ein Grund zum Sterben!”
    In dem Augenblick, als seine Eifersucht beruhigt war, war auch seine warme Aufwallung für Louise wieder erloschen. Er hatte das Diner unter vier Augen mit ihr nehmen wollen. Jetzt sah er auf die Uhr und meinte, es sei zu

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