Die Geliebte des Zeitreisenden
es Gerüchte, nach denen sich in Quentins Mannschaft mehrere Todesfälle ereignet haben.«
»Vielleicht lauern in Avalon einige Fallen.« Lucan ging weiter und achtete auf alles, was außergewöhnlich war. Die alten Baumeister hatten vor ihren Schatzkammern oft Todesfallen aufgestellt. In den ägyptischen Pyramiden hatten die Baumeister viele solcher Fallen eingebaut, damit die Diebe nicht das Gold und die Juwelen aus den Gräbern stahlen. Da der Gral einer der berühmtesten und kostbarsten Schätze der ganzen Galaxie und Avalon vermutlich errichtet worden war, um ihn vor den Stämmen zu schützen, war es durchaus wahrscheinlich, dass sich auch im Innern des Obelisken einige Sicherungsmechanismen befanden. »Berührt die Wände nicht. Und tretet nicht auf etwas, das euch verdächtig erscheint.«
»Inwiefern verdächtig?«, fragte Cael.
»Zum Beispiel ein lockerer Stein oder ein Loch im Felsen, das nicht natürlich aussieht. Alles, was nicht hergehört.«
Cael betastete ihre Halskette. »Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mitten in der Nacht herzukommen.«
»Bis hierher dringt sowieso kein Tageslicht«, sagte Lucan. »Ich bin überrascht, dass Quentin keine Wachen aufgestellt hat. Vielleicht befinden sie sich noch tiefer im Inneren.«
Lucan hoffte, dass Cael nun nicht zurück zum Ausgang wollte. Ihm gefiel die Vorstellung keineswegs, wie sie allein durch diesen Tunnel schritt, denn er fürchtete um ihre
Sicherheit. Er wollte sie neben sich haben, wo er auf sie aufpassen konnte.
Lucan wandte sich an Rion. »Hast du in deinen Visionen gesehen, wo wir den Gral finden können?«
»Nein.«
»Weißt du, wie er aussieht?«
»Nein.«
»Deine Begabung...«
»Es ist mehr eine Enttäuschung als eine Begabung«, seufzte Rion. »Kannst du dir vorstellen, wie beunruhigend es ist, zwar einen Teil der Zukunft zu sehen, aber nicht zu wissen, wo oder wann dieses Ereignis stattfinden wird?«
»Seht euch das an!« Cael leuchtete mit ihrer Lampe auf einen dunkleren Bereich an der Steinwand.
»Ist das vielleicht eine Verfärbung, möglicherweise durch Hitzeeinwirkung verursacht?« Rion trat einen Schritt zurück, damit Lucan einen besseren Blick darauf haben konnte. Während der Rest des Steins von einem sandigen Braun war, wies dieser handtellergroße Fleck eine dunklere Färbung auf.
Lucan nahm einen Pickel aus seinem Werkzeugbeutel und kratzte an der Stelle. Die Oberfläche blätterte ab, und dahinter befand sich weicher, feiner Sand. »Es könnte ein Wasserschaden sein, oder ...«
»Was?«, drängte Rion.
»Da ist etwas.« Vorsichtig wischte Lucan den Sand beiseite; die Körner rieselten auf den Boden. Cael und Rion kamen näher. »Geht zurück!«
»Ich gehe nirgendwohin«, sagte Cael.
»Sollte ich eine Explosion auslösen, will ich nicht, dass ihr in ihrer Reichweite steht.«
Also machte Cael doch einen Schritt nach hinten. »Ich glaube aber nicht, dass uns die Erbauer von Avalon töten wollen.«
Gerade als sie diese Worte ausgesprochen hatte, fuhren Lucans Finger über eine Metallplatte, die in den Fels eingelassen war. Ein lauter Knall hinter ihnen bewirkte, dass sie sich alle zu Boden warfen. Instinktiv sprang Lucan auf Cael zu und schützte sie vor ... einer Druckwelle?
Kein Schutt, kein Staub, nicht einmal ein Sandkorn fiel auf sie. Lucan hob den Kopf und sah, dass sich ein kupferfarbener Schutzschild hinter ihnen erhoben hatte. Langsam kam Lucan auf die Beine und erwartete beinahe, der Schild werde sich den ganzen Tunnel entlang erstrecken und sie in Stücke reißen.
Er drehte sich um und reichte Cael die Hand, weil er ihr auf die Beine helfen wollte. Schmerz flackerte in ihren Augen, und sie zögerte erst. Dann ergriff sie aber doch seine Hand. Das war ein gewisser Fortschritt. Lucan sagte sich allerdings, er dürfe einer so kleinen Geste nicht zu viel Bedeutung beimessen. Es gelang ihm jedoch auch nicht, die aufkeimende Hoffnung zu unterdrücken.
»Der Schild scheint stabil zu sein. Mal sehen, wie er auf unbelebte Gegenstände reagiert.« Rion hob seinen Pickel.
»Wirf ihn nicht...«, warnte Lucan. Zu spät.
Rion hatte das Werkzeug bereits weggeschleudert. Lucan hielt den Atem an. Würde der Pickel vom Schild abprallen? Würde der Schild auf irgendeine Weise reagieren?
Der Pickel verschwand ohne jedes Geräusch. Kein Klappern von Metall, das auf Stein trifft, war von der anderen Seite zu hören.
Rion ging auf den Schild zu. »Ich wüsste nur zu gern, wie dieses Ding
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