Die Geliebte des Zeitreisenden
in den Abgrund reißen. Das wäre sehr befriedigend. Sie hatte keine Verwendung für den Mann, der Shaw getötet hatte und den Gral für seine eigenen gierigen Zwecke brauchte.
Der Pilot landete den Flieger so nahe wie möglich an der abgelegenen Stelle, die sie ihm gezeigt hatte, und die Männer legten Kletterausrüstung an. Quentin hielt Cael weiter an der Kette fest, und zusammen mit ihm stieg sie aus dem Flugzeug.
Als sie nach draußen kletterte, zitterte sie. Einer der Soldaten warf ihr einen schweren Mantel zu. »Herrin, Ihr kommt mit uns.«
Cael zog den Mantel an, drehte den Kopf und betrachtete den vereisten Gipfel. War es denn notwendig, ihr Täuschungsmanöver fortzusetzen? Hatte Lucan sein Raumschiff schon gestartet und war auf dem Weg zur Erde? Brachte sie Quentins Männer grundlos in Gefahr?
Ihr wurde ein wenig schwindlig. Es bedrückte sie, dass sie nichts über Lucans Schicksal wusste. Während sie ihm stumm eine gute Reise wünschte, weinte ihr Geist.
Sie erinnerte sich an die zärtlichen Küsse und an seine Entschlossenheit, sie mit Respekt zu behandeln. Einem Mann wie ihm war sie nie zuvor begegnet. Es gab keinen anderen Mann, der so war wie er.
Niemanden wie ihren... Gefährten.
Als sie einen dunklen Fleck vor den grauen Felsen erspähte, behielt sie ihre ausdruckslose Miene bei, auch wenn ein wenig Hoffnung ihre Stimmung hob. Wenigstens war Merlin an ihrer Seite geblieben.
Ohne Schwierigkeiten schwammen Lucan und Rion - mit dem Gral in ihrem Gepäck - auf das Raumschiff zu. Lucan musste sich noch entscheiden, ob er Rion auf dem Heimweg auf Ehro absetzen wollte, und er schätzte es sehr, dass Rion ihn deswegen nicht bedrängte. Doch die meisten Gedanken machte er sich um Cael. Er konnte nicht darauf vertrauen, dass ihr Volk sie gut behandelte.
Im Inneren des Schiffes begab sich Lucan sofort zur Brücke und schaltete die Computer ein. Rion starrte aus dem Fenster; die Fische schienen ihn zu faszinieren. Vielleicht beobachtete er auch nur Lucans Stimmungen - Wut und Verzweiflung; er vermisste Cael schrecklich.
Lucan schritt zur Kommandozentrale, setzte den Gral ab und scherte sich nicht um die neuen Botschaften aus der Heimat. Er sollte eine Antwort senden, die Triebwerke hochfahren und abfliegen. Er hatte genau das getan, wozu er hergekommen war. Er hatte den Gral gefunden. Hatte ihn in sein Raumschiff gebracht. Er sollte jetzt feiern.
Aber wie konnte er das tun?
Ohne Cael.
Guter Gott. Er hatte eine schwierige Reise erwartet. Er hatte damit gerechnet, dass er sich verirrte, technische Schwierigkeiten bekam oder bösartigen Außerirdischen begegnete. Aber er hatte doch nicht damit gerechnet, dass sich eine Frau für ihn opfern würde.
Sie hatte dragonische Tabus gebrochen und ihn mit ihrem eigenen Blut gerettet. Und nun hatte sie ihm den Gral gewissermaßen geschenkt und ihr Leben hingegeben, nur damit er seine Mission erfüllen konnte.
Er dachte daran, wie sie mit Feuer in den Augen vor ihm gestanden hatte. Wie sie vor Freude über Jaylons Heilung geweint hatte. Wie sie auf seine Berührung reagiert hatte. Wie sie ihre Hoffnungen, ihre Geheimnisse und ihren süßen Körper mit ihm geteilt hatte.
Wie konnte er sie alleinlassen?
Er brannte darauf zu wissen, was mit ihr geschah, und fuhr die Sprachschaltkreise des Computers hoch. »Wo befindet sich Herrin Cael, die Hohepriesterin von Avalon?«
Der Computer erwiderte: »Vor sechs Stunden habe ich die Hohepriesterin durch eine Verkehrskamera vor dem Krankenhaus von Feridon gesehen.«
Lucan sehnte sich danach, einen Blick auf sie zu werfen, und befahl: »Ich will sie sehen.«
Er beobachtete, wie Cael tapfer auf Quentin, Brennon und die bewaffneten Soldaten zuschritt, als könnten ihr die Gewehre nichts anhaben. Ihre Miene kündete von Mut, aber in ihrem Blick lag Trauer. Und als sie die Lippen bewegte, wollte er unbedingt hören, was sie sagte. »Haben wir keinen Ton?«
»Er ist verschlüsselt.«
»Dekodieren.«
Rion gesellte sich zu ihm und sah auf den Bildschirm. »Ich dachte, wir fliegen ab.«
»Das tun wir auch.« Lucan beobachtete, wie Cael standhaft blieb und die Waffen wie eine Königin ignorierte. Sie war so tapfer. So wunderbar. Und nur wegen ihm war sie diesen Soldaten gegenübergetreten. Alles in ihm krampfte sich zusammen, und er musste schwer schlucken. Jede Drachenzelle in ihm verlangte danach, an ihre Seite zu fliegen, aber dieses Ereignis hatte bereits vor vielen Stunden stattgefunden. Sie könnte schon
Weitere Kostenlose Bücher