Die Geliebte des Zeitreisenden
überwältigte. Dass seine brennende Lust nicht den Augenblick beherrschte.
Es war ihm aber auch nur mit äußerster Mühe gelungen. Nun musste sich Lucan abkühlen, und der Markt von Lan- gor bot eine gute Gelegenheit dazu. Während er mit Cael an den geschäftigen Buden vorbeischlenderte, roch er die Düfte von gerösteten und gezuckerten Nüssen, von gebrannten Mandeln und parfümierten Maiskörnern, er roch Gegrilltes sowie tierische Ausdünstungen. Hier gab es alles zu kaufen - von Werkzeugen über Möbel bis hin zu Haustieren. Lichterketten an den Budendächern und kupferne Laternen verliehen dem quirligen Markt eine festliche Atmosphäre.
Cael hatte sich eine große Sonnenbrille und einen Strohhut mit breiter Krempe aufgesetzt und einen Schal um den unteren Teil ihres Gesichts geschlungen. Lucan trug eine Kappe und eine gewöhnliche Sonnenbrille. Bisher schien niemand die beiden erkannt zu haben, während sie auf dem Weg zu ihrem Treffen mit Nisco zwischen den Einwohnern von Langor umherspazierten.
Dennoch war Lucan wachsam. Er wünschte, Cael hätte sich mit ihm beraten, bevor sie dieses Treffen vereinbart hatte. Er hielt es für keine gute Idee, sich im Freien aufzuhalten. »Wie weit ist es noch?«
»Wir müssen zwei Gänge überqueren und dann noch einen, sobald wir den Kai erreicht haben.« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Fluss.
Langor lag auf einem Hügel, von dem aus man einen mittelgroßen Kanal überblicken konnte. Ein Teil des Hafens wurde industriell genutzt, aber viele Bereiche waren Speiselokalen, Kutschfahrten und Ausflugstavernen vorbehalten.
Zwei Jungen liefen durch die Menge. Lucan zog Cael beiseite, damit sie nicht über den Haufen gerannt wurde. Nachdem die Jungen vorbeigehastet waren, riss sie sich von Lucan los. »Sei vorsichtig«, flüsterte sie.
Er war der Ansicht, dass er eine einfache Berührung durchaus noch einmal ertragen konnte, und hakte sich grinsend bei ihr unter. »Betrachte mich einfach als Teil deiner Verkleidung.«
Ein Soldat auf Patrouille kam an ihnen vorbei. Seine Blicke glitten über die beiden und schweiften dann weiter. Dennoch drängte Lucan Cael sofort in die entgegengesetzte Richtung.
Cael schüttelte den Kopf. »Wir müssen doch zum Kai.«
Er schlug also wieder den alten Weg ein und zwang die Anspannung aus seinen Schultern, während sie um eine Musikkapelle herum einen Bogen schlugen. Junge Mädchen in eng anliegenden grünen Kostümen tanzten zur Musik und unterhielten die Menge, während ein Affe Geld in einem Hut einsammelte.
Der Gang mit den offenbar recht begabten Straßenkünstlern führte sie geradewegs zum Kai. Hier hatten Maler entlang des Bürgersteigs Staffeleien aufgestellt und fertigten Porträts an. Andere verkauften Glasschmuck und Töpferwaren mit phantasievollen Mustern. Cael schlenderte durch die Gruppe der Künstler und Handwerker, bis sie eine Bude voller Skulpturen von Tieren und Menschen erreicht hatte, die aus einer Vielzahl einheimischer Steinarten und Hölzer hergestellt waren. Die Bildhauerin bot der vorbeiziehenden Menge ihre Ware an.
»Dies dort ist Nisco«, sagte Cael leise.
Lucan unterdrückte ein überraschtes Murmeln. Nisco sah Cael gar nicht ähnlich. Die große Frau war eine Ansammlung von scharfen Linien und Winkeln - ein kantiges Kinn, knorpelige Ellbogen und schräg stehende Augen mit leicht gesenkten Lidern. Ihrem Begrüßungslächeln mangelte es an Wärme, und er fragte sich, ob Nisco ihrer berühmten Schwester nicht nur die herausragende Stellung, sondern auch die Schönheit neidete
Normalerweise umarmten sich Geschwister, aber Nisco und Cael hielten sich bei ihrer Begrüßung seltsam fern voneinander.
»Nisco« - Cael nahm die Skulptur eines Drachens in die Hand - »das hier ist wunderhübsch.«
»Nimm sie, wenn sie dir gefällt.« Nisco bedeutete den beiden, in ihre Bude einzutreten, und beäugte Lucan dabei mit großer Neugier. »Du weißt, dass sie noch nach dir suchen.«
Breitbeinig stellte sich Lucan in den vorderen Teil der Bude und stemmte die Hände in die Hüften. Einige Kauflustige näherten sich Niscos Auslage, lasen Lucans Körpersprache und gingen weiter.
»Wir müssen uns verstecken - und deshalb brauche ich deine Hilfe.« Cael senkte die Stimme und betrachtete eine weitere Skulptur. »Erinnerst du dich noch an deinen Freund Trelan?«
»Den Privatdetektiv?« Nisco wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.
»Kannst du Kontakt mit ihm aufnehmen?«
»Ja, vermutlich schon.
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