Die Geliebte des Zeitreisenden
gewesen war als sein Arzt. Falls es ihr jedoch gelingen sollte, den Gral zu finden... »Ich werde mit Jaylons Ärzten sprechen. Vielleicht müssen wir nur die Dosierung seiner Medikamente ändern.«
»Ich weiß, du hast so viele andere Sorgen. Es tut mir leid, dass ich dich angerufen habe.«
»Ich bin froh, dass du es getan hast.« Cael riss sich zusammen. Sie war von Angst erfüllt und bemühte sich, sie unter Kontrolle zu halten. »Atme tief durch und beruhige dich. Wir wussten doch schon lange, dass die Behandlung schwierig werden könnte. Er wird gute und schlechte Tage haben. Du musst stark sein, Nisco. Er ist ein tapferer kleiner Junge.«
Lucan stellte sich hinter Cael und massierte ihr die Schultern, was ihr ein wenig Trost spendete. Gute Göttin, sie hatte gar nicht bemerkt, wie sehr sich ihre Muskeln verspannt hatten. Obwohl er nur ihren Teil des Gesprächs hören konnte, war ihm gewiss klar, dass die Lage ernst war. Hatte er wirklich gespürt, dass sie gleich die Fassung verlieren würde?
Nisco atmete tief durch. »Jaylon sieht so blass und apathisch aus, wie er da in seinem Bett liegt. Aber ich habe dich nicht nur wegen ihm angerufen. Gibt es etwas, das ich für dich tun kann?«
Cael war darin geschult worden, immer die Starke zu sein und allein zurechtzukommen. Sie hatte befürchtet, ihre Unabhängigkeit könnte ihre Schwestern abgestoßen haben. Doch jetzt war es Nisco, die den Kontakt zu ihr gesucht hatte.
»Ich könnte deine Hilfe im Augenblick tatsächlich gut brauchen. Wäre es dir möglich, dich mit uns an deinem Stand auf dem Markt von Langor zu treffen, vielleicht bei Sonnenuntergang ? «
»Uns?«, fragte Nisco. »Wer ist bei dir?«
»Ich werde ihn dir vorstellen, wenn wir uns sehen.«
Nisco schwieg einen Moment lang. Sicherlich war sie entsetzt, weil Cael nicht allein war. Die doch sonst immer allein war. Schließlich fand Nisco ihre Stimme wieder. »Wenn ich sofort aufbreche, werde ich pünktlich dort sein.«
»Sag aber niemandem, dass du mit mir gesprochen hast und dich mit mir triffst.«
»Verstanden.«
Cael legte auf und bemerkte, dass Lucan vor Fragen geradezu platzte. »Warte. Jaylon geht es nicht gut. Ich muss erst noch einen Anruf machen.« Sie wählte die Nummer von Jaylons Zimmer und hoffte darauf, dass Sonelle sie mit dem diensttuenden Arzt verbinden konnte.
Doch ihr Neffe war selbst am Apparat. »Hallo.«
»Jaylon? Bist du das, mein Lieber?«
»Tante Cael?« Er klang schwach, schien aber bei klarem Verstand zu sein. »Hast du den Gral gefunden?«
»Ich arbeite noch daran, mein Kleiner.«
»Ich bin nicht klein.«
»Entschuldige.« Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ich vergesse immer wieder, wie groß du schon bist.«
»Du solltest herkommen und selbst sehen, wie ich gewachsen bin«, sagte er in kindlichem Ton.
»Das werde ich. Bald. Ist deine Mama da?«
»Sie spricht gerade mit dem Arzt.«
»Mit ihm würde ich auch gern sprechen.« Ihre Herzen taten weh, aber Cael bemühte sich, mit heiterer Stimme
zu sagen: »Sag ihr bitte Bescheid, dass ich am Telefon bin.«
»Ich will keine Medizin mehr. Und keine Spritzen.«
Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, waren seine Arme von den vielen Nadelstichen ganz schwarz und blau gewesen.
»Die Medizin macht mich krank.«
Er klang so traurig und entmutigt. »Du darfst es mir bitte nicht antun, dass du aufgibst. Diese Medizin tötet doch deinen Krebs.«
»Nein, das tut sie nicht. Das weiß ich.«
Seine sture kleine Stimme verursachte ihr einen Kloß im Hals, aber sie schaffte es, mit leichter Stimme fortzufahren: »Wenn es dir nicht besser geht, kann ich dich aber auch nicht auf einen Flug mitnehmen.«
Sie hatte ihm versprochen, ein Zaumzeug für ihn zu fertigen und mit ihm über die Stadt zu fliegen. Seine Mutter würde das zwar nicht wollen, aber so war es eben ihr kleines Geheimnis.
»Das hast du nicht vergessen?«, fragte er.
»Natürlich nicht. Lass mich bitte jetzt mit dem Heiler sprechen, damit wir dafür sorgen können, dass es dir besser geht, mein Schatz. Ich hab dich lieb.«
»Hab dich auch lieb.«
Cael redete noch eine Weile mit dem Doktor und klappte dann den Kommunikator zu. Sie konnte es nicht verhindern, dass sie zitterte. Lucan sagte kein Wort. Er warf einen einzigen Blick auf ihr Gesicht, schlang dann die Arme um sie - und sie sackte gegen ihn. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie kalt ihr geworden war, bis sie sich in seine Wärme schmiegte.
Cael schloss die Augen und legte die
Weitere Kostenlose Bücher